Robin Hobb: Beschützer der Drachen (Buch)

Robin Hobb
Beschützer der Drachen
Das Erbe der Weitseher 3
(Fool’s Fate, 2003)
Übersetzung: Rainer Schumacher
Penhaligon, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 1114 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3205-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die zweite Weitseher-Trilogie findet in „Beschützer der Drachen“ einen sehr ausführlichen Abschluss. Auch dieser Roman ist bereits bei Bastei-Lübbe erschienen, wenn auch aufgeteilt in zwei Bänden: „Der weiße Prophet“ und „Der wahre Drache“. Von einer Überarbeitung der Übersetzung ist aber nichts mehr zu lesen.

 

Durch die Intervention des Narren, der nun nur noch als Fürst Leuenfarb bekannt ist, ist Fitz an den Hof zu Bocksburg zurückgekehrt. Er ist der Lehrer des Prinzen, was die Gabe und die alte Macht betrifft und auch das Herz und die Seele einer besonderen Kordiale, die Prinz Pflichtgetreu umgibt.

Der hat allerdings andere Sorgen, denn auch wenn die reichsinternen Intrigen erst einmal aufgelöst sind, so hat der Thronfolger noch immer nicht allen seinen Wert bewiesen. Außerdem steht und fällt mit ihm die Dynastie, denn er hat als letzter Spross der Familie weder Frau noch Kinder.

Deshalb soll er nicht nur durch eine Heirat Bündnisse schließen, sondern auch für den Fortbestand der Familie sorgen, aber seine Braut Elliana fordert einen hohen Preis, sie will ihn nur zum Mann nehmen, wenn er ihr den Kopf des Drachens Eisfeuer bringt.

So macht sich der junge Mann auf die gefährliche Reise in die Welt seiner Braut, während Fitz mehr oder weniger zwischen den Fronten steht, weil er in das größere Muster eingeweiht wurde. Denn er weiß, dass gerade der Narr verhindern will, dass der Drache stirbt und tut alles, um das Verhängnis aufzuhalten - weil durch das Einwirken einer anderen Macht viel mehr auf dem Spiel steht als der Rest der Menschen ahnt.


„Beschützer der Drachen“ hat eigentlich eine sehr überschaubare Handlung, steht doch eigentlich nur die Reise des Prinzen zu den Inseln an und die Erfüllung seines Versprechens. Doch dieses Thema wird über mehr als tausend Seiten gestreckt und gibt der Autorin so die Möglichkeit, nicht nur die Fäden zusammen zu fügen, die sie in den anderen Romanen ausgelegt hat, sondern auch ihren Helden ein wenig Raum für Entwicklung zu geben. Nicht zuletzt erfährt man mehr über die Agenda, die dem Handeln des ehemaligen Narren zugrunde liegt.

Das große Bild wird vor den Lesern entfaltet, der Gobelin weiter geknüpft, der bereits im ersten Band der ersten Trilogie seinen Anfang nahm, und damit ergibt sich ein rundes Bild.

Die Figuren sind erstaunlich normal gehalten, trotz ihrer besonderen Gaben und Fähigkeiten haben sie Stärken und Schwächen wie jeder andere auch, sind ungerecht und auch schon einmal gemein und machen immer wieder Fehler.

Allerdings trifft das nur auf das direkte Umfeld des Helden zu; wie schon in den Bänden zuvor sind die Gegenspieler eher blass und werden auf wenige Eigenschaften reduziert, die sich meistens auf Klischees zurückführen lassen.

Leider hat die ausgefeilte Schilderung der Ereignisse und Beziehungsgeflechte auch seinen Preis. Wer Action und eine leichtgängige Erzählweise erwartet, wird enttäuscht, denn das Epos kommt eher behäbig daher, die Spannung bleibt moderat und leider entstehen auch schon einmal deutliche Längen, wenn die Helden überhaupt nicht von der Stelle kommen. In der Hinsicht sollte man sich auf einen so wortgewaltigen Text einlassen können und ausführliche Beschreibungen mögen.

Mit „Beschützer der Drachen“ führt Robin Hobb auch ihre zweite Trilogie um „Das Erbe der Weitseher“ zu Ende und schließt den Bogen, der bereits im allerersten Band des ersten Zyklus seinen Anfang nahm. Das wird durchaus episch erzählt, man sollte daher als Leser bereit sein, sich auf detailreiche Schilderungen von Umfeld und Figuren einzulassen, bei der die Spannung gelegentlich zu kurz kommt.