Todd Lockwood: Der Sommerdrache - Die ewigen Gezeiten 1 (Buch)

Todd Lockwood
Der Sommerdrache
Die ewigen Gezeiten 1
Übersetzung: Franca Fritz & Helmut Koop
Titelbild, Illustrationen und Karten: Todd Lockwood
Tor, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 654 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-596-29860-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Todd Lockwood gehört zu den bekanntesten und beliebtesten amerikanischen Titelbildkünstlern und Illustratoren, Schon seit Jahrzehnten gestaltet er viele Buchcover und lässt sich von den Inhalten inspirieren - so ist es nicht verwunderlich, dass er nun selbst unter die Autoren gegangen ist. „Der Sommerdrache“ ist sein erster Roman und der Auftakt der Saga um „Die ewigen Gezeiten“.

 

Bisher ist Maia als Tochter des Brutmeisters in einem abgelegenen Drachenhorst aufgewachsen und lernt wie ihre Brüder den Umgang mit den halbintelligenten Flugwesen, vor allem der Brut und Pflege. Sie hat keinen Zweifel daran, dass auch sie eines Tages ein Küken anvertraut bekommt, um sich selbst in die Lüfte zu erheben.

Doch das Schicksal scheint es anders zu bestimmen, denn die Männer des Königs, die am Nesttag erscheinen um die Küken mitzunehmen, wollen keines für sie und Darian zurücklassen, stattdessen soll Maia aus nicht näher definierten Gründen mit den Soldaten mitkommen.

Kurz vorher haben die Geschwister nämlich ein mythisches Wesen gesehen, das sich nur wenigen jemals zeigt. Und Maia ahnt noch mehr. Das getötete Drachenweibchen, das sie selbst zudem gesehen hat, birgt auch noch ein Geheimnis, das sie ergründen muss. Deshalb schlägt sie ihrem vorbestimmten Weg ein Schnippchen und bricht allein in die Wildnis auf - denn sie ahnt, dass irgendwo da draußen jemand auf sie wartet…


Natürlich erfindet Todd Lockwood das Genre nicht neu, sondern greift tatsächlich auf Handlungsmuster zurück, die sehr oft in der Fantasy vorkommen, gerade in den letzten Jahren. Dennoch weiß er den Themen neue Facetten abzugewinnen, geht es für die Heldin doch nicht nur darum, dass sie ihren Willen durchsetzt und dann doch noch ein Küken für sich findet.

Die Rebellion gegen ihr vorherbestimmtes Schicksal lebt sie glücklicherweise nicht an der Familie aus, sondern findet sogar noch Verbündete unter ihr, die bald schon zu wichtigen Weggefährten werden. Zudem kommt sie durch ihre Flucht einem dramatischen Geheimnis auf die Spur, das viele Dinge, die sie zu wissen und zu kennen glaubte, auf den Kopf stellt. Denn die Gefahr droht nicht nur durch brutale und skrupellose Feinde, die das Leben und die Magie mit Füßen treten, sondern auch aus den eigenen Reihen.

Schon bald ist die junge Heldin in einem ganzen Netz aus Intrigen gefangen, das sich vermutlich noch durch die ganze Serie ziehen wird. Bis es soweit ist, kann man aber miterleben, wie sie von einem Mädchen zu einer erwachsenen Frau heranreift, die es auch schafft, über den Tellerrand hinweg zu blicken.

Allzu sehr geht das Abenteuer nicht in die Tiefe, bietet aber dennoch Einiges an unerwarteten Wendungen und Enthüllungen, die die Weichen für die Zukunft stellen. Die Figuren sind ausreichend ausgearbeitet, erhalten neben Eigenschaften, durch die der Leser sie gut auseinander halten kann, auch Stärken und Schwächen.

Alles in allem beweist Todd Lockwood, dass er nicht nur gut zeichnen und malen, sondern auch schreiben kann, ohne dabei in die Fehler vieler Künstler zu verfallen. Gerade bei den Beschreibungen hält er sich zurück und lässt lieber seine Illustrationen sprechen, als die Handlung unnötig aufzublähen.

Die Fantasy jedenfalls kommt voll zum Tragen und gewinnt auch dem Drachen-Thema noch genügend neue Facetten ab, so dass sich auch Fans der schuppigen Gesellen nicht langweilen, sondern das Geschehen mit Neugier verfolgen werden.

„Der Sommerdrache“ ist der abwechslungsreiche und spannende Auftakt der Saga um „Die ewigen Gezeiten“ und bietet all das, was man von einem Drachen-Roman erwartet, zusätzlich aber auch noch gefährliche Intrigen, überraschende Wendungen und nicht zuletzt auch jede Menge außergewöhnlicher Geheimnisse und Magie.