Krystyna Kohn: Das Tal – Season 1.1: Das Spiel (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 13. Juni 2010 09:28
Krystyna Kuhn
Das Tal – Season 1.1
Das Spiel
Titelgestaltung von Frauke Schneider
Arena, 2010, Taschenbuch, 300 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-06472-7
Christel Scheja
Die 1960 geborene Krystyna Kuhn ist seit 1998 freiberufliche Schriftstellerin. Bei Arena sind zuletzt von ihr überwiegend Romantik-Thriller für junge Frauen erschienen, wie zum Beispiel „Schneewittchengift“ oder „Aschenputtelfluch“, in denen die Heldinnen neben der Liebe auch noch gefährliche Abenteuer erleben, die es oft genug in sich haben. Ein wenig davon überträgt sie nun auch in „Das Spiel“, den Auftakt der Serie „Das Tal“, die sich über mehrere Staffeln hinziehen soll. Vierteljährlich werden neue Bände erscheinen, die die Geschichte um zwei Geschwister weiterspinnen, die eigentlich nur in einem abgelegenen College studieren sollen.
Das ‚Grace-College‘ in den kanadischen Rocky Mountains gilt als Schmiede für Hochbegabte. In der Abgeschiedenheit einer atemberaubenden Natur sollen sich die Jugendlichen ganz auf ihre Studien konzentrieren können und vielleicht auch Freundschaften fürs Leben schließen, die ihnen später sehr nützlich werden dürften. Auch Julia und ihr Bruder Robert werden an diesen Ort geschickt. Das Mädchen ist allerdings wenig begeistert. Sie fühlt sich in der altertümlichen Atmosphäre nicht besonders wohl, aber das liegt nicht nur an den alten Möbeln und der Bausubstanz oder den strengen Regeln, an die sich die Studenten zu halten haben. Noch etwas anderes – etwas Unheimliches – liegt in der Luft.
Zwar versuchen die Mitschüler, ihr bei der Eingewöhnung zu helfen, aber das mindert auch das mulmige Gefühl nicht. Vielleicht löst sich die Beklemmung ja bei der Party im Bootshaus, die heimlich für die neuen Studenten veranstaltet wird.
Aber weit gefehlt, es macht alles noch schlimmer, denn ihr stiller und zurückhaltender Bruder beobachtet, dass ein Mädchen von einer nahegelegenen Klippe in den See springt und nicht wieder auftaucht. Er versucht noch zu helfen, aber vergeblich. Seine Verwirrung und Verstörtheit schlägt auch auf Julia über, vor allem als beide wenig später herausfinden, dass die betroffene Frau lebt und seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Nun klingeln in dem jungen Mädchen vollends die Alarmglocken. Jetzt weiß sie, dass etwas hinter den Kulissen vor sich geht und macht sich daran, herauszufinden was es ist.
Man kann sich schon sehr leicht denken, dass der Band als erster einer Serie natürlich offen enden wird, und das trifft auch zu. Tatsächlich nimmt sich die Autorin in „Das Spiel“ erst einmal die Zeit, das College und seine Umgebung, die Lehrer und Studenten, nicht zuletzt aber auch die Helden genauer vorzustellen. Mehr als die Hälfte des Bandes vergeht, ehe wirklich etwas Außergewöhnliches passiert.
Vorher bemüht sich Krystyna Kuhn, die düstere Atmosphäre langsam aber genüsslich aufzubauen. Das gelingt ihr erstaunlich gut, denn man teilt schon sehr früh mit Julia das unbehagliche Gefühl, auch wenn es lange nicht fassbar bleibt. Die Lebenswelt der jungen Leute auf der Schwelle zum Erwachsenwerden wird glaubwürdig und natürlich dargestellt, so dass man das Verhalten der meisten Protagonisten sehr gut nachvollziehen kann. Zwar geht die Autorin dabei nicht sonderlich in die Tiefe, baut aber genug ein, um neugierig auf die Figuren zu machen. Auch das Grauen wird geschickt eingewoben, so dass das unheimliche Geschehen dann nicht ganz überrascht. Nur Antworten sollte man sich keine erhoffen – dafür sind der zweite und die noch später folgenden Bände da.
Alles in allem erweist sich „Das Spiel“ als gelungener Auftakt der Serie „Das Tal“. Ein interessantes Szenario mit sympathischen Figuren wird aufgebaut, und genug Geheimnisse werden eingewoben, um Lust auf eigene Spekulationen und die nachfolgenden Bände zu wecken. Gerade Teenager werden sich von der Saga angezogen fühlen, da sie genau ihrer Lebenswelt entspricht.