Anja Bagus: Erlösung (Buch)

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Kategorie: Rezensionen

Veröffentlicht: Donnerstag, 21. Februar 2019 15:59

Köln im Jahr 1915. Wie überall im Deutschen Reich hat auch hier der grüne AEther dafür gesorgt, dass aus einzelnen, normalen Bürgern, gleich ob arm oder reich, alt oder jung, Mann oder Frau, gebildet oder unwissend Veränderte, der Volksmund sagt Verdorbene, wurden. Die Menschen mutierten - einige nur innerlich, wurden mit neuen Gaben ausgestattet, andere auch äußerlich, so dass nun Werwesen, Tierwesen und Fabelgestalten das Land bevölkern.

Unmut regt sich dabei in allen Schichten. Man ist dem gegenüber, das man nicht kennt, zunächst einmal vorsichtig, ja ablehnend eingestellt, man misstraut und verleumdet das Fremde oder Andere gerne.

Wenn sich dann noch Demagogen aufmachen, die Volksseele anzustacheln, dann ist der Mob nicht weit. Pogrome drohen, der ungezügelter Volkszorn hebt sein Haupt, angestachelt und dirigiert von Menschen, die dies auszunutzen versuchen.

Mittendrin Helena, der ihre Mutation Kraft und Schnelligkeit verlieh. Als Hauptwachtmeisterin dient sie eigentlich dem Amt für AEtherangelegenheiten, doch dann fordert ein Bewerber um die vakante Stelle des Bürgermeisters sie an. Sie soll dem aus Amerika in die Heimat geeilten Mann als Leibwächterin im bevorstehenden Wahlkampf dienen und ihn vor Anschlägen schützen.

Keine leichte Aufgabe, sind alte wie neue Gegner doch auf dem Kriegspfad.

Dazu kommt, dass ihre Familie es sich auf die Fahnen geschrieben hat, ein altes Werksgelände für ihre Zwecke zu nutzen. Hier soll ein Hexenhain entstehen, ein Versammlungsplatz der weisen Frauen und im ehemaligen Bürogebäude sollen die Ärmsten der Armen, die Straßenkinder, einen trockenen Unterschlupf und Essen bekommen.

Doch dann beginnt sich bewaffneter Widerstand gegen die Verdorbenen und ihre Befürworter zu regen - und alte, längst besiegt geglaubte Gegner tauchen wieder auf…

Ich hatte so meine liebe Mühe, in den Roman zu kommen. Hoppla, da begegnen mir Figuren, die - das entnehme ich den Anmerkungen der Autorin - schon so Einiges erlebt, erlitten und erstritten haben, doch weder kennzeichnet der Verlag auf dem Waschzettel, dass dies eine Fortsetzung ist, noch gibt es eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse zu Beginn des Textes.

Nach entsprechender Recherche konnte ich dann - mühsam - herausfinden, dass der Roman auf die in „Ruhelos & Wachsam“ geschilderten Abenteuer anschließt - soweit die Vorbemerkung.

Inhaltlich lässt sich Bagus dieses Mal Zeit. Fast ein Drittel des Buchs ist verstrichen, bevor der Leser den Konflikt, der dem Plot zugrunde liegt, erstmals wirklich wahrnehmen kann. Bis dahin plätschert die Handlung mehr vor sich hin, als dass ein stringenter Handlungsbogen erkennbar wäre. Das hatten wir in anderen Büchern der Autorin schon besser und spannender gelöst gelesen.

Dann geht es in gewohnten Bahnen weiter. Nichts wirklich umwerfend Neues, mittlerweile kennen wir ja die AEtherwelt, in der sie ihre Geschichten ansiedelt, und wissen um die Anfeindungen und die Kämpfe um Gleichberechtigung und Anerkennung.

Insoweit war dieses Buch für mich eine kleine Enttäuschung, auch wenn zum Finale hin das Tempo und die Dramatik deutlich anziehen.

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