Die Legende von Malemort 4: Sobald die Nacht anbricht ... (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 26. Juli 2010 09:56
Die Legende von Malemort 4
Sobald die Nacht anbricht ...
(Le roman de Malemort: Lorsque vient la nuit)
Text & Zeichnungen: Eric Stalner
Farben: Jean-Jacques Chagnaud
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-024-8
Irene Salzmann
Obwohl Graf Colbus de Malemort dank Antheas Eingreifen die Begegnung mit dem Bischof überlebt hat und das Mädchen nicht länger vor ihm zurückschreckt, hadert der Vampir mit seinem Schicksal und wünscht, seinem Dasein ein Ende zu setzen. Er ist davon überzeugt, dass es für ihn und seine Seele keine Rettung mehr gibt, darum besteht er darauf, dass Anthea, Frau Agnes, Beatrice und Arvid seine Burg sofort verlassen. Seinen Freunden, dem Ritter Malperthuis und dem Zwerg Arnulf, gelingt es nicht, ihn zu beschwichtigen.
Erbost über diese Wendung, nach allem, was sie zusammen durchgemacht haben, provoziert Anthea Colbus, der daraufhin prompt vor seinen Freunden flieht, die in ihm nur das Gute sehen. Ohne zu zögern folgen Anthea, Malperthuis und Arnulf seiner Spur, die zu Joachim de Peyrac, Colbus‘ Meister, führt. Der alte Mann, falls er noch lebt, ist möglicherweise der Einzige, der den Fluch rückgängig machen kann, den Colbus aus einer Notwendigkeit heraus über sich gebracht hat. Der Weg ist weit, beschwerlich und gefährlich, denn Wegelagerer lauern den Reitern auf, ein tückischer Sumpf kostet sie beinahe ihr Leben, die freundlichen Bewohner eines abgelegenen Dorfes hüten ein schauriges Geheimnis, und auf Colbus wartet eine unheimliche Überraschung …
Nachdem in den ersten drei Bänden das Setting, die Charaktere und der grundlegende Konflikt – die Willkür von Klerus, Adel und Soldaten bringt viele Menschen ins Gefängnis und auf den Scheiterhaufen; ausgerechnet ein Vampir versucht, die Unschuldigen zu beschützen – vorgestellt wurden, beginnt mit dem vierten Teil der „Legende von Malemort“, „Sobald die Nacht anbricht …“, ein neuer Abschnitt. Man sollte die vorherigen Alben gelesen haben, um zu wissen, wie es zur aktuellen Situation hatte kommen können und in welcher Beziehung die Protagonisten zueinanderstehen, denn darauf bauen die drei abschließenden Bände auf, in denen Graf Colbus nach Mitteln und Wegen sucht, den Fluch des Vampirismus loszuwerden. Seine langjährigen Freunde und das Mädchen Anthea begleiten ihn.
Auf ihrer Reise muss die kleine Gruppe viele Gefahren überstehen, und jede ist übler als die vorherige. Je harmloser etwas wirkt, umso größer ist das Grauen, das hinter der unscheinbaren oder gar freundlichen Fassade lauert. Nur knapp gelingt es den Kameraden, dem sicheren Tod immer wieder von der Schippe zu springen, aber noch haben Anthea, der Ritter und der Zwerg ihr Ziel nicht erreicht und befinden sich in einer heiklen Lage, aus der sie sich ohne fremde Hilfe kaum werden befreien können. Colbus hingegen steht seinem alten Lehrer gegenüber – und jemandem, den er hier nicht erwartet hätte. Der Leser ahnt, dass es eine Falle ist und darf nach diesem Cliffhanger darüber spekulieren, ob der Vampir den Trug durchschauen wird, welche Pläne Peyrac verfolgt und was mit den anderen geschieht. Ganz nebenbei erfährt man ein wenig über Antheas Herkunft, die bislang im Dunkeln lag. Wirklich spektakulär ist die Information nicht; etwas Ähnliches durfte man vermuten. Da der Hinweis gerade jetzt kommt, darf man davon ausgehen, dass Antheas verschollener Vater noch eine Rolle spielen könnte.
Zweifellos ist dieser vierte Band eines der Highlights der Serie, denn die Geschichte wird auf den knapp fünfzig Seiten immer spannender, die sympathischen Charaktere bringen die Handlung überzeugend voran, es gibt die eine oder andere Enthüllung, die zugleich neue Fragen aufwirft, und die Illustrationen sind, wie gewohnt, wunderschön, voller Details und stimmungsvoller Farben. In dem Album zu blättern und die Bilder zu betrachten, ist ein wahrer Genuss. Schätzt man spannende und schön gezeichnete Fantasy-Comics wie „Das Einhorn“, „Die Druiden“, „Siegfried“ oder „Marlysa“, dann kommt man an „Die Legende von Malemort“ nicht vorbei. Der Titel ist einer der besten, die derzeit bei Splitter erscheinen!