Uwe Voehl & Malte S. Sembten: Fischmund (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. Mai 2017 09:53
Uwe Voehl & Malte S. Sembten
Fischmund
Titelbild und Innenillustrationen: Jörg Neidhardt
Edition CL, 2017, Hardcover, 158 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Eigentlich wollte Peter nur seinem besten Kumpel und dessen Frau beim Entrümpeln und Renovieren des gerade angeschafften Eigenheims helfen. So fahren sie eines Freitagnachmittags, dem üblichen Stau auf Berlins Straßen trotzend, gen Nirgendwo; das kleine, abgelegene Dörfchen Fischmund erwartet sie.
An der heruntergekommenen Bruchbude von einem Haus angekommen, fällt Peter zunächst der penetrante Fischgeruch auch im Innern des verwinkelten Hauses auf. Dass das alte Gemäuer arbeitet, dass es Geräusche von sich gibt, das kennt man von alten Gebäuden ja. Aber die Inneneinrichtung, verborgene Gänge und Kamine, die mit einem labyrinthartigen Stollensystem unterhalb des Hauses verbunden sind, lassen Peter stutzen.
Albträume lassen nicht lange auf sich warten - Visionen von einem alten Kult, der in Fischmund sein Unwesen treibt, von etwas Uraltem, das darauf wartet, beschworen zu werden. Dann aber erweisen sich seine Albträume als erschreckend real…
Man kennt den voriges Jahr unerwartet verstorbenen Malte S Sembten und Uwe Voehl als versierte Autoren. Beide sind bekannt dafür, nicht nur gruselig zu erzählen, sondern auch stilistisch ansprechend zu unterhalten.
Vorliegender Prachtband, erneut bibliophil mit Goldprägung auf dem Buchrücken, Schutzumschlag und Lesebändchen, sowie von Autor und Illustrator signiert, präsentiert uns eine Zusammenarbeit, die jahrelang in der Schublade lag.
Wie Uwe Voehl ins einem Nachwort ausführt wurde, die Kooperation als Hommage um Dagon an Lovecraft als frühe Fingerübung geschrieben, kam aber bislang über einen Entwurf nicht hinaus.
Natürlich merkt man dem Text an, dass sich die Autoren an dem Einsiedler aus Providence orientieren, Fischmund sich an Innsmouth anlehnt. Dennoch ist dem Text bereits anzumerken, dass sich hier zwei Autoren zu Wort melden, die nicht nur wissen was sie erzählen wollen, sondern die sich auch Gedanken darüber gemacht haben, wie sie ihre Leser in ihren dunklen Bann ziehen.
Sicherlich haben beide Verfasser sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, würden heute ihre Geschichte anders aufbauen. Dennoch übt der Text, der mit einer morbiden Kulisse aufwartet und die Urängste in dem Leser zu wecken vermag, eine dunkle Faszination aus.
Erneut darf man Eric Hantsch attestieren, dass er ein mustergültiges Buch aufgelegt hat, das nicht nur von seiner Aufmachung her sondern auch inhaltlich zu überzeugen weiß.