Boris Koch: Die Mondschatzjäger (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 28. September 2016 17:52
Boris Koch
Die Mondschatzjäger
Heyne fliegt, Hardcover, 302 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-453-27046-6 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Gunther Barnewald
Als der alte und reiche Ringler stirbt, wird sein Testament in der Zeitung und auch online veröffentlicht, denn der Alte hat mit seinem gierigen Erben noch ein Hühnchen zu rupfen und möchte diesem rein gar nichts hinterlassen. Deshalb hat er Hinweise verstreut, die sich um das Thema „Mond” gruppieren und verspricht demjenigen, der die Rätsel löst, eine erfolgreiche Schatzsuche und damit das ganze Erbe. Von da an ist in Hagens kleinem Dorf in der bayrischen Provinz der Teufel los, denn jeder betätigt sich als Schatzsucher, vor allem die Kinder. Auch der zehnjährige Hagen, sein Klassenkamerad Robbie und Hagens achtjähriger Bruder, der „unkaputtbare” Axel, den der arme Hagen immer wieder vor diversen Katastrophen retten muss, begeben sich auf die abenteuerliche Schnitzeljagd. Dabei geraten sie schnell von einer Gefahr in die nächste und blutige oder blaugrüne Stellen am Körper sind das Mindeste, was die drei sich einfangen...
Eine Mutter, die alle naselang anruft, um zu fragen ob es ihren Jungen gutgeht, reiche Schulkameraden, die ihre Privilegien heraushängen lassen, eine Klassenkameradin mit notorischer Glückssträhne und diverse Bauern mit ganz eigenen Charakteren und dem einen oder anderen fetten Spleen gehören zu den Menschen, die dieses unterhaltsame wie bunte Buch aufs Vergnüglichste bevölkern.
Und wer wissen will wie jüngere Geschwister für eine Gleichstellung ihres Taschengeldes gegenüber dem älteren Bruder argumentieren müssen, der findet bei Boris Koch die geniale Anleitung dazu.
Schade nur, dass der vorliegenden Geschichte etwas der Spannungsbogen fehlt, wie ihn noch des Autors absolut wunderbares Buch „Das Kaninchenrennen“ aufzuweisen hatte. „Die Mondschatzjäger“ ist eher nach dem Prinzip „Nummernrevue” konstruiert, was aber vielleicht sogar gerade jüngeren Kindern das Lesen erleichtern könnte.
Manchmal gehen aber auch einfach Schalk und Slapstick, die beiden komischen Heiligen des Humors, mit dem Autor durch und man fühlt sich schon etwas in die Welt der Comics versetzt bei dem ein oder anderen inhaltlichen Salto, denen vor allem Hagens kleiner Bruder immer wieder ausgesetzt ist. Zum Nachmachen kann dabei leider naturgemäß gar nichts empfohlen werden, nicht einmal für Erwachsene.
Dass die Jungen immer wieder mit ihren diversen Wundmalen Gnade vor den Augen der ängstlichen Eltern finden, ist einzig und allein Hagens großer Phantasie zu verdanken, hat dieser im Erfinden dreister Lügengeschichten doch bereits Meisterschaft erlangt.
Insgesamt ein leicht und flott lesbares Kinderbuch, voller herrlich schräger Einfälle und bevölkert mit allerlei interessanten Charakteren, die der Autor mit lockerer Hand geschickt und nahezu mühelos entwirft. Ein aufregend unaufgeregtes Lesevergnügen!