Robert E. Howard: Kull - Verbannt aus Atlantis - Die Original-Erzählungen 7 (Buch)

Robert E. Howard
Kull - Verbannt aus Atlantis 
Die Original-Erzählungen 7
Übersetzung: Klaus Schmitz
Titelbild & Innenillustrationen: Timo Wuerz
Festa, 2016, Paperback, 412 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86552-461-4 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Ihnen ist Conan, der Barbar ein Begriff? Ich meine nun nicht unbedingt Arnold Schwarzenegger, der in zwei Hollywood-Streifen den muskelbepackten Recken gegeben hat, sondern die literarische Vorlage hierzu. Ein gewisser Robert E. Howard schuf in den 30er Jahren, bevor er seinem Leben selbst ein Ende setzte, den Cimmerier. Dass dieser später literarisch wie auf der Leinwand zu Weltruhm kommen sollte, war damals nicht abzusehen.

Schon einige Jahre vorher erdachte Howard bereits einmal einen Recken, der seine Gegner das Fürchten lehren sollte. Zeitlich lange vor Conan angesiedelt stellt uns der Autor Kull von Atlantis vor. Äußerlich ähneln sich die Beiden, sind beide muskelbepackt und versiert im Umgang mit Waffen, von der Anlage her aber unterscheiden sie sich doch sehr.

Kann man Kull daher als einen misslungenen Conan titulieren? Nun, wenn man rein den kommerziellen Erfolg betrachtet, so dürfte die Antwort klar ein Ja sein. Wenn man sich aber die Geschichten um die beiden Recken ansieht, sie miteinander vergleicht, so wird man nicht umhin kommen, Kull als eigenständige Schöpfung anzusehen, die in ihrem Canon folgerichtig und überzeugend agiert. 


Beide sind Barbaren, die ihren Weg zu Ruhm und Macht mit dem Schwert in der Hand auf einem blutigen Pfad beschreiten. Während Conan aber zumeist impulsiv agiert, sich rein von seinen Gefühlen leiten lässt, ist Kull ganz anders angelegt. Er überlegt, er plant, er hinterfragt Situationen und Handlungen. Während wir uns in den Conan-Geschichten ganz in der jeweiligen Umgebung aufhalten, uns die Realität des Cimmeriers in grellen, detailreichen Bildern präsentiert wird, zweifelt Kull immer wieder an eben dieser Realität, empfindet seine Umgebung oft als Traum. Schon diese Unterschiede, die sich auch stilistisch niederschlagen, zeigen, dass die Kull-Storys den Conan-Erzählungen durchaus das Wasser zu reichen vermögen. Eben weil sie von der Anlage her anders sind, erwarten den Leser hier Begegnungen der besonderen Art, die gerade keine Erstversuche darstellen die später zu den gepriesenen Conan-Novellen führten, sondern durchaus eigenständig für sich stehen können.


Im Rahmen der Werksausgabe innerhalb des Festa-Verlags erscheint vorliegender Band in einer Neuübersetzung. Gegenüber den damals bei Pabel erschienenen unvollständigen Fassungen liest sich die Übertragung von Klaus Schmitz sehr angenehm und wirkt auf mich rund. Der Übersetzer trifft nicht nur bei den Kampfbeschreibungen die Wucht, mit der Howard diese verfasste, er weiß auch die stillen, nachdenklichen Passagen wunderbar stimmig zu übertragen.

Wie wir dies von Festa mittlerweile gewohnt sind, überzeugt der Band nicht nur inhaltlich, sondern auch handwerklich. Die mir vorliegende Hardcover-Ausgabe - das Buch erscheint parallel als Hardcover, Paperback und eBook - ist reich geprägt, hat ein Lesebändchen, der Umschlag ist in Lederoptik und, das Wichtigste, der Band wurde von Timo Wuerz reichhaltig illustriert.


Dem Vernehmen nach wir die Howard’sche Werkausgabe mit folgenden Titeln fortgesetzt:

Der Löwe von Tiberias - Historische Abenteuer (2017)
Schwertfrauen (2017)
Bran Mak Morn - Der letzte König
Der blutige Degen des Solomon Kane
El Borak und andere Wüstenabenteuer