Austrian Superheroes 2: Spurensuche (Comic)

Harald Havas
Austrian Superheroes 2
Spurensuche
Titelbild: Thomas Aigelsreiter und Andi Paar
Zeichnungen:  Thomas Aigelsreiter, Andi Paar. Erich Tiefenbach u.a.
Cross Cult, 2017, Paperback, 192 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 978-3-95981-618-2

Rezension von Christel Scheja

Crowdfunding macht heute Vieles möglich, was früher ohne einen sehr risikobereiten Verlag mehr oder weniger unmöglich gewesen wäre. So konnten die Künstler von „Ash - Austrian Superheroes“ einen Start wagen, der ihnen eine solide Fanbasis einbrachte, um weiter zu machen. Und mit Cross Cult können die gesammelten Hefte des letzten Jahres noch mehr Comic-esern ins Auge fallen. Denn warum sollen Superhelden eigentlich immer aus den USA oder Großbritannien kommen?

 

Captain Austria jr., Lady Heumarkt, Donauweibchen und der Bürokrat haben durch ihren Einsatz gegen den Basilisken eine gewisse Basis geschaffen und genießen nun auch das Interesse wenn auch noch nicht ganz das Vertrauen der Polizei und der Regierung. Außerdem sind viele Fragen offen geblieben, die noch einer Klärung bedürfen. Denn bis jetzt ist eigentlich nicht wirklich klar, wer das Monster gesteuert hat, und welche Absichten der Drahtzieher hinter den letzten Ereignissen eigentlich hat.

Deshalb machen sie sich auf die Suche und begegnen dabei nicht nur alten Freunden und Verbündeten, sondern auch Feinden, die schon lange nicht mehr ihr Gesicht gezeigt haben. Und es scheint so zu sein, dass auch bei den Schurken die nächste Generation in die Fußstapfen der Väter und Mütter getreten ist, als sie einer vagen Spur nach Ungarn folgen.


Neben dieser Hauptgeschichte gibt es noch unzählige kleinere Geschichten, in denen man mehr über das normale Leben der Helden abseits der Hauptgeschichte oder deren geheimnisvolle Vorgeschichte und Verwandtschaft erfährt.

Interessant sind auch die Geschichten, die einen Blick auf eine ganz andere Generation werfen - so agieren die Helden des 20 Jahrhunderts in Geschichten, die im Stil und den Zeichnungen der entsprechenden Epoche nachempfunden sind.

Während die Haupthandlung einem klaren Ziel folgt und am Ende auch sehr interessante Enthüllungen vorweist, sind die kleineren Erzählungen oft nicht mehr als Schlaglichter oder Stimmungsbilder. Einige wirken sogar unvollständig, so als sollte ihnen noch ein zweiter Teil nachfolgen, was aber leider nicht erfolgte.

Alles in allem muss man sich inhaltlich - aber auch künstlerisch - nicht hinter den amerikanischen Vorbildern verstecken. Die Abenteuer sind genauso bunt und actionreich, die Figuren erfüllen alle Erwartungen, die man an sie hat. Und doch gehen die Macher eigene Wege und bieten ein wenig Abwechslung zum Superhelden-Allerlei, da sie ihren Charakteren liebenswerte Macken verleihen oder sie eng mit den Mythen des Landes verknüpfen.

Das gibt der Serie dann doch wieder einen sehr eigenwilligen und interessanten Touch, der über die kleinen Schwächen hinwegsehen lässt. Auch künstlerisch sind die Geschichten auf der Höhe, man merkt, dass Zeichner, Tuscher und Koloristen ein Gefühl für und vor allem sehr viel Spaß an den Geschichten haben. Vielleicht lassen die schrägen Abenteuer ja auch das Interesse an einheimischen Helden wachsen, zu wünschen wäre es!

Wer ein Faible für Superhelden hat und auch einmal über den Tellerrand blicken will, sollte ruhig einen Blick in den zweiten Sammelband von „Austrian Superheroes“ werfen, denn „Spurensuche“ bietet interessante und actionreiche Abenteuer, die sich absolut nicht vor denen der amerikanischen Helden verstecken müssen, sondern es sogar schaffen, sich von diesen unterhaltsam und eigenständig abzuheben.