Die Scareman-Saga 4: Fabrik der Zahlen, Sylke Brandt (Buch)

Die Scareman-Saga 4
Fabrik der Zahlen
Sylke Brandt
Titelbild: Emmanuel Henné
Atlantis, 2016, Paperback, 100 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-86402-433-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Kattek ist ein Akkari und Mitglied der Scothari, dazu sehr bestrebt, seine Pflicht zu erfüllen. Zufällig beobachtet er in einem Dorf, wie ein offenbar behindertes Kind, das dem Gesetz nach getötet werden müsste, einem unbekannten Paar anvertraut wird. Er folgt dem Trio und gelangt zu einem Anwesen, das sich als eine Art Schule entpuppt, in der eben diese Kinder Dinge lernen, die über seinen Horizont gehen.

Was er durch seinen Bericht auslöst, ahnt er nicht. Die Meldung aktiviert Jonathan Savcovic, den Scareman, dessen Körper aufgrund einer Krankheit nicht mehr funktioniert, so dass sein Bewusstsein Androidenkörper beseelt, durch die er handlungsfähig ist und mit denen er fühlen kann, als wäre er selbst ein Akkari. Sein Auftrag lautet, die Entwicklung dieses Echsenvolkes möglichst lang zu bremsen, damit der Menschheit neben den Ek-ek kein zweiter Feind erwächst.

Gerade diese Ek-ek wiederum versuchen, den Fortschritt der Akkari zu beschleunigen, da eines ihrer Schiffe auf Akkar havariert ist und sie eine entsprechende Technologie benötigen, um den Planeten wieder verlassen zu können. Savcovic ist sofort klar, dass diese Schule ein Förderzentrum der Gegner ist und zerstört werden muss. Jedoch unterschätzt er die Ek-ek und ihre Anhänger…


Anders als Dirk van den Boom, der die drei vorherigen Bände verfasste und seinen Scareman in den Mittelpunkt der Geschichten stellte, beleuchtet Sylke Brandt die Ereignisse in erster Linie aus der Perspektive der Nebendarsteller, nämlich aus der von Kattek und der von Pukka, einem behinderten Mädchen, das in jener Schule Aufnahme fand. Savcovics wird erst später aktiv, bleibt dabei eher eine Randfigur und ist sogar noch auf Hilfe angewiesen, um sein persönliches Desaster klein zu halten.

Aber noch mehr ist anders. Man vermisst Savcovics Skepsis, ob das, was er tut, wirklich richtig ist. Die bisherigen Skrupel, sobald er eingreifen und Todesopfer in Kauf nahmen musste, werden bestenfalls tangiert. Er macht sich mehr Sorgen um sich selbst, denn der Computer Max überwacht ihn und könnte ihn eliminieren, sollte Savcovic bei der Anwendung der nötigen Mittel zögern.

Desweiteren konnte man den Entwicklungsstand der Akkari stets einer bestimmten irdischen Epoche zuordnen. Sylke Brandt bleibt diesbezüglich sehr vage, so dass man diesen Band vermutlich an beliebiger Stelle hätte einschieben können, weil es kein Detail gibt, an der man die Story festmachen könnte. Man möchte sich einfache Dörfler vorstellen, die Landwirtschaft betreiben, dazu einige kluge Köpfe in entsprechenden Einrichtungen größerer Städte - aber vom Zeitalter her könnte es alles sein von den Sumerern (die schon abgehandelt wurden) bis etwa ins Zeitalter vor dem Buchdruck.

Die Gemeinsamkeiten finden sich in anderen Themen: Die Akkari werden fremdgesteuert, denn sie verehren jene, die sie anleiten, als Götter und ahnen nicht, dass diesen das Wohl des Volkes absolut egal ist und sie ausschließlich eigene Interessen verfolgen. Diejenigen Akkari, die mit ihren vermeintlichen Göttern kommunizieren und in ihrem Sinne handeln, wissen nicht oder wollen es nicht wissen, dass sie Verrat an Ihresgleichen üben. Nur Einzelne erkennen, dass ihnen allen vorsätzlich geschadet wird, doch für diese ist es dann meist zu spät.

Wie man es von Sylke Brandt gewohnt ist, schreibt sie routiniert und spannend und verzichtet auf unnötige Grausamkeiten. Ihre Figuren weisen eine nachvollziehbare Charakterisierung auf und erlauben es dem Leser, an ihrem Schicksal Anteil zu haben. Savcovics bleibt im Vergleich farblos, was zu verschmerzen ist, da Katteks und Pukkas Geschichte hier die interessantere ist, zumal im Konflikt mit den Ek-ek kein neues Kapitel durch wichtige Erkenntnisse aufgeschlagen wird.

„Die „Scareman-Saga“ bleibt spannend und liefert SF-Fans sehr gute Unterhaltung, so dass man neugierig auf die nächsten Episoden ist.