Arawn 1: Bran, der Verdammte (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 23. Mai 2010 11:58
Arawn 1
Bran, der Verdammte
(Arawn: Bran le maudit)
Text: Ronan Le Breton
Zeichnungen: Sebastien Grenier
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-116-0
Frank Drehmel
Arawn, der Graue Mann von Annwn, der Anderswelt, der Herr des Abgrundes, dessen anderer Name Tod lautet, ist eine Figur der cymrischen Mythologie, die im ersten Zweig des Mabinogion, jenem walisischen Mythenkranz, der unter anderen von der amerikanische Autorin Evangeline Walton in ihrer Tetralogie „Four Branches of the Mabinogi“ einer größeren Leserschaft erschlossen wurde, auftaucht. Eben diesen düsteren Herrscher stellt Autor Le Breton in den Mittelpunkt seiner Heroic-Fantasy-Reihe.
Während Arawn durch die dunklen Gefilde seines unterirdischen Reiches wandert, enthüllt er dem untoten Schädel seines einstigen Getreuen Owen seine eigene Lebensgeschichte.
Bevor der Graue Mann zum Gott wurde, war er ein Mensch, der Sohn der Kriegerin Siamh, gezeugt in einem Akt der Schändung von Bran, dem Verdammten, der zuvor den Gatten der Frau im Schlaf ermordete und der kurz darauf selbst von Siahm getötet wurde. Neun Monate nach der Bluttat kamen als dritter und vierter Sohn Siamhs Engus und Arawn zur Welt. Da Arawn jedoch – im Gegensatz zu Engus – geschlechtslos war, verstieß ihn die Mutter, sodass er nur durch das Eingreifen der Götter in Gestalt einer Wölfin, die ihn säugte, überleben konnte.
Viele Jahre später – die Knaben waren zu jungen Männern herangewachsen – musste sich jeder der vier Brüder einer Prüfung stellen, da einer von ihnen – so eine Weissagung – zum Herrscher erhoben werden würde. Math, der Älteste, sollte in der Prüfung des Feuers einen mächtigen Drachen besiegen, Kern, der Zweitälteste, hatte in einem verzauberten Hain die Prüfung der Erde gegen einen Gott zu bestehen, Engus stellte sich der Prüfung der Luft in den zerklüfteten Bergen seiner Heimat und Arawn schließlich kämpfte in der Prüfung des Wassers gegen eine Hexe des Meeres, wobei er in diesem Kampf nicht nur seine Männlichkeit errang, sondern auch den Ruf der Götter zu vernehmen glaubte.
Da die vier Brüder gleichermaßen siegreich aus ihren Prüfungen hervorgingen, war der Kampf um die Herrschaft nicht entschieden, sodass am Ende die Auseinandersetzung der Geschwister selbst stehen sollte.
Schon nach wenigen Seiten erweist Le Bretons Adaption als sehr frei im Umgang mit walisischer und keltischer Mythologie, reduziert doch der Autor den Hauptprotagonisten zum einen auf ein sehr martialisch auftretendes, böses Wesen – etwas, das die „historischen“ Vorlagen nicht ohne Weiteres hergeben – und stellt zum anderen Ereignisse wie Nebenfiguren in einen ihnen fremden Kontext. Einen Freund heroischer Fantasy werden diese Ungenauigkeiten allerdings nicht im Geringsten stören, denn Le Breton wartet mit allem auf, was das Genre so faszinierend macht: barbusige Frauen, Axt und Schwert schwingen Recken, monströse und magische Kreaturen sowie rasante Action und viel Blutvergießen.
Grafisch kongenial in Szene gesetzt wird die Story von Sebastien Grenier, dessen dynamische, leichte Zeichnungen und dessen malerische Direktkolorierung mit ihren düsteren Farbspielen den Panels texturelle Lebendigkeit und eine stimmige Atmosphäre verleihen. Und wenn Arawn in seiner schwarzen Rüstung auf seinem schwarzen Pferd sitzt, durchweht das Artwork in der Tat ein Hauch von „Death Dealer“
Fazit: Sowohl inhaltlich als auch grafisch Heroic Fantasy vom Feinsten.