Die Smaragdstadt von Oz (Comic)

Eric Shanover
Die Smaragdstadt von Oz
(The Emerald Town of Oz 1-5, 2011-2014)
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen: Skottie Young
Panini, 2015, Hardcover, 140 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-95798-186-8

Rezension von Britta van den Boom

„Die Smaragdstadt von Oz“ bildet den letzten Band der sechsjährigen Aufarbeitung von Frank Baums „Oz“-Romanen als aufwändige Comicreihe mit einem sehr eigenen, charaktervollen Stil, dem die Autoren und Zeichner in höchster Qualität treu bleiben, selbst wenn die ursprünglichen Vorlagen nach und nach an dem kranken, was so manche Serie ausmacht: Wiederholungen.

 

Diesmal verläuft die Story in zwei Strängen, die sich erst am Ende treffen: Erstens machen sich alle bösen Wesen auf den Weg nach Oz, angeführt vom König der Werge, um es schlichtweg zu zerstören - selbstverständlich intrigieren sie dabei auch gegeneinander, sodass klar ist, dass ihre Koalition auf jeden Fall in einer Katastrophe enden muss. Gleichzeitig flüchten Dorothy und ihre Familie vor wirtschaftlichem Elend nach Oz in der Hoffnung, dort auf Dauer Zuflucht zu finden. Dieser Erzählstrang ist letztlich eine ausführliche Sightseeingtour, bei der die bizarren Besonderheiten der Ozianer voll im Vordergrund stehen. Nichts ist so unterhaltsam wie ein exotischer ‚Reiseroman‘; auch wenn ansonsten weitere Handlung fehlt und die Geschichte auf eine Perlenkette von schillernden und schrillen Einfällen reduziert ist. Zum Schluss kommt es zu einer überraschenden, gewaltfreien Lösung zur Rettung von Oz und zu einem inhaltlich passenden Ende, da sich Oz endgültig von allen anderen Welten abkapselt.


Die Geschichte ist bunt und kurzweilig, sowohl in der Darstellung der schönen Seiten von Oz als auch in der der Gegner, doch man merkt deutlich, dass Baum sein Pulver in den früheren Romanen verschossen hatte. Er beschränkt sich hauptsächlich darauf, die Welt und bereits bekannte Protagonisten detailreich auszuschmücken. Während die Erzählung um Dorothy und ihre Familie somit komplett ein Kaleidoskop ohne Geschichte bleibt, schafft der andere Teil es jedoch, einen spannenden Bogen von dem Verrat am Wergenkönig bis hin zum friedvollen Ende zu spannen. Zurück bleibt ein Gefühl von ‚jetzt ist es schön und rund, nun kann es enden‘ - auch wenn Baum tatsächlich mit einem weiteren Band nach Oz zurückkehrte.

Von den bestehenden 14 „Oz“-Büchern sind sechs als Comic umgesetzt worden, und sie sind durchweg ein ästhetischer Genuss, was vor allem an dem innovativen und lebendigen Stil von Skottie Young liegt. Durch gute Kooperation mit dem Autor und dem Zeichner ist es Panini zudem gelungen, in diesem Band - wie auch den Vorgängern - eine große Menge an Bonus-Material einzubauen: Skizzen, Interviews und die Cover der amerikanischen Einzelausgaben, zudem außergewöhnlich informative Vorworte mit vielen Hintergrundinformationen.

Zusammen mit der guten Qualität des hochwertigen Hardcovers ist auch „Die Smaragdstadt von Oz“ ein echtes Sammlerstück, das nicht nur sehr gut unterhält, sondern auch einfach Freude macht.