Conan 1: Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten (Comic)

Conan 1
Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten
(The Frost Giant’s Daughter & Other Stories)
Autor: Kurt Busiek
Zeichnungen: Cary Nord
Titelbild: Joseph Michael Linsner
Übersetzung: Michael Strittmatter
Panini, 2006, Paperback, 176 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-8332-1436-8

Rezension von Elmar Huber

Auf seinem Weg nach Norden, ins paradisische Hyperborea, wird der Cimmerier Conan Zeuge, wie eine Horde kriegerischer Vanir ein Dorf der Aesir voller Frauen und Kinder überfällt. Es gelingt dem Barbaren, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Die zurückkehrenden Aesir-Krieger sind dem Fremdem gegenüber zunächst misstrauisch, doch als es an die Verfolgung der Vanir geht, nehmen sie den jungen Cimmerier in ihre Reihen auf.

Nach einer erschöpfenden Schlacht gegen die Männer Vanaheims hat Conan eine betörende Begegnung mit der Tochter des Frostriesen. Weniger betörend sind deren beide Brüder.

Kaum haben Conan und die Aesir die Vanir um deren Anführer Tir eingeholt und gefangengenommen, müssen sie sich plötzlich Seite an Seite mit ihnen einem gemeinsamen Feind stellen: Krieger aus Hyperborea, die die Reihen von Conans Kameraden dezimieren und die Überlebenden als Sklaven in dieses vermeintliche Paradies verschleppen.

Hyperborea ist alles andere als das angebliche Land der Erfüllung, von dem Conans Großvater gesprochen hatte, denn das gute Leben einiger Weniger wird durch schmerzhafte und tödliche Opfer vieler Sklaven erhalten. Conan und seine Kameraden sind gezwungen, unter dem berauschenden Einfluss des gelben Lotos in einer Arena gegeneinander zu kämpfen. Mit Hilfe der Sklavin Iasmini gelingt es Conan, die betörende Kraft des Lotos zu überwinden, und er schmiedet einen Plan, wie er mit seinen Kameraden und der Sklavin fliehen kann. Die Zeit drängt, denn Iasmini schwebt ebenfalls in Lebensgefahr. Conans Plan fliegt vorzeitig auf, und ein verheerender Kampf wie auch das Sterberitual eines Hyperboreers kosten Conans Kameraden das Leben.

So ist der Barbar am Ende wieder allein und mit seinem Rachedurst auf der Suche nach jenen, die ihn und das Volk seiner Mitstreiter verraten haben.


Mit dieser „Conan“-Serie hat sich Dark Horse Comics dem Barbaren angenommen und ein absolut ambitioniertes Werk auf die Beine gestellt. Als Autor fungiert der damals schon mit dem Harvey Award und dem Eisner Award ausgezeichnete Kurt Busiek („Astro City“), der eine ganz eigene Geschichte um den jungen Cimmerier - hier ist er 16 Jahre alt - aufzieht, die jedoch in den Welten von Conan-Erfinder Robert E. Howard angesiedelt ist.

Als Ehrerbietung findet sich auch immer wieder die eine oder andere Originalgeschichte Howards, die von Busiek in die laufende Handlung eingefügt wird, so wie hier Conans titelgebendes Abenteuer mit der Tochter des Frostriesen, die als Todesbotin gilt und hier durchaus ein Wahntraum sein könnte, den Conan aufgrund seiner Kopfverletzung träumt.

Insgesamt wird eine zusammenhängende Geschichte erzählt, die alles bietet, was man von einem Sword & Sorcery-Abenteuer erwartet. Die Figuren sind eindringlich charakterisiert, die Handlungen werden nachvollziehbar begründet - Eifersucht und Verrat sind letztendlich für das Schicksal der Gruppe verantwortlich -, und das Zusammenspiel der Charaktere ist schon richtig elegant zu nennen; also nicht gerade das, wofür das Genre bekannt ist.

Conan geht auch nicht als der strahlende Sieger aus diesem ersten Storybogen hervor sondern lediglich als Überlebender, der eine Liebe und einige neue Freundschaften verloren hat, doch niemals aufgibt und den sein Durst nach Rache zurücktreibt in die Welt der Lebenden. So ist Busieks Conan weit mehr als der plumpe Barbar. Ihn zeichnen seine Erfahrungen, und er ist durchaus bereit, Freundschaften zu schließen und andere zu respektieren. Sehr schön ist die Szene, in der er die Leichen seiner gefallenen Mitstreiter nach ihren Ritualen verbrennt. Dazu legt die Story noch ein sehr angenehmes Tempo vor.


Mit der Teaser-Nummer 0 ist dem Ganzen ein Prolog vorangestellt, der als Rahmenhandlung für die komplette Serie dient: Weit in Conans Zukunft zieht ein Prinz mit seinem Gefolge durch das ehemalige Aquilonia, wo er in einer Höhle, neben einem erklecklichen Schatz ein Standbild Conans findet, das die Neugier des Prinzen aufs Dringendste weckt, sodass er seinen Wesir anweist, mehr über diesen Herrscher herauszufinden. So handelt es sich bei der Serie um die Berichte des Gelehrten.


Für „Conan“ muss natürlich auch ein passender Zeichner her, der mit Cary Nord gefunden ist, der Frank Frazetta zu seinen großen Vorbildern zählt. Etwas ‚weicher‘ und weniger martialisch als viele („Conan“-) Kollegen liefert der Künstler dennoch großartige Bilder. Was in der Entfernung liegt, ist oft stark vereinfacht. Insgesamt sehr kraftvolle Bilder, denen Star-Kolorist Dave Stewart ohne weitere Tuschung eine fantastische Farbpalette verpasst hat.

Neue Conan-Geschichten im Geiste Robert E. Howards. Tolle Entwicklung von Story und Charakteren - alles aus einem Guss - und fantastische Bilder machen die Serie zu einem absoluten Highlight.