Hannah Stevens: Schön, geil & tödlich - 7 erotische Geschichten (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 28. Februar 2019 10:36

Hannah Stevens
Schön, geil & tödlich - 7 erotische Geschichten
Blue Panther Books, 2018, Taschenbuch, 168 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-381-7 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Sucht man im Internet nach Hannah Stevens, stößt man auf eine amerikanische Autorin und ein halbes Dutzend Titel, die jedoch im Bereich der Reise-Abenteuer, Krimis und des Dramas anzusiedeln sind. Von daher liegt man vermutlich nicht falsch, wenn man davon ausgeht, dass jene Hannah Stevens, die die sieben Kurzgeschichten in „Schön, geil & tödlich“ geschrieben hat, eine deutsche Autorin ist, die ein (zufällig gleichnamiges) Pseudonym benutzt, wie wohl so manch andere, die das Erotik-Genre bedienen.
„Die betrogene Köchin“ ertappt ihren Ehemann in flagranti und will sich rächen, erwischt jedoch nicht die Zielperson.
„Die durchtriebene Ehefrau möchte sich ihres alten, sadistischen Gatten entledigen. Da kommt ihr der dreiste Stiefsohn, der nicht mehr auf sein Erbe warten kann, ganz gelegen.
„Die geile Jugendamtsmitarbeiterin“ lässt sich auf einen verbotenen One-Night-Stand mit einem attraktiven Schützling ein. Leider hat er nicht viel zu bieten und wird auch noch grob. Die junge Frau wehrt sich - mit fatalen Folgen. Wenige Tage später steht ein eifriger Detective Inspektor vor ihrer Tür. „Basic Instinct“ lässt grüßen.
„Die geile Tante“ geht eine Affäre mit ihrem Lieblingsneffen ein. Während einer Spritztour mit dem neuen Porsche lenken die Zärtlichkeiten der erfahrenen Frau den jungen Mann ab, so dass es zu einem tragischen Unfall kommt.
„Die untreue Freundin“ bereut zutiefst, dass sie eine heiße Nacht mit dem Neuen ihrer Mitbewohnerin verbracht hat. Es soll bei dem einen Mal bleiben, und keiner darf davon erfahren. Der Freund hat jedoch andere Pläne, die für ihn kein gutes Ende nehmen.
„Die versaute Ladendiebin“ wird erwischt und zur Geschäftsführerin gebracht. Statt der Polizei übergeben zu werden, soll die junge Frau der Sadistin als Sklavin dienen. Anfangs hat das Ganze durchaus einen gewissen Reiz, aber die Erniedrigungen und Quälereien werden immer schlimmer. Es scheint nur eine Lösung zu geben, das böse Spiel zu beenden.
„Die Gang Bang Stute“ ist eine junge Frau, die ihre große Liebe geheiratet hat und nie mit einem anderen Mann zusammen war. Zu ihrer großen Überraschung schlägt ihr nicht mehr ganz so heißblütiger Gatte einen flotten Dreier vor, der eine Kettenreaktion zur Folge hat und das Leben von „Hannah“ völlig verändert.
Allen Geschichten ist gemein, dass die Rahmenhandlung sehr dünn ist, obschon das Versprechen, dass die Damen „tödlich“ sind, in den ersten sechs der sieben Episoden eingelöst wird. Wie sie sich langweiliger, untreuer, sadistischer, gefährlicher und überflüssiger Lover entledigen, liefert jeweils eine kleine Pointe.
Eine Ausnahme stellt „Die Gang Bang Stute“ dar, die längste Erzählung, in der sich Hannah von der etwas bieder wirkenden, treuen und liebenden Gattin in mehreren Kapiteln konsequent weiterentwickelt zu einer selbstbewussten Frau, die nichts anbrennen lässt und sogar an delikateren Spielarten Gefallen findet, welche ihrer nicht minder sexuell aktiven Freundin zu heftig sind. Dass sie mit dem, was sie genießt, auch noch gutes Geld verdient (sich als Callgirl eines Edel-Services prostituiert), macht sie finanziell unabhängig und bringt sie ins oberste Milieu der Reichen und Schönen.
Der Schwerpunkt von jeder Story liegt auf den sehr expliziten Schilderungen, wie sich die Protagonisten (mehr oder minder) verwöhnen, wobei auch eine recht derbe Sprache (Dirty Talking) zum Einsatz kommt. Über Vanilla Sex sind die Beteiligten längst hinaus. Es gibt Lesbenspiele, flotte Dreier und Vierer, Gang Bang, Oral- und Analverkehr, Sadomaso - wobei eine gewisse Grenze noch nicht überschritten wird. Der Sadismus endet, bevor dem unterworfenen Partner richtige Qualen und Verletzungen zugefügt werden, und auch Sextoys, harte Bondage-, Dominanz- und weitere Praktiken, die nicht jedermanns Sache sind, werden hier weitgehend ausgeklammert.
Die Hauptfiguren sind stets junge, attraktive, gepflegte Frauen, die oft aus gehobenen Verhältnissen stammen. Sie kleiden sich elegant und tragen edle Dessous. Ihr Denken kreist um Sex, Sex, Sex. Sie haben Spaß daran, ihre Lover zu befriedigen, und erwarten umgekehrt, dass auch ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Die Leserschaft darf an den Träumen, Erinnerungen und aktuellen Erlebnissen teilhaben, erfährt von den Empfindungen der jeweiligen Protagonistin und wie großartig die hemmungslosen Spiele sind, denen sie sich hingeben.
Adressiert ist das Buch an Frauen jeden Alters, die weniger an harmlosen Romanzen, aufwühlenden Dramen oder Spannungsliteratur interessiert sind, sondern genau das lesen wollen. Die Autorin entführt ihr Publikum in Traumwelten, die zu besuchen ganz interessant sein kann, aber nicht von jeder für sich selbst angestrebt wird. Schon die Szenarien - Großbritannien, Amerika, ausschließlich reiche und gutaussehende Männer sowie junge Frauen mit Model-Maßen und Designer-Kleidung, die alle nicht viel zu tun haben - sorgen für Distanz zur Realität.
Die einzelnen Episoden sind flott geschrieben. In einigen Fällen hätte das Lektorat etwas aufmerksamer sein dürfen, da vor allem in den späteren Texten mehr Tippfehler auffallen, auch mal die Figuren verwechselt werden (S. 127, Hannah und Laura) oder die Sex-Szenen fast wortwörtlich wiederholt werden (S. 25 ff und S. 35 ff). Das dürfte vielen jedoch kaum auffallen, da sie mehr auf den Inhalt als solche kleinen Details achten.
Wer zu Büchern von Blue Panther Books greift, weiß, worauf er/sie sich einlässt. Die ansprechenden Cover und eindeutigen bis zweideutigen Titel beseitigen die letzten Zweifel. Kann man ohne eine ‚richtige‘ Handlung auskommen und hat Spaß an grafischen Beschreibungen von aufregenden Liebesspielen, in denen die Frauen all ihre Wünsche erfüllt bekommen (und wenn nicht, sich rächen), wird man mit „Schön, geil & tödlich“ sicher keinen Fehlgriff tun.