Jörg Weigand: Abenteuer Unterhaltung - Erinnerungen an 60 Jahre als Leser, Autor und Kritiker (Buch)

Jörg Weigand
Abenteuer Unterhaltung - Erinnerungen an 60 Jahre als Leser, Autor und Kritiker
Verlag Dieter von Reeken, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 242 Seiten, 17,50 EUR, ISBN 978-3-945807-28-6

Rezension von Carsten Kuhr

Der 1940 geborene Jörg Weigand ist mir persönlich aus meiner Zeit als junger, interessierter Leser ein Begriff. Damals, in den 70er und 80er Jahren, verschlang ich fast wahllos alles, was das Taschengeld und das mühsam mit Ferienjobs Verdiente hergab - ich erwarb in der örtlichen Buchhandlung, sehr zur Freude des Besitzers, die monatlichen Novitäten der großen Taschenbuchverlage. Von den Heftpublikationen hatte ich mich schon „freigeschwommen“, es folgten demgemäß also die Heyne-, Goldmann-, Moewig- und Bastei-Lübbe-Publikationen.

Immer wieder stieß ich dabei, wie auch in der örtlichen Bibliothek, auf den Namen Jörg Weigand. Allerdings weniger als Autor, mehr als Herausgeber von Anthologien prägte sich der Name ein.

Dabei erweiterten die Zusammenstellungen mein bis dato doch sehr beschränktes Bild, aus welchen Bereichen lesbare Science Fiction kam, markant. Hier entdeckte ich, dass es nicht immer angloamerikanische Autoren sein mussten, hier stieß ich auf einen reichhaltigen Schatz von Verfassern aller möglicher Nationalitäten (schwerpunktmäßig aber Frankreich), die allesamt eines auszeichnete: dass sie unterhaltsam und packend zu fabulieren wussten.

Das Sterben der Anthologien führte dazu, dass ich den Herausgeber ein wenig aus dem Fokus verlor, bis ich meine - kurze - Liebe zu den Leihbüchern entdeckte. „Träume auf dickem Papier“, ein Sekundärwerk zu der ganz eigenen Leihbuch-Szene, wurde von niemand anderem verfasst als Jörg Weigand. Und sie wurde für einen kurzen Zeitraum zur intensiv studierten Fibel.


Nun hat eben jener Jörg Weigand, den ich auch von seinen politischen Reportagen im ZDF kannte, seine ganz eigenen Erinnerungen an die Begegnung mit der Unterhaltungsliteratur festgehalten. Dass es sich dabei weitgehend um die Begegnung mit der Science Fiction - aber eben nicht nur - handelt, macht einen Großteil des Reizes des Bandes aus. Aus sehr persönlicher Sicht schildert der Verfasser seine Begegnungen mit Autoren, Verlagsmitarbeitern und Lesern, berichtet von den Auseinandersetzungen mit Andersdenkenden im Ringen um das besser geschriebene Buch. Dabei liefert er auch eine subjektive Einschätzung zu den Verfassern der SF insbesondere derer deutscher Zunge ab, lässt immer wieder Anekdotenhaft seine Erfahrungen mit einfließen.


Das ist sicherlich für die breite Masse der Leser eher uninteressant, für denjenigen aber, der ein wenig tiefer eintauchen will in die Zeit nach dem Krieg, als die SF in Deutschland einen schweren Stand hatte, als sie versuchte aus ihrem Schund- und Schmutz-Ghetto herauszukommen und dabei oftmals scheiterte, für denjenigen birgt der Band jede Menge Informationen.

Dabei ist der Text nicht nur informativ sondern auch recht unterhaltsam verfasst, er fesselte mich auch aufgrund der pointierten Schilderungen und bietet einen informativen Einblick nicht nur in die Jugend der SF in Deutschland, sondern auch in die Ära meiner Eltern.