Lake of Fire (Comic)

Nathan Fairbairn
Lake of Fire
(Lake of Fire, 2016)
Titelbild und Zeichnungen: Matt Smith
Übersetzung: Sarah Weissbeck
Cross Cult, 2018, Hardcover, 168 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-95981-783-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Es ist schon interessant, dass sich amerikanische Künstler in den letzten Jahren nicht nur an den eigenen großen Vorbildern oder den Asiaten orientieren, sondern auch einen Blick zu den Franzosen werfen, deren historische Geschichten schon immer einen guten Schuss an Fantasy oder Horror besaßen. „Lake of Fire“ beweist dies auf interessante Art und Weise.

 

Zwei junge Männer träumen von Ruhm und Ehre als Kreuzritter. Sie wollen für Gott gegen Ungläubige und Häretiker kämpfen, doch als sie endlich das Lager eines Feldherrn erreichen, der schon lange eine Festung in Südfrankreich belagert, werden sie von der nüchternen Realität eingeholt. Außerdem stören sie durch ihren Idealismus das Lagerleben und werden deshalb gleich auf die sich nächste bietende Mission geschickt, zusammen mit einem fanatischen Mönch und einem zynischen Veteranen, der schon lange den Glauben an alles verloren haben.

Sie sollen herausfinden, ob die Gerüchte aus einem Dorf der Wahrheit entsprechen oder nicht und dabei auch gleich ein mögliches Katharer-Nest ausräuchern.

Als sie ihr Ziel erreichen, stellt sich heraus, dass die Gegend tatsächlich von Monstern heimgesucht wird, die ständig Menschen töten oder verschleppen. Was allerdings keiner begreift: Diese Kreaturen kommen von den Sternen…


Ritter und Aliens? Kann das funktionieren? Eigentlich schon, denn die letzten Jahre haben immer wieder zu diesen Genre-Kreuzungen geführt, die mal mehr, mal weniger der wahren Geschichte oder dem Horror, der Fantasy und gar der Science Fiction zugeneigt waren. Letzteres Genre kann man aber getrost völlig ausklammern, denn die Saga thematisiert die technischen Hintergründe nicht.

Stattdessen kann man eine eher horrorlastige Geschichte erwarten, denn die Aliens fackeln nicht lange, wenn sie einen Menschen sehen. Auch innerhalb der Gruppe gibt es Spannungen - gerade der abgebrühte Veteran und der fanatische Mönch treffen immer wieder übel aufeinander. Und auch jemand anderes lässt sich absolut nicht einschüchtern, sondern nimmt die Dinge in die Hand.

Denn als dann auch noch eine junge Katharerin dazu kommt, die das Geschehen aufmischt und die Konflikte verschärft, zieht die Spannung merklich an. Zugleich sollte man sich seiner Lieblinge nicht allzu sicher sein, denn die Handlung schlägt einige böse Haken.

Immerhin stimmt das Ambiente - so begegnet man einer sehr facettenreichen Anzahl von Personen, die sich zum Teil weiter entwickeln und verändern, gerade bei dem altgedienten Veteran ist ein Wandeln zu bemerken. Und auch die jungen Männer werden schneller als ihnen lieb ist aus ihrem idealistischen Träumen geholt.

Zeichnerisch ist die Geschichte aus einem Guss, die Bilder und die gedeckten Farben sorgen zusätzlich für Atmosphäre. Das Ende ist allerdings nur halbwegs geschlossen, denn es werden lange nicht alle Fragen beantwortet, gerade was die Aliens betrifft.

Alles in allem ist „Lake of Fire“ eine solide Graphic Novel, die historisches Ambiente an einem selten genutzten Schauplatz mit einer actionreichen und vor allem erstaunlich horrorlastigen Handlung verbindet, aber leider nicht allzu viel über die Feinde verrät, so dass man am Ende eher auf eine Fortsetzung wartet, als wirklich zufrieden sein kann.