Riverdale - Der Tag davor, Mico Ostow (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 13. Februar 2019 23:05
Riverdale - Der Tag davor
Mico Ostow
(Riverdale: The Day Before)
Übersetzung: Doris Attwood
cbt, 2019, Taschenbuch, 348 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-570-31295-7 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Micol Ostov hat osteuropäische und jüdische Wurzeln, lebt heute in New York und arbeitet als Autorin und Lektorin. Sie ist die Verfasserin eines Romans zur Fernsehserie „Riverdale“, die lose auf den berühmten Archie-Comics basiert, aber eine eigene moderne Geschichte erzählt, bei der Mystery und Drama für die entsprechende Spannung sorgen.
Riverdale ist ein verschlafenes und idyllisches Kleinstädtchen in den USA, in dem die Welt noch in Ordnung ist und alle nett zueinander sind, wenn man mal von einigen düsteren Typen absieht, die die Southside der Stadt aufmischen. Am dritten Juli bereiten sich aber alle schon einmal auf die Feiern zum Unabhängigkeitstag vor.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht Archie. Er ist ein mittelmäßiger Schüler aber gut im Football, trotz oder gerade wegen seiner roten Haare umschwärmt, hat aber im Moment nur Augen für seine Musiklehrerin, die in ihm den Traum geweckt hat, Musiker zu werden. Daher hat er auch kaum Zeit für seinen besten Freund Jughead, der viel zu feinfühlig für die Gegend ist, in der er lebt. Und Betty, das nette Mädchen von nebenan, ist gerade ganz woanders, um Geld in der Redaktion einer Klatschseite zu verdienen.
Auch für Veronica Lane ist die Welt noch in Ordnung, das It-Girl weiß sich auch gut in Szene zu setzen. Noch ahnt keiner, dass die nächsten vierundzwanzig Stunden aller Leben komplett verändern werden.
Eines lässt sich sagen: Obwohl „Riverdale - Der Tag davor“ ein Prequel ist, wird man kaum eine Chance haben, die ganzen Anspielungen zu verstehen oder gar die Personen vor Augen zu haben, denn die Autorin verzichtet darauf, die Umgebung und die Leute zu beschreiben. Alle Informationen muss man sich aus den inneren Monologen und den Dialogen der Figuren erschließen, die aber auch nicht so viel hergeben.
Es geht um die Gefühle und Gedanken, die wohl viele Jugendliche im Alter zwischen Fünfzehn und Siebzehn haben werden. Archie ist auf der Suche nach dem, was er eigentlich will und zieht Vieles nur halbherzig durch. Sein Freund wird mittlerweile in eine Rolle gedrängt, die er gar nicht will, zugleich ärgert er sich, dass sich irgendetwas zwischen ihn und Archie geschoben hat.
Dann ist da Betty, das nette Mädchen von Nebenan, das sich immer noch nicht an die Gegebenheiten der großen Stadt gewöhnen kann, Archie eigentlich liebt, aber den Mund nicht aufbekommt, und nun an der Frau dran ist, die später zu ihrer ärgsten Rivalin wird.
Veronica Lane wirkt noch am Erwachsensten, was einfach daran liegt, dass sie sich Tag um Tag gegenüber der Klatschpresse beweisen muss.
Weder die Figuren noch die Handlung gehen sonderlich in die Tiefe, die Autorin verknüpft lediglich Hinweise und Andeutungen, die man vermutlich schon in den Staffeln der Serie aufschnappen konnte, und verrät nicht sonderlich viel Neues.
Alles in allem fehlt auch der Mystery-Aspekt, denn noch ist nicht viel passiert - die Protagonisten sind in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen und sehen auch noch nicht viel mehr als diese. Und die Autorin fängt dieses auch mit einem Stil ein, der auf kurze Sätze und schlaglichtartige Aufarbeitung von Themen setzt.
„Riverdale - Der Tag davor“ dürfte damit eine nette Ergänzung der Fernsehserie sein, die vor allem Fans der Serie ansprechen dürfte, nicht aber diejenigen, die dadurch Zugang zu letzterer finden wollen. Denn genau das ist die große Schwäche des Buchs: es setzt zu viel Wissen über „Riverdale“ und seine Helden voraus.