Gruselkabinett 126: Kalte Luft, Howard Phillips Lovecraft (Hörspiel)
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- Veröffentlicht: Samstag, 07. Oktober 2017 15:04

Gruselkabinett 126
Kalte Luft
Howard Phillips Lovecraft & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Timmo Niesner, Monica Bielenstein, Tom Raczko, Peter Weis u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 1 CD, ca. 61 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5558-7
Rezension von Christel Scheja
Viel muss man glaube ich nicht mehr zu H. P. Lovecraft (1890-1937) sagen, der mit seinen Erzählungen und dem Cthulhu-Mythos die Phantastik nachhaltig geprägt hat. „Kalte Luft“ ist eine seiner weniger bekannteren Kurzgeschichten, die das Grauen eher im Kleinen enfesselt.
James Russel ist einer der vielen jungen Männer, die im New York des Jahres 1923 eine bezahlbare Bleibe suchen, denn Wohnraum ist knapp geworden. Vor allem für einen angehenden Journalisten wie ihn, der gerade einen Hungerlohn erhält. Schließlich findet er im Appartementhaus von Senora Herrero eine Unterkunft, die erschreckend billig ist. Schon bald weiß er warum, denn der Nachbar direkt über ihm scheint es zu lieben, in absoluter Kälte zu leben. Doktor Munoz, ein Arzt, hilft auch ihm bei einer chronischen Erkrankung und so freunden sich die beiden wider Erwarten an und James kommt nach und nach hinter dessen Geheimnis.
„Kalte Luft“ hat ausnahmsweise einmal nicht viel mit dem Mythos zu tun, erzählt aber dennoch eine sehr interessante Geschichte, deren Grauen sich erst nach und nach entwickelt. Kenner des Autoren und des Genres werden vermutlich schnell wissen, auf was für einen Twist das Ganze hinaus läuft, aber das tut dem Hörgenuss keinen Abbruch. Denn die Geschichte nimmt sich für die Figuren genug Zeit, um sie auf- und auszubauen, das Handeln des Doktors verständlich zu machen und seine Maßnahmen zu erklären.
Die Sprecher wissen sehr genau, wie sie ihre Figuren akzentuieren müssen, damit man gleich das passende Bild vor Augen hat. Und diesmal spielt auch die Geräuschkulisse eine sehr wichtige Rolle, beinhaltet sie doch die meisten der Andeutungen, die auf das Ende hinweisen.
Faszinierend, wenn auch erstaunlich ruhig, beschreiben Lovecraft und Marc Gruppe den verzweifelten Kampf um die Verlängerung des Lebens und schließen doch mit dem Unvermeidlichen. Am Ende ist der Weg das Ziel und der wird ausnahmslos spannend und unterhaltsam beschritten.
Das macht „Kalte Luft“ zu einem der gelungenen Hörspiel-Adaptionen der „Gruselkabinett“-Reihe, da gerade diese Episode besonders bewusst mit dem Kopfkino spielt, das durch Geräusche und Worte in Gang gesetzt wird.