Tim Miller: Der Country Club (Buch)

Tim Miller
Der Country Club
(The Country Club, 2014)
Übersetzung: Dirk Simons
Titelbild: Vincent Chong
Festa, 2018, Paperback, 138 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wir wussten es ja alle schon immer. Die Reichen und Mächtigen, sie kommen mit allem und jedem durch. Uns Normalbürger, früher nannte man uns Otto Normalverbraucher, sind nur dazu da in ihren Fabriken zu malochen, sie zu bedienen und zu unterhalten.

Stichwort Unterhaltung. Hier hat sich in Texas schon seit Generationen ein ganz besonderer Ort etabliert. Hier, fernab der großen Stadt, weit vom Auge des Gesetzes oder der Medien existiert ein hoch-herrschaftliches Haus, ein Country Club.

Die Mitglieder sind ebenso elitär wie vermögend und einflussreich. CEOs, Politiker, Verfassungsrichter und Milliardäre geben sich hier die Klinke in die Hand. Eingeführt werden kann man in diese illustre Gesellschaft nur mittels eines Bürgen - zumeist der Vater - und der Mitgliedsbeitrag ist exorbitant.

Dafür bekommt man dann aber auch etwas geboten. Junges Fleisch, je nach Geschmack männlich oder weiblich, schwarz, gelb, rot oder weiß, ganz nach Gusto eben.

Und mit diesem Fleisch kann man in einem sorgfältig isolierten Raum tun, was einem gefällt. Die misshandelte Leiche oder das noch lebende Überbleibsel wird dann gleich im Keller im hauseigenen Ofen entsorgt.

Das ging Jahrhunderte gut - bis ein Neuling nicht mitmachen wollte und drei wagemutige Blogger gefangengesetzt werden…


Tim Miller ist den Lesern des Festa Verlags wahrlich kein Unbekannter. Nicht nur in „Hell, Texas“ hat er dem Freund des Extreme Horror so manche gruseligen Lesestunde verschafft.

Dass ein Mann, der einmal Religion und Psychologie studiert hat, sich allerdings in derartig perverse Niederungen verirrt wie Miller ist, denke ich zumindest, selten.

Der Autor weiß, was der Fan der Reihe sucht. Da werden Unschuldige und Hilflose gefoltert, da werden Schwangerschaftsbäuche, natürlich ohne jegliche Betäubung, aufgeschnitten, der Fötus verzehrt, dass einem bei der Lektüre schon übel werden kann.

Immer dann, wenn sich perverse Lust mit Gewalt paart, scheint die Spezies Mensch jedes Maß zu verlieren. Dabei ist die Grundthese, dass mit Billigung wenn nicht Unterstützung eines Netzwerkes ein solches Bordell für spezielle Wünsche existieren könnte, erschreckend wahrscheinlich.

So werden die Anhänger des Sub-Genres in diesem Kurzroman genau das finden, was sie von Miller erwarten: harter Tobak, der einen unwillkürlich gruseln lässt.