Gruselkabinett 122: Die Insel des Dr. Moreau, H. G. Wells (Hörspiel)

H. G. Wells & Marc Gruppe (Script)
Die Insel des Dr. Moreau
Gruselkabinett 122
Sprecher: Lutz Riedel, Louis Friedemann Thiele, Rolf Berg u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 1 CD, ca. 78 Minuten, ca. 8,99 EUR,  ISBN 978-3-7857-5451-1

Rezension von Christel Scheja

Neben seinen bekanntesten Werken wie „Der Krieg der Welten“ und „Die Zeitmaschine“ hat Herbert George Wells (1866-1946) natürlich noch viel mehr Bücher geschrieben, in denen Wissenschaft zur absonderlichen Blüte getrieben wird. So wie in „Die Insel des Dr. Moreau“, das sich wieder einmal damit beschäftigt, wie die Menschen Grenzen überschreiten, die ihnen die Natur gegeben hat.

 

Die erste große Reise von Edward Predick steht unter keinem guten Stern. Erst havariert das Schiff, auf dem er gereist ist, dann wird er später noch des Kannibalismus verdächtigt, weil das Rettungsboot, in dem er aufgefunden ist, voller Blut ist, seine Mit-Überlebenden verschwunden.

Aus diesem Grund will man ihn nicht lange an Bord haben und versucht ihn so schnell wie möglich loszuwerden. Deshalb landet er auch auf einer Insel mit geheimnisvollen Bewohnern, nachdem Doktor Montgomery mit seinem Diener M’Ling Nachsicht zeigt und ihn mit zu seinem Vorsetzten nimmt.

Dieser ist kein anderer als der berüchtigte Doktor Moreau, der vor Jahren in London die Gesellschaft mit seinen Tierexperimenten erschreckt hat. Und es scheint, als habe er seinen Weg hier in der Wildnis weiter verfolgt, denn die Tiere, die Montgomery mitbringen sollten, dienen einzig und allein einem Zweck…


Was passiert, wenn der Mensch Gott spielt und die Evolution willentlich vorantreibt, wenn er versucht Wesen nach seinem Bild zu schaffen? Lässt sich die Natur denn überhaupt betrügen, oder hat er die Rechnung ohne den Wirt gemacht? Der Held, selbst durch einen falschen Verrat belastet mit dem er zu kämpfen hat, versucht vorurteilsfrei an die Sache heranzugehen, aber er merkt recht schnell, dass das unmöglich ist bei dem, was er miterlebt. Und wie man sich denken kann, betrügen lässt sich die Natur nicht.

Das ist ruhig aber dennoch beeindruckend in Szene gesetzt. Die Beklemmung ist vom ersten Moment an spürbar, beschäftigt sich die Handlung doch mit Themen, die es in sich haben und die in den meisten Menschen sofort Abscheu auslösen. Da bedarf es nicht einmal expliziter Beschreibungen, allein die Andeutungen reichen schon aus, um eine gruselige Atmosphäre zu erzeugen.

Die fast achtzig Minuten des Hörspiels sind deshalb mehr als spannend, lauert man regelrecht darauf, dass die Natur grausam zurückschlägt und den Menschen in seine Grenzen verweist. Die Sprecher schaffen es, die Besonderheiten ihrer Figuren herauszuarbeiten und damit zusätzlich zu fesseln. Dazu kommt der genau passende Klangteppich aus Geräuschen und Musik, der das Geschehen zusätzlich abrundet.

Damit ist „Die Insel des Dr. Moreau“ ein Titel der Reihe „Gruselkabinett“, der den Namen auch wirklich verdient: ein düsteres Hörspiel mit Gänsehaut-Garantie, der faszinierend vor Augen führt, dass die Natur immer einen Weg findet, um zurückzuschlagen, selbst wenn man glaubt, sie in der Hand zu haben.