Das Erbe der Macht - Schattenchronik 1: Das Erwachen, Andreas Suchanenk (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 29. Dezember 2016 11:20
Das Erbe der Macht - Schattenchronik 1
Das Erwachen
Andreas Suchanek
Titelbild: Nicole Böhm
Greenlight Press, 2016, Hardcover, 334 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-95834-226-2 (auch als eBooks erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
In der Greenlight Press erscheinen seit einigen Jahren diverse, in aller Regel monatlich publizierte ebook-Serien. Was mit der Science-Fiction-Serie „Heliosphere 2265“ begann, das wurde mit weiteren fortgesetzt. Nach einer gewissen Frist werden die eBooks dann auch zumeist in Sammelbänden in Printform aufgelegt. Nach einer Science-Fiction- und einer Krimi-Serie wendet sich der Autor und Herausgeber nun vorliegend der Urban Fantasy zu.
Um was geht es? Seit Jahrhunderten schützt der magische Wall die Welt der Nimags, der Nichtmagier, vor der Welt derer, die sich dank ihrer Kräfte problemlos zu despotischen Herrschern aufschwingen könnten. Üblicherweise wird das Sigil, die magische Befähigung, beim Tod eines Magiers auf einen anderen Menschen übertragen. Dieser schließt sich als Neuerweckter den Lichtkämpfern oder den Schattenkämpfern im ewigen Kampf um den Wall an. Auf beiden Seiten gibt es Unsterbliche, die die jeweilige Fraktion anführen. Daneben aber spielt auch noch eine dritte, skrupellose Fraktion im Machtspiel mit: die Schattenfrau, eine Magierin, die sich die Vernichtung aller Lichtkämpfer und des Walls auf ihre Fahnen geschrieben hat…
Alexander Kent hat es nicht leicht gehabt im Leben. Alleinerziehende Mutter, aufgewachsen in einem Slum in den Außenbezirken Londons scheint sein Weg vorprogrammiert. Bandenkriminalität, das Abrutschen ins Drogenmilieu, keine Zukunft, keine Möglichkeit, aus dem Kreislauf auszubrechen. Um einen Job zu bekommen, braucht er eine Adresse außerhalb des Slums, um dort eine Wohnung zu bekommen einen Job - es ist aussichtslos. Bis er eines Tages aus heiterem Himmel das Sigil eines just getöteten Magiers erhält. Er wird in die Gemeinschaft der Lichtkämpfer aufgenommen, Johanna von Orleans und Leonardo da Vince bemühen sich um ihn, seine Kameraden versuchen ihm die ersten Schritte zu erleichtern. Und doch eckt er auch hier zunächst an.
Jennifer Denvers, seine Mentorin, scheint aus begüterten und umsorgten Umfeld zu kommen - etwas, das seine Aggressionen weckt. Dass ausgerechnet sie mit ihm zusammengesteckt wird empfindet er als Gängelung, die reiche Schnepfe ahnt ja gar nicht, wie die Welt tickt. Dass auch sie ihr Päckchen zu tragen hat, dass sie vom Vater geschlagen wurde, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Die Ereignisse kulminieren, als die Schattenfrau ihren perfiden, seit Jahrhunderten vorbereiteten Angriff auf die Festung der Lichtkämpfer startet. Ein Verräter muss unter den Kämpen sein, ein Verräter, der in den höchsten Kreisen vermutet wird. Misstrauen und Ressentiments blühen, es gibt erste Opfer zu beklagen und dann werden Alexander und Jennifer in die seit 166 Jahren verschollene erste Festung der Lichtkämpfer versetzt - eine Rückkehr scheint ausgeschlossen…
Aller Anfang ist schwer. Vorliegender Print-Sammelband umfasst die ersten drei Abenteuer der ebook-Serie. Und ich hatte zu Beginn meine liebe Mühe, mir einen Reim aus den Geschehnissen zu machen.
Suchanek wirft den Leser bildlich gesprochen ins kalte Wasser, erklärt zu Beginn wenig, sondern präsentiert fast nur seine Figuren. Diese sind durchaus interessant gezeichnet. Ein jeder von Ihnen hat seine eigenen traumatischen Erlebnisse zu verkraften, die anfängliche Animosität der beiden so ungleichen Partner, ihre unterschiedliche Ausgangslage führt zu weiteren Verwerfungen. Erst im zweiten Teil schiebt der Autor dann die Erklärungen nach. Er beschreibt seine magische Welt, man bekommt einen Eindruck davon, wie diese aufgebaut ist, wie sich die Fraktionen positionieren und was sie jeweils antreibt. Mit der Schattenfrau führt er zudem eine dritte, bislang rein dunkle beschriebene Kraft ein, die für weiteres Ungemach, ja desaströse Entwicklungen sorgt.
Jeder der Bände endet naturgemäß, wie dies bei einer Serie zumeist der Fall ist, mit einem Cliffhanger - und so langsam beginnt sich der Nebel zu lichten. Die Einführung von geschichtlichen Figuren als Unsterbliche bringt zunächst wenig wirklich Fesselndes zutage, hier bleibt abzuwarten, wie der Autor diese zukünftig nutzt.
Nach dem doch etwas holprigen Auftakt hat die Serie im zweiten und dritten Teil dann deutlich an Tempo und Faszination gewonnen, sind wir mitten im Kampf der Guten gegen die Bösen involviert. Ansätze für faszinierende Abenteuer gibt es genügend, die Rätsel um die Hintergründe des Hasses der unversöhnlichen Schattenfrau harren einer Auflösung, die Schattenkämpfer müssen noch deutlicher in den Plot integriert werden.
Als Fazit bleibt, dass es Suchanek gelungen ist, eine eigene Kreation um eine magische Parallelwelt vorzulegen, die Elemente der Urban Fantasy aufgreift, diese aber in einen eigenen, frischen Kontext setzt. Stilistisch unauffällig liest sich die Serie angenehm, ohne dass wir bislang groß rätseln müssen, wem unsere Sympathie gehört.