Kerstin Gier: Saphirblau – Liebe geht durch alle Zeiten 2 (Buch)

Kerstin Gier
Saphirblau
Liebe geht durch alle Zeiten 2
Titelbild von Eva Schöffmann-Davidov
Arena, 2010, Hardcover, 336 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-492-06347-8

Christel Scheja

Mit „Rubinrot“ wendete sich die 1966 geborene Autorin Kerstin Gier der Jugendliteratur zu. Der Roman ist der Auftakt zur Trilogie „Liebe geht durch alle Zeiten“, die nun mit dem zweiten Band „Saphirblau“ fortgesetzt wird.

Gwendolyn hat sich lange für einen ganz normalen Teenager gehalten, dessen Familie ein wenig seltsam zu sein scheint. Da sie dadurch aber größere Freiheiten als andere genießt, hat sie das Verhalten ihrer Cousine Charlotte und einiger Tanten nicht weiter gestört. Das ändert sich mit dem Tag, an dem sie sich überraschend in einem anderen Jahrhundert wiederfindet, obwohl sie sich kein Stück bewegt hat.

Plötzlich wird sie in eine Welt hineingezogen, die ihr bisher verschlossen war. Sie erfährt, dass es nicht ungewöhnliche ist, dass jemand aus ihrer Familie durch die Zeit reist. Eigentlich hat man ihre Cousine für die Auserwählte dieser Generation gehalten – aber ganz offensichtlich hat ihre Mutter allen anderen den genauen Zeitpunkt ihrer Geburt verheimlicht, um Gwen eine sorglose Kindheit zu ermöglich.

Darüber sind die anderen aber nicht gerade glücklich, fehlen Gwendolyn doch so viele Grundlagen, die es ihr ermöglichen sollen, sich auch in anderen Zeitaltern zu bewegen. Aus diesem Grunde muss sie all das im Zeitraffer lernen. Unterstützt wird sie dabei von Gideon, der zwar am Anfang ähnlich arrogant wie Charlotte ist, aber doch irgendwie einen netten Kern zu haben scheint. Und so kommt es, wie es kommen muss. Durch ihre gemeinsamen Abenteuer zusammengeschmiedet, verliebt sich Gwen in den um ein paar Jahre älteren Jungen, während sie immer mehr in die Welt der Zeitreisenden eingeführt wird. Dabei erfährt sie auch, dass eine Tante von ihr einen schweren Verrat begannen hat und in der Zeit verschollen ist.

Doch nach einer kurzen Begegnung mit Lucy und Paul Villiers, ahnen sowohl Gwen als auch Gideon, dass mehr dahinter steckt. Vor allem das junge Mädchen möchte die Wahrheit herausfinden. Aber das ist gar nicht so einfach, denn man nimmt sie nun sehr deutlich in die Pflicht. Sie muss die Benimmregeln und Ausdrucksformen des späten 18. Jahrhunderts genau so lernen wie das Tanzen eines Menuetts, denn sie soll dem Erfahrensten aller Zeitreisenden und dem Gründer ihres geheimen Bundes offiziell vorgestellt werden, dem Grafen von St. Germain.

Doch genau dieser scheint gegenüber den anderen etwas zu verbergen, was Lucy und Paul dazu veranlasst hat, sich seinem Zugriff und dem der anderen zu entziehen.

„Saphirblau“ beantwortet nicht wenige Fragen aus „Rubinrot“ und sollte deshalb nur gelesen werden, wenn man den ersten Band der Reihe schon kennt. Die junge Heldin wird nicht bloß tiefer in die Welt der Zeitreisenden gezogen, sondern lernt Beschränkungen kennen, aber auch Wege, diese zu umgehen, und findet Freunde in anderen Zeiten, zu denen auch ihr Großvater gehört.

Die Geschichte spinnt die Verwicklungen im Hintergrund weiter und sorgt so für Spannung, die auch noch bis in den dritten und abschließenden Teil reichen wird. Dazu kommen aber auch viele Elemente, die vor allem jungen Lesern gefallen werden.
Auch wenn sie jetzt in der Rolle der Auserwählten steckt, steigt dies Gwen doch nur wenig zu Kopf. Sie ist gegenüber ihrer arroganten Cousine ein wenig schadenfroh, aber ansonsten dieselbe geblieben – aufgeweckt, neugierig, und nicht zuletzt hört sie auch weiterhin auf ihren Instinkt.

Das Liebeschaos findet ebenfalls seine Fortsetzung, denn auch wenn Gwen Gideon mag, so bleibt sie weiterhin im Unklaren über seine Gefühle, da er immer noch viel mit Charlotte zusammen ist. Das führt natürlich bei ihr zu Eifersucht und Misstrauen, die sich auf ihre gemeinsamen Zeitreisen auswirkt.

Alles in allem wird auch der zweite Band humorvoll und lebendig erzählt. Kerstin Gier bettet die abenteuerliche Handlung in ein Gemisch aus lustigen Begebenheiten, wenn die Heldin wieder einmal in ein Fettnäpfchen tritt, und dramatische Gefühle, die die Situation beherrschen. Da die Leser trotz allem magischen Drumherum ganz normale Teenager vor sich haben, bei denen die Hormone auch schon einmal verrückt spielen, können sie sich leicht mit ihnen identifizieren, denn sie wirken menschlich. Der Hintergrund stimmt ebenfalls und sorgt zusammen mit den Andeutungen und überraschenden Wendungen dafür, dass man weiterhin neugierig bleibt und den dritten Band „Smaragdgrün“ gespannt erwartet.

Das macht „Saphirblau“ zu einem gelungen Urban-Fantasy-Roman, der sich wie „Rubinrot“ schon durch das ungewohnte Thema und die augenzwinkernd erzählte Geschichte angenehm von den momentan so beliebten Vampir-Romanzen unterscheidet.