Paul Hoffman: Die linke Hand Gottes (Buch)

Paul Hoffman
Die linke Hand Gottes
(The Left Hand of God)
Aus dem Englischen übersetzt von Reinhard Tiffert
Titelillustration von Peter Bergring
Goldmann, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 478 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 978-3-442- 31232-0

Christel Scheja

Paul Hoffman arbeitet normalerweise als Drehbuchautor und hat in seiner Laufbahn auch schon mit Francis Ford Coppola zusammengearbeitet. Seit einiger Zeit versucht er sich auch als „richtiger“ Autor und hatte bereits damit Erfolg, so dass Teile seines Romans „The Wisdom of Crocodiles“ mit Jude Law verfilmt worden. Nun hat sich der studierte Anglistiker, der sich bereits in einer Menge anderer Berufe geübt hat, mit „Die linke Hand Gottes“ der Fantasy zugewandt.

Tomas Cale wurde als kleines Kind auf die Ordensburg der Erlösermönche gebracht. Mehr als zehn Jahre strenger Zucht, Gewalt und Entbehrungen haben ihn seine Familie und sein früheres Leben vergessen lassen. Auch wenn er sich mittlerweile an den stetigen Hunger, die Ungerechtigkeiten und Züchtigungen gewöhnt hat, gehört er doch zu den wenigen Jungen, die sich ihren Stolz bewahren konnten und findet sogar Spaß an der Kampfausbildung. Zudem erlaubt er es sich auch, zusammen mit seinen Freunden in der Burg herum zu streifen, wenn sie gerade einmal unbeobachtet sind. Dabei erkunden sie auch Geheimgänge und abgelegene Winkel. So stoßen sie eines Tages auf Gänge, die nach außen zu führen scheinen, sie in eine geheime Küche voller köstlicher Leckereien bringen und schließlich den Blick in einen Hof leicht bekleideter Mädchen gestatten, der ihnen das Blut in den Adern wallen lässt.

Zwar ziehen sich die Knaben erst einmal wieder zurück und beschließen zu vergessen, was sie gesehen haben, aber Thomas kommt bald nicht mehr darum herum, sich zu erinnern und zu handeln. Er entdeckt seinen Zuchtmeister, als dieser gerade eines der Mädchen bei lebendigem Leib seziert, und kann nicht anders, als die zweite junge Frau, die auf das gleiche Schicksal wartet, zu retten. Da er den Mönch dabei erschlägt, weiß er, dass ihm nun der Tod droht. Sein Überlebenswille, genährt von einem unheiligen, tief in ihm sitzenden Zorn, bringt ihn deshalb dazu, mit dem Mädchen und seinen Freunden zu fliehen.
Sie müssen sich nun in einer Welt bewähren, die ihnen gänzlich fremd ist, finden aber freundliche Aufnahme bei einigen Leuten, nicht ahnend, dass diese Männer die Chance in ihnen sehen, die Erlösermönche auszuschalten. In dieser Zeit erkennt Thomas erstmals für sich, dass er anders als die anderen ist und das nicht nur an seiner Erziehung auf der Burg liegt, sondern an den Gaben, die in ihm schlummern.

„Die linke Hand Gottes“ macht einen zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite werden die Erlebnisse der Helden sehr actionreich und schonungslos brutal geschildert, aber einen roten Faden erkennt man kaum, denn der Autor ergeht sich bloß in Andeutungen und wird bis zum Ende nicht wirklich konkret, und auch dann fragt man immer noch, was eigentlich das Besondere an Thomas Cale ist und was ihn so bedeutsam macht, dass er „die linke Hand Gottes“ ist. Denn der Autor reitet erst einmal sehr auf Klischees herum, die man schon oft genug gelesen hat. Da sind einmal billigster christlicher (katholischer) Fundamentalismus und Fanatismus, wie er gerne der Inquisition zugeschrieben wird, zum anderen versäumt er die Gelegenheit, die Gesellschaftsstruktur und die Hintergründe genauer vorzustellen. Man hat aufgrund einiger Namen und Andeutungen wie ‚Memphis‘ zwar das Gefühl, sich in einem postapokalyptischen Amerika zu befinden, das sich auf das Niveau der Südstaaten und Mexikos im 19. Jahrhundert zurück entwickelt hat, aber sämtliche Erklärungen bleiben schwammig und unausgereift. Einige Szenen sind zwar sehr plastisch und lebendig geschrieben, aber das reicht nicht aus, um wirklich Eindruck zu hinterlassen.

Oberflächlich betrachtet lässt sich „Die linke Hand Gottes“ zwar sehr gut lesen und unterhält auch in einem gewissen Maße, aber am Ende bleibt man doch mit sehr vielen Fragen und dem Gefühl zurück, seine Zeit mit der Lektüre vergeudet zu haben, da es nicht viele Anregungen und Hinweise gibt, die Lust auf mehr machen.