M. Bianchi, S. Eberl, N. Horvath (Hrsg.): Metamorphosen – Auf den Spuren H. P. Lovecrafts (Buch)

M. Bianchi, S. Eberl, N. Horvath (Hrsg.)
Metamorphosen – Auf den Spuren H. P. Lovecrafts
Titelillustration von Chris Schlicht
Verlag Torsten Low, 2009, Taschenbuch, 200 Seiten, 11,90 EUR, ISBN 978-3-940036-03-2

Carsten Kuhr

Wie kaum ein anderer Autor vor und nach ihm hat H. P. Lovecraft die Phantastische Literatur geprägt. Ohne ihn wäre der moderne Horror-Roman wie wir ihn kennen und schätzen wohl nicht denkbar. Seit Jahrzehnten orientieren sich Autoren aus aller Herren Länder an den wenigen Werken des Einsiedlers aus Providence, lassen sich von seinen literarischen Ergüssen inspirieren und fügen dem Kosmos um die Großen Alten ihre Reminiszenzen hinzu.

Oftmals wird vergebens versucht, den besonderen Stil Lovecrafts zu kopieren, das besondere Flair der Originalromane zu treffen. Derartige Anstrengungen entlarven nur zu oft die handwerklichen Schwächen der Autoren und lösen regelmäßig bei Fans wie Kritikern Häme und Spott aus.

Die drei Herausgeber haben diesen Fehler vermieden und ihre Autoren aus den Reihen der Geschichtenweber gebeten, sich zwar vom Cthulhu-Mythos inspirieren zu lassen, aber ihre eigenen Geschichten zu erzählen, und diese mit dem Mythos der Großen Alten zu verbinden. Herausgekommen ist dabei ein Storyband, der vierzehn sehr unterschiedliche Geschichten in sich vereint, die insgesamt erstaunliche Qualität beweisen.

Nicht alle konnten mich gänzlich überzeugen, doch jeder der Beteiligten versucht auf ganz persönliche Art und Weise, seine Geschichte zu erzählen. Da geht es um ganz normale Menschen-- Männer wie Frauen, Singles ebenso wie Familienväter – die eines Tages erkennen müssen, dass tief in ihnen verborgen etwas ruht. Ein Erbe, das einmal geweckt eine Verwandlung auslöst, eine Metamorphose, die sie nicht aufhalten können. Sie verändern sich, nehmen ihre Wandelung an, und finden sich in ihre neue Rolle ein.

Sei es, dass sie einen Schokoladenkrämerladen durch ein ganz spezielles Rezept zu einem neuen wirtschaftlichen Höhenflug verhelfen oder Atlantis in den Tiefen, in denen Cthulhu ruht, finden, dass die Obduktion einer Mumie etwas gefangen gesetztes befreit oder die Zombie-Walks als Aufhänger genutzt werden, das Gebotene zeichnet sich durch thematische Vielfalt und Ideenreichtum aus. Plakativen Horror sucht man hier – glücklicherweise – vergebens. Stattdessen warten dunkle Prophezeiungen, Albträume, das schleichende Grauen und ab und an ein wenig bizarrer Humor auf den Rezipienten. Ein wenig zu oft werden tentakelbewehrte Ungeheuer bemüht, ansonsten bieten die Geschichten erstaunlich viel Abwechslung.

Handwerklich ist das Buch sorgfältig gestaltet, inhaltlich abwechslungsreich und somit nicht nur für Freunde des Lovecraft’schen Oeuvres eine Lektüre wert.