Golden Dogs 3: Richter Aaron (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 15. Oktober 2016 09:31
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Golden Dogs 3
Richter Aaron
(Golden Dogs Volume 03: Le Juge Aaron)
Übersetzung: Horst Berner
Szenario: Stephen Desberg
Zeichnungen: Griffo (Werner Goelen)
Panini, 2016, Hardcover, 52 Seiten, 13,99 EUR, ISBN 978-3-95798-820-1
Rezension von Irene Salzmann
Obwohl das Band, das die „Golden Dogs“ - Orwood, Fanny, Lucrezia und Lario -vereinte, durchtrennt wurde, kehrt Fanny nach sechs Jahren ins viktorianische London zurück. Zwar hat sie kaum Hoffnung, ihre Gefährten zu finden, nachdem schon an den anderen Jahrestagen ihres Schwurs keiner am Treffpunkt auftauchte, doch dann entdeckt sie Lario in der Menge.
Von ihm erfährt sie, dass Lucrezia von Richter Aaron geschnappt und ins Gefängnis geworfen wurde. Danach verliert sich ihre Spur, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Lucrezia gehenkt wurde. Um das Schicksal der Freundin zu klären, lässt sich Fanny von der Polizei aufgreifen und soll zur Strafe eine Woche lang im Gefängnis putzen. Doch auch die Häftlinge wissen nichts von Lucrezia, und nur eine alte Frau meint gehört zu haben, dass die Gesuchte zumindest nicht unter den Toten war. Nun bleibt Fanny und Lario nichts anderes übrig, als ihre Suche auf den ehrenwerten, gottesfürchtigen und überaus soliden Richter Aaron auszudehnen. Tatsächlich finden die beiden heraus, dass ihr Feind mehrere Häuser in heruntergekommenen Gegenden besitzt, in denen er Frauen festhält und an ihnen seine BDSM-Gelüste stillt.
Allerdings ist man inzwischen auf Fanny und Lario aufmerksam geworden. Als sie eine weitere Wohnung observieren, ist man ihnen gefolgt und greift aus dem Hinterhalt an. Unverhofft erscheint ein Retter…
Nach Band 1, „Fanny“, und Band 2, „Orwood“, liegt nun das dritte Album über die Abenteuer der „Golden Dogs“ vor. Wieder einmal überrascht Stephen Desberg seine Leser, denn nicht „Lucrezia“ oder „Lario“ lautet der Titel, sondern „Richter Aaron“, denn er ist der skrupellose Gegenspieler der Diebesbande, der weit weniger ehrbar ist, als er sich gibt, und der natürlich auch eine Schlüsselstellung in Hinblick auf den Verbleib von Lucrezia einnimmt. Dass die Ereignisse erneut vor allem aus Fannys Perspektive geschildert werden, überrascht indes nicht mehr, weil dies bereits in Teil 2 der Fall war.
Nachdem die „Golden Dogs“ nach ihren Erfolgen (Band 1) in eine Falle gerieten und sich in alle Himmelsrichtungen verstreuten (Band 2), finden sie Jahre später wieder zusammen. Nun herrscht jedoch Misstrauen zwischen ihnen, denn einer von ihnen hat sich die versteckte Beute angeeignet und ein anderer hat die Bande offenbar verraten - aber wer und warum? Sie machen einander Vorwürfe, doch Fanny stellt klar, dass sie alleine nichts sind und nur als Gruppe etwas bewirken können: Sie will die „Golden Dogs“ wieder auferstehen lassen.
Die Zeiten haben sich jedoch geändert. Richter Aaron hat hart durchgreifen lassen, und wer von den Schurken von einst nicht hatte fliehen können, wurde gehenkt. In London ist es viel gefährlicher geworden, und wenn jetzt auch die „Golden Dogs“ hingerichtet würden, hätte Richter Aaron sein durchaus persönliches Ziel erreicht und stünde vor einer politischen Karriere.
Orwood fasst den Entschluss, dass sie noch ein letztes großes Ding drehen, um ihren Feind zu diskreditieren, sodass er seine Rachepläne und alle Ambitionen aufgeben muss. Cliffhanger. Man ahnt, dass es ein Spiel mit dem Feuer ist, denn nach wie vor ist nicht bekannt, wer der Verräter unter den „Golden Dogs“ ist, und der Klappentext deutet an, dass das Bisherige bloß Geplänkel war.
Die Charaktere haben sich trotz ihrer jüngsten Erfahrungen nicht wesentlich fortentwickelt. Fanny bleibt die Hauptfigur und will praktisch die Uhr zurückdrehen, da sie immer noch an das Band glaubt, das einst zwischen den „Golden Dogs“ bestand. Was die anderen sich wünschen, bleibt vage, und jeder von ihnen könnte ‚umgedreht‘ worden sein oder unter Druck zum Verräter an seinen Kameraden werden.
Die Zeichnungen sind detailreich und atmosphärisch ansprechend koloriert. Vor allem bei den Hintergründen zeigt Griffo sein Können. Die Gesichter seiner Figuren hingegen sind oft überzeichnet, wirken manchmal sogar misslungen und schief. Dennoch passt der Stil zum Thema besser, als wenn ‚perfekte Schönheiten‘ durch die Slums stolpern würden.
Die Story ist interessant und spannend, die Charaktere sind ambivalent und stets für eine Überraschung gut, die Illustrationen fallen angemessen aus - in der Summe gefällt die Serie, und man will unbedingt wissen, was als Nächstes passiert.