Pseudonymous Bosch: Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät (Buch)

Pseudonymous Bosch
Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät
(If You’re reading This, It’s Too Late)
Aus dem Englischen übersetzt von Petra Koob-Pawis
Titelillustration von Frauke Schneider
Innenillustrationen von Sabine Völkers
Arena, 2010, Hardcover, 350 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-401-06257-0

Christel Scheja

Wie auch schon in „Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis“ macht der Autor auch in „Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät“ deutlich, dass er die Geschichte ja eigentlich gar nicht erzählen wolle, und der Leser es lieber ganz schnell wieder zurücklegen solle. Aber die menschliche Neugier ist wieder größer, und so wird der junge – und auch ältere – Leser sicherlich den Teufel tun und auf jeden Fall weiterlesen.

Die Helden der Geschichte sind wieder die elfjährigen Kassandra und Max-Ernest. Seitdem es ihnen gelungen ist, das Geheimnis eines verschwundenen Magiers zu lösen und ihn auch noch zu retten, sind sie Mitglieder der Mieheg-Gesellschaft, die als Zeichen die Mitternachtssonne tragen. Da sie sich bereits in ihrem ersten Fall als fähige Ermittler erwiesen haben, dürfen sie Kinder sich diesmal hochoffiziell auf die Suche nach dem Grab des ‚Pharao’ machen, einem der größten Alchimisten der Welt, denn er hat ein großes Geheimnis mit in den Tod genommen, das mehr als nur große Macht verspricht.

Den Ort des Grabes kennt allerdings nur einer: der seit Hunderten von Jahren verschollene Homunculus, der künstliche Mensch, der einst von dem ‚Pharao’ geschaffen wurde. Um ihn zu finden, müssen die Kinder das Klangprisma einsetzen.

Doch sie merken schnell, dass sie nicht die Einzigen sind, die der schwachen Spur folgen. Auch ihre Feinde aus dem ersten Band, die düstere und alterslose Mauvaise und ihr Begleiter Dr. L., sind dem Homunculus auf der Spur. Und so beginnt ein Wettrennen um das Grab, das für Kassandra noch erschwert wird, weil sich Max-Ernest ihr gegenüber unverständlicherweise sehr eifersüchtig benimmt und dabei die Konzentration auf die Sache gestört wird.

Aber immerhin haben sie diesmal auch freundliche Helfer und Beschützer, wie den Magier Pietro, dem sie das Leben gerettet haben, und die ihnen bei manch einer Gefahr – wie etwa gegen die Menschenfresser – beistehen.

„Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät“ kann wie schon sein Vorgänger in erster Linie durch den abgedrehten und ungewöhnlichen Stil punkten, weniger durch die Geschichte. Die Abenteuerhandlung ist eher schlicht und übersichtlich; das ganze Drumherum macht eigentlich erst den Reiz aus. Skurrile Ideen mischen sich mit den durchweg kauzigen Figuren aus dem Alltag der Kinder – man denke nur an Max-Ernests Eltern, die nicht nur das Haus geteilt haben, sondern auch die stündliche Zeit ihres Kindes, um jeder etwas von dem Jungen zu haben – und natürlich den entsprechenden Gestalten in ihren Abenteuern.

Dazu kommt die betont deutliche und fast schon übertriebene Geheimniskrämerei. Je mehr der Autor betont, dass er ja eigentlich nichts verraten dürfte desto neugieriger liest man weiter und ist so gesehen selbst schuld, wenn es einen schließlich packt. Man nimmt dem Autor dieses Stilmittel noch einmal gerne ab, aber die ersten Gags wiederholen sich und die Seltsamkeiten beginnen auch, sich zu wiederholen. Dennoch können auch erfahrene Leser jetzt noch Spaß an der Geschichte haben, die in erster Linie an Kinder ab zehn Jahren gerichtet ist.

Wer in seinem Herzen junggeblieben ist und solche abgedrehten Geschichten mag, kann auch noch im vorgerückten Alter nach „Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät“ greifen. Ansonsten werden Eltern eine ebenso spannende wie humorvolle Abenteuerlektüre für ihre Kinder vorfinden.