Die Adler Roms 2 (Comic)

Enrico Marini
Die Adler Roms 2
(Les aigles de Rome/Livre 2, 2009)
Übersetzung: Marcel Le Comte
Carlsen, 2010, Album, 64 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-551-79191-7

Rezension von Irene Salzmann

Der Cherusker Herrmann gelangt als Geisel nach Rom und wird von Titus Valerius Falco gemeinsam mit dessen Sohn Marcus aufgezogen. Unter dem Namen Gaius Julius Arminius wird der Germane zum Römer und genießt die Privilegien eines freien Mannes. Nach anfänglichen Rivalitäten werden aus den beiden Jugendlichen Freunde, die sich als Brüder erachten.

Als jedoch die schöne Priscilla in Marcus‘ Leben tritt, verliert alles andere für ihn an Reiz. Er möchte sie heiraten, aber ihr Vater hat sie bereits Quintus Aemilius Lepidus versprochen und wirft den lästigen Freier aus seinem Haus. Um einen Keil zwischen die Liebenden zu treiben, lässt man Marcus entführen, unter Drogen setzten und von Priscilla in flagranti mit ihrer Mutter erwischen.

Doch auch zwischen ihm und Arminius ist von nun an nichts mehr, wie es war, und ihre Wege trennen sich.


Nachdem im ersten Band vor allem der geschichtliche Hintergrund aufbereitet und geschildert wurde, wie sich zwischen zwei Jugendlichen unterschiedener Herkunft Kameradschaft entwickelt, erzählt die Fortsetzung, wie sich die Freunde wegen einer Frau, die der Karriere abträglich ist, entzweien.

Tatsächlich fügt sich Arminius viel leichter in den Drill und die Regeln ein als der nachdenkliche Marcus, der dem Soldatenleben und den gesellschaftlichen Intrigen wenig abgewinnen kann. Er begeht daher den Fehler, sich in die falsche Frau zu verlieben und muss die Konsequenzen tragen, die weitreichender sind, als zunächst angenommen.

Vordergründig passiert auch in diesem Band nicht viel, d. h. es gibt wenig Action. Im Mittelpunkt stehen vor allem Marcus‘ Wünsche, die nicht erfüllt werden, und die daraus resultierenden Probleme und Nachteile für ihn, da Lepidus (nicht Marcus Aemilius Lepidus vom zweiten Triumvirat mit Octavian und Marcus Antonius, der zum Zeitpunkt der Handlung um das Jahr 0 bereits tot ist) ein mächtiger Gegner ist.
Infolgedessen wird das Leben der besser situierten Römer beleuchtet, und dazu gehören natürlich Affären. Den Ausschweifungen sind mehrere Seiten gewidmet, und der Leser wird überrascht, weil ihm nicht nur die üblichen Scharen nackter Frauen präsentiert werden, sondern - o Wunder! - auch nackte Männer.

Man kennt natürlich die historischen Fakten, dass es Herrmann der Cherusker schafft, die germanischen Stämme zu vereinen und den Römern eine herbe Niederlage zuzufügen, sodass dieser Band als weichenstellend erachtet werden muss, denn er und Marcus trennen sich und sind nicht länger Freunde. Das ist wie ein Sinnbild dafür, dass Herrmann auch mit Rom brechen wird. Wie es weitergeht, ist vorgezeichnet, nicht jedoch die fiktiven Details und Marcus‘ Schicksal. Man darf also gespannt sein und für die nächsten Bände mehr Action erwarten.