Bernd Jooß: Verfall - eine Odyssee (Buch)

Bern Jooß
Verfall - eine Odyssee
Knaur, 2018, Paperback, 326 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-42621-684-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Jan Niklas Meier

Der mir bislang besonders für seine Beiträge im „phantastisch!“-Magazin bekannte Bernd Jooß legt nun mit „Verfall - eine Odyssee“ seinen ersten Roman vor - und zwar einen Krimi. Beworben wird das Buch im Klappentext als besonders für Freunde von „Sieben“ und True Detective“ geeignet. Bereits recht schnell stellt der Leser allerdings fest, dass besagter Vergleich wohl eher Marketing-Zwecken dient als wirklich gerechtfertigt zu sein: Der Handlung fehlt sowohl das Rituelle aus „Sieben“ als auch das Mystische, in der kruden Phantasie Chambers Verhaftete, das die erste Staffel von „True Detective“ so genial macht. Das soll nun allerdings nicht heißen, dass Jooß ein schlechtes Buch geschrieben hat - ganz im Gegenteil!

 

Wenn wir aber einen filmischen Vergleich bemühen möchten, dann sollte hier meines Erachtens eher „Sin City“ genannt werden. Die Stimmung ist düster, es regnet beinahe ständig und - viel wichtiger - es ist die Stadt, dieser dunkle, verkommene Ort, welche den Roman trägt. Ähnlich wie besagter Film verwebt der Autor geschickt Handlung und Schauplätze. Nach und nach wird dem Leser klar, dass irgendetwas mit der namenlos bleibenden Stadt geschieht. Es ereignen sich Gewalttaten, Gebäude verfallen, die ganze Stimmung wird immer bedrückender - das alles hat übrigens wenig mit einem typischen Krimi gemein.

Ebenfalls nur auf den ersten Blick den Konventionen des Kriminalromans verhaftet ist der Plot. Ein Mörder ist auf freiem Fuß, und der Leser begleitet die Polizei bei ihren Ermittlungen. Der Protagonist Hendrik Heller verstrickt sich immer mehr in den Fall, irgendwann ist er nicht mehr in der Lage, Realität und Wahn zu unterscheiden.


Mit „Verfall - eine Odyssee“ ist Bernd Jooß ein packendes Debüt gelungen, auch die eine oder andere stilistische Unsicherheit trübt den sehr guten Gesamteindruck nicht. Die vollkommen lieblose Gestaltung des Umschlags allerdings wird dem Buch in keiner Weise gerecht - schade!