Oliver Plaschka: Das Licht hinter den Wolken (Buch)

Oliver Plaschka
Das Licht hinter den Wolken
Hobbit Presse, 2016, Paperback, 686 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-608-96138-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Oliver Plaschka hat sich einen Namen durch seinen eigenwilligen Stil gemacht, mit dem er typische Fantasy-Elemente ganz neu interpretiert. Das ist auch in seinem neuesten Fantasy-Roman „Das Licht hinter den Wolken“ der Fall, der auf eine seiner ehemaligen Fantasy-Rollenspiel-Welten zurückgeht, der er hier noch einmal ein Denkmal setzt.

 

Es ändert sich so Einiges im Reich, von dem die normale Bevölkerung erst einmal nicht viel mitbekommt. Wie April, Kind einer Familie aus einfachen Verhältnissen, die es in ihrem Dorf nicht einfach hat. Weil sie sich als Mädchen wehrt, wird sie immer wieder gepiesackt und auch ihr eigener Vater hat nur Hass und Grausamkeit für sie übrig. Dennoch hat sie Hoffnung, dem tristen Leben zu entkommen, weil sie immer wieder von einem Licht träumt, das sie in ein besseres Land führen könnte.

Die Gelegenheit kommt, als ihr Vater sie in die nächste Stadt mitnimmt um sie an einen Freund zu verkaufen. Das Mädchen ergreift die Flucht und versucht sich allein durchzuschlagen, gerät dabei aber schon bald an einen jungen Söldner, der als Mitglied eines der alten und geächteten Völker in der Klemme steckt.

Nachdem sie durch den unbeabsichtigten Mord an einer wichtigen Persönlichkeit in ziemliche Schwierigkeiten geraten, nennen sie sich nur noch nach ihren Schwertern und versuchen sich unerkannt weiter durchzuschlagen. Doch sie haben die Rechnung ohne Sarik gemacht, einen Zauberer, der den Verfall der Magie um jeden Preis aufhalten will.


Nach dem Klappentext zu urteilen, könnte man denken, dass es sich bei dem Roman um übliche klischeebeladene epische Fantasy handeln könnte, wie man sie in Amerika als Dutzendware bekommt, wenn ein Werk erfolgreich war, aber wer Oliver Plaschka kennt, weiß, dass dieser Anderes im Sinn hat.

Sein Hauptaugenmerk gilt den Menschen, die vor dem Hintergrund agieren und allein durch ihre Taten alles verändern. Da ist einmal April, das Mädchen, das schon als Kind wehrhaft ist - zumindest gegenüber Gleichaltrigen. Nur ihr Vater scheint Macht über sie zu besitzen, so dass sie auch mit Gewalt und Terror umzugehen weiß. Eine Hoffnung treibt sie voran, diesem tristen Leben zu entkommen. Viel mehr erwartet sie auch nicht, was ihr später als Söldnerin einen gewissen Pragmatismus verleiht. Janner, ihr Partner, ist da schon etwas verträumter, weswegen er auch immer wieder auf die Nase fällt. Ähnlich ausgerichtet ist Sarik, der hofft, die Magie wieder zurückholen zu können. Und auch Cassiopeia, Tochter eines ermordeten Adligen, geht erst einmal nur den Weg der Rache ohne zu ahnen, dass das Schicksal auch für sie mehr bereithalten wird. Was das alles mit dem Kaiser zu tun hat? Nun, das verrät die Geschichte auf klugen Umwegen.

Elemente des Rollenspiels sind auch zu erkennen: die Heldenreise, die kleinen Aufträge der Söldner sind so typisch. All das wird in einem heimeligen und leicht poetischen Stil erzählt, durch den Gefühle geweckt werden, ohne dass der Roman dabei in Kitsch verfällt. Das Ende bedient bewusst nicht die Erwartungen vieler Leser, sondern geht da auch seinen eigenen Weg, so dass man immer wieder überrascht wird, wie geschickt der Autor die üblichen Handlungsmuster durchbricht.

Heraus kommt ein interessanter und vielschichtiger Fantasy-Roman, der sich sehen lassen kann weil er die Klischees des Rollenspiels und der High Fantasy durchbricht und auch ohne großes Drama spannend bis zum Ende bleibt. Figuren und Handlung haben Ecken und Kanten, an denen man sich als Leser wunderbar stoßen kann und man so immer aufmerksam bleibt.