The Goon 5: Über die schrecklichen Konsequenzen von Tugend (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 23. Mai 2010 11:56
The Goon 5
Über die schrecklichen Konsequenzen von Tugend
(The Goon: Virtue And The Grim Consequences Thereof)
Text & Zeichnungen: Eric Powell
„Jimmy Turtle und der sagenhafte Güterwagen voll vornehmer Damenschuhe“ geschrieben von Thomas Lennon
Farbliche Unterstützung: Robin Powell
Übersetzung: Frank Neubauer
Lettering: Amigo Grafik
Cross Cult, 2010, Hardcover, 144 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-941248-24-3
Frank Drehmel
Im fünften Sammelband der Reihe weckt Powell in sehr unterschiedliche Geschichten beim aufgeschlossenen Leser nicht nur ein tieferes Verständnis für die amerikanischste aller Sportarten – American Football – oder zeigt uns, wie Werbung funktioniert, sondern würdigt auch einen großen europäischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, Charles Dickens, und exemplifiziert, welch üble Auswirkungen der Genuss außerdimensionaler Materie oder die Gier nach teuren Damenschuhen haben kann.
Zunächst einmal darf sich Goon als Football-Spieler beweisen, nachdem ein Vereinsgründer in spe, Harley Labeau, dem Hünen beim Zerlegen der Nachbarskinder zugesehen hat. Auch wenn Sport eigentlich nicht Goons Ding ist, locken die pekuniären Aspekte, weswegen er Labeau beim Zusammenstellen einer Mannschaft unterstützt, die es in sich hat ... vor allem an Schlagkraft und Knasterfahrung. Und tatsächlich: die „Fighting Fish-Canners“ prügeln sich von einem Erfolg zum nächsten. Das allerdings ruft die Spiele-Mafia auf den Plan und zurück bleiben viele, viele Tote.
In einer ganz besonderen Interpretation des Märchens „A Christmas Carroll“ von Charles Dickens erleben wir den namenlosen Zombie-Priester in der Rolle des Ebenezer Scrooge und dürfen Frankie und Goon dabei zusehen, wie sie als Geister der vergangenen beziehungsweise der gegenwärtigen Weihnacht den alten Knauser auf den Weg der Tugend prügeln wollen.
Echt Übles widerfährt dem genialen Wissenschaftler Dr. Hieronymous Alloy: er beginnt sich allmählich aufzulösen; und nicht einmal sein neuer Mitbewohner „El Lagarto Hombre“ kann ihn vor diesem Schicksal bewahren. Dazu sind nur Frankie und Goon in der Lage. Sie müssen lediglich in eine andere Dimension reisen, um von dort ein seltenes Element zu beschaffen, Lewisiam, dessen Verzehr den Doktor regenerieren sollte. In jener Dimension warten jedoch nicht nur Tentakelmonster, sondern auch der Wahnsinn, dessen kesse Beute Goons kleiner Begleiter dann auch schnell wird. Nichtsdestotrotz erringen sie das Lewisiam, allerdings hat der spätere Verzehr ungeahnte Auswirkungen auf Dr. Alloy: er wird zum größenwahnsinnigen Super-Schurken-Genie.
War bisher „The Goon“ schon kein Ausbund an seriöser, gesetzter Unterhaltung, so wird es nun streckenweise sogar regelrecht psychedelisch. Einmal mehr sorgt das muntere Mischen recht unterschiedlicher Geschichten und grafischer Stile in einem einzigen Sammelband für einen ausgesprochen lockeren, fast schon „magazinhaften“ Eindruck. Insofern hat sogar Thomas Lennons unkomische, wenig fesselnde und dröge geschriebene Shortstory, „Jimmy Turtle und der sagenhafte Güterwagen voll vornehmer Damenschuhe“, für die Powell einige Illustrationen lieferte, innerhalb der Gesamtkonzeption eine eigene Daseinsberechtigung, und sei es nur wegen der Freude darüber, dass man uns mit einer zweiten derartigen Geschichte verschont. Mit Ausnahme dieses Literaturversuchs bieten die übrigen echten Comic-Storys allerdings in toto die gewohnt abgedrehte Unterhaltung, wobei Anspielungen an Filme wie „Papillon“ oder „Der Gefangene von Alcatraz“ und Figuren wie El Lagarto Hombre für kultigen Spaß sorgen;. insbesondere „Die Dimension des fleischfressenden Auges“ ist „Weird Science-Trash“ wie er unterhaltsamer kaum sein kann: schrill, grell, surreal.
Fazit: Ey Alder! Der beste Trash, wo gibt ... nun wissen wir auch, weshalb Powell Eisner Awards sammelt wie andere Leute Briefmarken.