Gantz - Perfect Edition 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 18. August 2018 16:57

Hiroya Oku
Gantz - Perfect Edition 1
Übersetzung: Josef Shanel
Cross Cult, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 880 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-964330-00-0
Rezension von Christel Scheja
„Gantz“, gehört zu den Klassikern des Shonen-Mangas, der auch als Anime zu begeistern wusste. Die aus dem Jahr 2000 stammende Serie wurde schon einmal von Panini veröffentlicht, aber früh abgebrochen, so dass mit der „Perfect Edition“ von Cross Cult nun dieser Mangel behoben wird. In diesem ersten Band sind die Originalausgaben 1 bis 4 preisgünstig unter einem Buchdeckel vereint.
Kei und Masaru stehen nicht wie die anderen Passanten herum, als ein betrunkener Penner vom Bahnsteig stürzt, sondern springen mutig auf die Gleise der U-Bahn, um ihm zu helfen. Leider ist das ihr Tod, da sie von einem einfahrenden Zug erfasst werden. Doch das bedeutet nicht ihr Ende, denn sie finden sich nach einem unangenehmen Erwachen gleich in einem Zimmer wieder.
Andere Leute sind anwesend und eine große schwarze Kugel, die gleich eines klar macht, dass sie nun die Entscheidung über Tod und Leben trifft, auch wenn ihre irdische Existenz beendet scheint und es kein Entkommen gibt. Ihre Aufgabe wird es nun sein, Aliens wie die sogenannten Zwiebelmenschen zu jagen, die bisher unerkannt unter den Menschen leben. Dafür erhalten sie auch noch Anzüge und Waffen.
Ob es Erlösung gibt, weiß keiner der Anwesenden, nur dass jeder von ihnen auf die eine oder andere Weise aus dem Leben geschieden ist, sei es nun freiwillig oder durch einen Unfall. Und es macht keinen Unterschied, ob sie alt oder jung sind, Mann oder Frau. „Gantz“ zwingt sie alle, an dem grausamen Spiel teilzunehmen.
Klar, nüchtern und kalt sind die Zeichnungen des Künstlers, der in diesen ersten vier Bänden erst einmal keine Antworten gibt, sondern nur Fragen stellt. Denn Kei und Masaru werden so ziemlich sofort in das Szenario gebracht, bezahlen ihre Menschlichkeit teuer und müssen von nun an damit zurecht kommen, dass sie nicht so tot sind, wie sie glaubten, sondern gefangen in einem grausamen Spiel.
Natürlich bleiben auch die menschlichen Leidenschaften bestehen: Es gibt unter ihren Schicksalsgenossen solche, die unsympathisch wirken und es auch bleiben, weil sie in erster Linie an sich selbst denken, Schwächlinge und Angsthasen, aber auch diejenigen, die das Interesse der Helden wecken, so wie eine junge Selbstmörderin, die nackt in dem Zimmer erscheint. Allerdings spielt Erotik keine sonderlich große Rolle in dem Manga, denn dem Künstler sind die Action und auch die düster-bedrohlichen Momente wichtiger.
Nach und nach kommen auch die anderen Figuren zum Zug. Kei und Masaru bleiben zwar die Hauptfiguren, aber man lernt auch einige ihrer Schicksalsgenossen besser kennen; die einen sind perfekt geeignet für die Treibjagd auf die Aliens, weil sie als Yakuza keine Skrupel haben, andere entwickeln ihre dunklen Seiten erst nach einer gewissen Zeit von Gejammer und müssen merken, dass „Gantz“ auch ungnädig sein kann, wenn sie sich einfach „töten“ lassen.
Der Kampf gegen die vermeintlichen Feinde findet meistens nachts statt, so bleibt die Atmosphäre der Geschichte dunkel, die zugrundeliegende Stimmung ist eher nüchtern, was den Manga mehr in das Genre der Science Fiction rückt.
Alles in allem weiß die Serie mit der Zeit in den Bann zu schlagen und zu fesseln, denn neben den interessanten Figuren-Zeichnungen fallen auch immer wieder Andeutungen, so dass die Handlung niemals langweilig wird - auch wenn es mal keine Jagd gibt.
„Gantz“ ist durchaus einen Blick wert, wenn man düstere aber intelligente Geschichte mag, die sich irgendwo zwischen Science Fiction und Horror bewegen und dabei nicht nur auf Action und Grausamkeiten setzen, sondern auch auf interessante Figuren und Entwicklungen, die gelegentlich sogar überraschen.