Jo Hogan: Infernus: Die Macht der Göttin (Buch)

Jo Hogan
Infernus: Die Macht der Göttin
(Infernus: The Tears of the Goddess)
Übersetzung: Violeta Topalova
Titelbild: Alexander Kopainski
Oetinger, 2018, Hardcover, 302 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-7891-0903-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Maria weiß, dass sie vom Schicksal nicht eben begünstigt wurde. Der Vater, ein als verschroben geltenden Ägyptologe der mit aberwitzigen Hypothesen seine wissenschaftliche Karriere gegen die Wand gefahren hat, die Mutter eine manisch-depressive Frau, die früh verstarb, Maria selbst hat eine Verhaltensstörung, was Bakterien anbelangt. Dies ist auch der Grund, warum sie sich ihre Haare komplett abrasiert hat und ihr Verbrauch an Desinfektionsgel wöchentlich im Literbereich liegt.

Als ihr Vater von einem Vortrag aus Kairo ins heimische England zurückkehrt, bringt er wundersame Nachrichten mit. Maria hat eine Großmutter, eine blinde, etwas merkwürdige alte Seherin, die ihr ein antikes Amulett sendet. Endlich scheint sich ihr Leben etwas in ruhigere Bahnen zu bewegen, doch dann kommt alles doch ganz anders.

Ihr Vater stirbt bei einem Autounfall - Maria vermutet einen Mord -, und das Amulett führt sie und einen jungen Musiker auf die Spur einer seit Jahrhunderten in Glastonbury verborgenen antiken Schriftrolle. Auf dieser Silberrolle aus Qumran ist in einem Kode ein Hinweis auf den drohenden Weltuntergang verborgen. Die Spur führt nach Ägypten. Hier stoßen unsere Beiden auf die Bruderschaft der Finsternis, die seit Jahrtausenden die Wiederkunft ihres Herrscher Balial, auch als Teufel bekannt, vorbereiten. Und diesen ist Maria mehr als im Weg, wurde doch prophezeit, dass sie allein Balial aufhalten kann…


Mit vorliegendem Roman liegt der erste Teil eines Zweiteilers vor mir, der sich, streng genommen, mit christlichen Prophezeiungen beschäftigt. Wer nun aber sagt, bäh, das ist mir zu langweilig, der sollte ruhig noch einmal einen näheren Blick wagen; Hogan weiß seine Geschichte nämlich geschickt zu verpacken.

Zunächst stellt er uns seine Protagonisten vor. Maria ist eine von Albträumen und Obsessionen geplagte Heranwachsende, die ihren Platz in der Welt noch lange nicht gefunden hat. Soll heißen, trotz ihrer großen Intelligenz insbesondere für Mathematik, ist sie haltlos, tief traumatisiert und voller Angst. Kein Wunder, wenn man, wie der Leser im Verlauf der Lektüre erfährt, dazu ausersehen ist, den Teufel himself und mit diesem den Weltuntergang aufzuhalten.

Dazu gesellt sich mit Joshua ein Junge, der auf den ersten Blick ein Sunnyboy ist. Er sieht umwerfend aus, hat Charme und Einfühlungsvermögen, fährt Motorrad und ist Leadsänger einer gefeierten Band. Dass seine psychisch auffällige Mutter den Jungen bevor sie starb in einem mit Seiten aus der Bibel tapezierten Zimmer vor dem Bösen schützen wollte, hat ihn geprägt.

Gemeinsam reisen sie nach Ägypten, dem Ort, an dem Isis einst verehrt und Balial eingekerkert wurde.

Hier trifft Maria ihre Großmutter, erfährt von ihrem Schicksal, wird hintergangen und verraten und muss sich entscheiden, ob sie an die Existenz Balials und ihre Mission glaubt, oder ob sie alles, was viel einfacher wäre, als Hirngespinst abtut.

Neben der behutsam sich anberaumenden Romanze, deren langsame Anbahnung sehr einfühlsam und überzeugend geschildert wird, sind es die historischen Fakten über die Prophezeiungen und die atmosphärisch dichte Beschreibung der Handlungsorte, die dem Buch ihr Gepräge geben. Der Leser kann sich wunderbar in die Figuren hineindenken, kann ihr Handeln, wichtiger aber noch ihre Ängste, nachvollziehen. Umso bemerkenswerter und zu bewundern ist dann, wie insbesondere Maria ihre Rolle letztlich annimmt und aktiv angeht.

Das liest sich richtig gut und macht auf den abschließenden zweiten Teil neugierig.