Charlie Human: Kill Baxter - Showdown in Cape Town (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. Mai 2017 09:50
Charlie Human
Kill Baxter - Showdown in Cape Town
(Kill Baxter)
Übersetzung: Clara Drechsler und Harald Hellmann
Tor, 2017, Taschenbuch, 348 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-596-03500-7 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen zurück in Cape Town, der Metropole am südlichen Zipfel von Afrika. Hier, in einem Land das von den Göttern bedacht wurde wie kaum ein anderes, das malerische Landschaften und landwirtschaftliche Anbaugebiete mit reichen Bodenschätzen verbindet, tobte Jahrzehntelang ein grausamer Krieg. Die Apartheid hat Land und Leute geteilt, gezeichnet und geprägt.
Inzwischen ist das Schreckensregime Geschichte, allein, wirklich besser geht es den Menschen am Cap nicht.
Baxter ist ein typischer Südafrikaner. In seinen Genen mischen sich burische Vorfahren mit britischen Ahnen, Buschmänner und stolze Krieger. Dass er dabei mystische Kräfte abbekommen hat, dass er seit Jahrzehnten der erste Traumgänger der Region ist, hat ihm jede Menge Aufregung, Action und Schmerz gebracht. Er musste erkennen, dass die Welt so ganz anders ist, als das Fernsehen sie uns präsentiert. Unbemerkt von den meisten seiner Schulkameraden existiert eine magische Welt voll von Zwergen, Elfen und Zwischenwesen. Dass diese mit dem, was wir aus Disney-Filmen kennen aber auch gar nichts zu tun hat, musste er schmerzhaft erfahren.
Zwar konnte er die Welt retten, doch jetzt setzt ihm die Regierung die Pistole auf die Brust - entweder, er lässt sich in Hexpoort, dem realen Hogwarts-Internat Südafrikas, ausbilden, oder er wird weggesteckt - dauerhaft und unwiderruflich.
So bricht er die Brücken hinter sich ab, fährt gen Hexpoort nur um dort malträtiert, gemobbt und geschunden zu werden. Seine Mitschüler sind intrigante, bösartige Kiffer, es gibt jede Menge Gewalt, selbstgefertigte Drogen und Sex aber auch ein unnachgiebiges Kampftraining.
Und letzteres braucht Baxter wie nie zuvor in seinem Leben, macht sich ein Rabenmystiker doch daran, das Land aufzumischen und die Kontrolle über Kapstadt an sich zu reißen - und genau da kommt dann Baxter, mit ein wenig Hilfe seines Bruders, eines alkoholabhängigen Agenten, und seines Kumpels aus alten Tagen ins Spiel - ein Spiel das droht, ihn auf sehr schmerzhafte Art und Weise zu vernichten - vernichten, wie in Marter, Tod und so…
Schon im ersten Teil seiner Urban-Fantasy-Saga um Baxter wusste Charlie Human zu überraschen. Wo nur war der waschbrettbauch-gestählte Beau, wo die holde Maid in Not, wo der laszive Vampir und die nette Elfe? Stattdessen Großstadt-Tristesse, Verwahrlosung breiter Bevölkerungsschichten, die sich mit TV und Drogen betäuben und eine perspektivlose Jugend. Das war anders, das hat mich überrascht und schnell in seinen Bann gezogen.
Human macht genau da weiter, wo er im ersten Band aufgehört hat. Seine mystischen Wesen, seien sie wie Zwerge oder Elfen dem Namen nach zumindest bekannt oder stammen sie aus afrikanischen Überlieferungen und Folklore, erweisen sich als bitter-böse aber perfide und gefährlich im Sinne des Wortes. Hier hat man den Eindruck, dass bei all der Imagination, der abstrusen Situationen und gefährlichen Abenteuer der Plot wirklich hätte stattfinden können. Man greift förmlich die Realität, die sich in lakonischen Bemerkungen, Nebensätzen und Beobachtungen zum Zustand der Bevölkerung Südafrikas zeigt. Gerade weil der Autor hier ohne falsches Pathos fast klinisch-nüchtern beschreibt, wirken die Darstellungen umso überzeugender.
In diese Kulisse hat er dann wieder seine Mischung aus afrikanischer Folklore und bekannten, aber etwas anders dargestellten Übernatürlichem platziert. Natürlich darf jede Menge Krachbumm nicht fehlen, es geht einmal mehr unappetitlich und schmerzhaft für unseren Protagonisten zu, aber schließlich will der Leser ihn nicht bei einem Spaziergang begleiten. Man will und wird schmerzhaft und schwer erkämpft letztlich triumphieren, wobei Baxter am Schluss selbst nicht ganz weiß, ob sich der Einsatz wirklich gelohnt hat.
Das ist anders, frischer, brutaler und überzeugender als Vieles; was uns die Autoren und Verlage als Urban Fantasy sonst so kredenzen und hat eine gewisse ursprüngliche Wucht, die mich überzeugt hat.