Evelyne Okonnek: Die Flammen der Dunkelheit (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 10. Juni 2010 18:16
Evelyne Okonnek
Die Flammen der Dunkelheit
Titelgestaltung von Nele Schütz Design unter Verwendung einer Ilustration von Geoff Taylor
Otherworld, Paperback, 352 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8000-9509-4
Britta van den Boom
Es ist eine düstere Welt, in die die Jungen Glic und Dallachar geboren werden, der eine als Kind einer Magd, der andere als Erbe des Inselkönigreiches. Nicht nur leben sie in einem Land, in dem seit Hunderten von Jahren kaum mehr die Sonne scheint und ewiger Regen herrscht, zugleich suchen die Häscher der Gottheit Jalluth hier nach den Nachkommen der Dämonen, die ursprünglich dieses Land bewohnten und die sie vor dreihundert Jahren besiegt hatten.
Das Blut dieser Wesen zeigt sich noch immer in den Menschen, die man an ihren sonderbaren Augen und ihrer großen Kraft erkennt, und gnadenlos werden diese Unglücklichen verfolgt und auf grausamste Weise hingerichtet. Eine alte Prophezeiung spricht davon, dass zwei Halbblütige, geboren während der gleichen Mondfinsternis, der Herrschaft der Priester und dem ewigen Regen ein Ende machen, sowie die Sonne zurückbringen können.
So werden Glic und Dallachar Spielfiguren großer Mächte, die sie vernichten oder für ihre Zwecke, zur Rettung aller, einsetzen wollen. Ein verworrener Kampf beginnt, der sich über Jahre hinzieht und letztlich in einer großen und entscheidenden Schlacht endet.
„Die Flammen der Dunkelheit“ knüpft ein dichtes Netz, in das nicht nur die aktuellen Erlebnisse der beiden Jungen und der sie umgebenden Leute einfließen, sondern auch die Geschichte der Insel, die Bedeutung der Prophezeiung und das Intrigenspiel der unterschiedlichen Mächte, die um die Vorherrschaft ringen. Dabei werden die Zusammenhänge erst nach und nach klarer, und der Leser wird mit Spannung von einem Rätsel zum anderen, von einer Lösung zur nächsten geleitet, bis das anfänglich noch undurchschaubare Bild immer deutlicher wird – zusammen mit den Protagonisten kann er so die Geheimnisse hinter dem Schicksal der Insel und ihrer Bewohner lüften.
Bis zur Hälfte des Buches entsteht dadurch ein spannender, dichter Erzählfluss, dessen Phantasie und Stimmigkeit viel Freude machen. Einfühlsam und detailreich bringt Okonnek ihre Charaktere zusammen, widmet ihnen viel Zeit und gibt ihnen Raum, sich zu entfalten und dem Leser nahe zu kommen.
Leider ändert sich das in der zweiten Hälfte des Romans deutlich. Wie in einem Zeitraffer fliegen plötzlich Jahre und Monate vorbei – es ist zum Beispiel ein fraglicher Kunstgriff, die jungen Helden für sechs Jahre in einem Kellerloch zu verstecken, letztlich nur damit sie von Kindern zu Männern werden und ihnen neue Handlungsmöglichkeiten offenstehen. Dies reißt den Roman spürbar auseinander.
Im zweiten Teil überschlagen sich die Geschehnisse, die zuweilen nicht sehr logisch begründet sind, wenn eigentlich sehr kluge Charaktere mit einem Mal dumme Handlungen begehen, da diese dann wichtige Veränderungen auslösen müssen. Die Protagonisten verlieren sich schließlich in einer wilden, blutigen Schlacht um die Hauptstadt des Reiches, in der die Autorin einen hohen, betont beiläufigen und willkürlichen Blutzoll fordert.
Zwar versucht sie die sprunghafte Handlung im zweiten Teil des Romans durch die Gedankengänge der Charaktere zusammenzuschweißen, doch fasert der schön gewebte Erzählteppich des Anfangs trotzdem spürbar aus. Die spannend und schön gemachte Grundgeschichte, die letztlich auch noch in einer interessanten Überraschung endet, geht in einem Gewirbel weitgehend unter, in dem sich auch die Hauptfiguren zu verlieren scheinen.
Somit hinterlässt das sehr ansehnlich aufgemachte Buch aus dem Otherworld Verlag einen etwas gemischten Eindruck – eine innovative und gute Geschichte, die auch am Schluss noch mehr von der einfühlsamen Schreibweise ihres Anfangs hätte vertragen können.