Genevieve Cogman: Die maskierte Stadt (Buch)

Genevieve Cogman
Die maskierte Stadt
Die Bibliothekare 2
(The Masked City)
Übersetzung: Dr. Arno Hoven
Bastei Lübbe, 2017, Taschenbuch, 460 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-404-20888-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Seit sie denken kann, ist Irene Winters eine Mitarbeiterin der Unsichtbaren Bibliothek, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Wissen aller Welten zusammen zu tragen. Lange Jahre hat sie auf den verschiedensten Daseinsebenen nach verborgenen und verlorenen Schriften gesucht, nun hat sie ihr letzter Auftrag zur Herrin einer Außenstelle gemacht.

Zusammen mit ihrem Assistenten Kai hält sie die Stellung, lässt es sich aber auch nicht nehmen, immer noch dem einen oder anderen Buch nachzustellen.

Zunächst scheint alles in Ordnung zu sein, das Leben geht seinen geruhsamen Gang und nichts scheint die Ruhe stören zu wollen. Bis zu dem Tag, als die beiden gemeinsam eine zwielichtige Auktion aufsuchen, um einen Text von Bram Stoker zu erwerben. Noch auf dem Heimweg werden die beiden überfallen und Kai entführt.

Zunächst ist Irene mehr als schockiert, dann aber sucht sie sich Hilfe und kommt nach und nach darauf, dass es weniger um die Schrift geht, als um ihren Assistenten. Denn Kai scheint für die gewisse Leute höchst interessant zu sein. Und die Spur, die sie hinterlassen haben, führt in ein Venedig, in dem immerwährend der Karneval zu toben scheint und jeder eine Maske trägt.


Inzwischen ist die Katze aus dem Sack, was Kai betrifft, aber das hat die Freundschaft zwischen Irene und ihrem Assistenten nicht geschmälert, eher im Gegenteil. Sie arbeiten nach wie vor ausgezeichnet zusammen. Ihre romantischen Gefühle binden Irene mehr an jemand anderen, einen Privatdetektiv ihrer neuen Wahlheimat.

Aber man muss nicht befürchten, dass die Autorin die Liebesgeschichte in den Vordergrund stellt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Heldin hat anderes im Kopf, sie muss sich mit der Entführung und einem Komplott herumschlagen, in das ganz offensichtlich auch einer ihrer Kontakte verwickelt ist - eine Fehde zwischen Elfen, die ohne Rücksicht auf Verluste schon über viele Jahrhunderte geführt wird.

Die Suche nach Kai gibt der Autorin die Gelegenheit, die Heldin über weitere interessante Parallelwelten zu führen, in denen die Geschichte einen leicht anderen Verlauf genommen hat, und dabei weitere Geheimnisse offen zu legen. Durch das Buch versteht man nun auch besser, was es mit den sogenannten „chaosverseuchten Welten“ auf sich hat, und warum die Bibliothekare von einigen magischen Rassen nicht gerne gesehen werden.

Die Geschichte ist auch weiterhin gefällig geschrieben, spielt mit interessant gestrickten Szenarien und erlaubt sich augenzwinkernde Momente; als kleinen Bonus gibt es auch diesmal ein Interview mit der Autorin selbst.

Letztendlich weiß auch dieses Buch zu gefallen, weil es Settings und Genres geschickt miteinander mischt, Helden in den Vordergrund stellt, die nicht den üblichen Archetypen entsprechen und sich dabei doch immer wieder neues einfallen lässt.

Damit ist auch „Die maskierte Stadt“ ein gelungener Roman aus der „Die Bibliothekare“-Reihe, in der die Autorin Fantasy, Steampunk und Krimi gelungen miteinander vermischt und dabei auch den Humor nicht außer Acht lässt.