Sandman: Die Traumjäger (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 01. Mai 2010 11:57
Sandman: Die Traumjäger
(Sandman: The Dream Hunters)
Autor: Neil Gaiman
Zeichnungen: P. Craig Russell
Farben: Lovern Kiendzierski
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-789-8
Frank Drehmel
"Die Traumjäger" ist die Comic-Adaption der Novelle "The Dream Hunters", die ursprünglich von Neil Gaiman verfasst und von Yoshitaka Amano illustriert wurde und die 2008 ebenfalls von Panini auf Deutsch unter dem Titel "Traumjäger" herausgegeben wurde. Die Geschichte basiert auf dem alten japanischen Märchen "The Fox, The Monk, and the Mikado of All Night´s Dreaming", welches von Gaiman an das "Sandman"-Universum angepasst wurde. Da sich die vorliegende Comic-Adaption inhaltlich nicht signifikant von ihrer illustrierten Prosa-Vorlage unterscheidet, erlaube ich mir, auf meine ältere Inhaltsangabe zurückzugreifen.
Ein Dachs und eine Füchsin wetten, wem von beiden es gelingt, den jungen Mönchen, der alleine in einem unbedeutenden kleinen Tempel haust, aus seinem Domizil zu vertreiben. Beide scheitern zwar, obgleich sie in menschlicher Gestalt auftreten, aber die Füchsin verliebt sich während ihres Versuchs in den frommen, angstlosen und klugen Jüngling.
Etwas später belauscht sie im Wald drei Geister, die im Auftrag eines sehr reichen und mächtigen Onmyojis den Mönch töten sollen, damit jener angstvolle Mann den Mut des Gläubigen in sich aufnehmen kann. Da es ihr nicht möglich ist, ihrem Geliebten, der auch ihr mittlerweile in Liebe zugetan ist, den teuflischen Plan zu enthüllen, opfert sie dem Herrn der Träume ihren kostbarsten Schatz, damit er zu ihr spräche. Und tatsächlich erfährt die Füchsin, dass sie die Träume des Mönches träumen muss, um ihn zu retten; allerdings wird sie dadurch selbst langsam sterben.
Den jungen Mann wiederum erfasst angesichts des zunehmenden Siechtums seiner Geliebten Trauer, sodass er seinerseits Morpheus aufsucht, um dessen Ratschlag zu lauschen. Als er vom Opfer der Füchsin erfährt, beschließt er ohne zu zögern, dieses nicht zuzulassen und stellt sich ohne Angst seinem Schicksal.
Während die Geschichte in Prosa-Form verglichen mit anderen "Sandman"-Storys relativ spröde und vordergründig daherkommt, ihr in erzählerischer Hinsicht der "Sense of Wonder" fehlt, obgleich viele Illustrationen Amanos expressiv und atemberaubend sind, wirkt die vorliegende Comic-Adaption zauberhafter, atmosphärisch dichter und trotz des dunklen Untertons heiterer. Verantwortlich für diesen deutlich positiveren Eindruck sind Craig P. Russels leichter Duktus sowie die sehr lichte Koloration Kiendzierskis, wobei der Stil-Mix aus japanischer Ikonografie, die den Bildern innewohnt, und westlicher Bild- beziehungsweise Seitengestaltung einen in sich stimmigen Gesamteindruck vermittelt. Russel und Kiendzierski lassen die Figuren in einem visuell fassbaren Kontext agieren und interagieren, lassen durch Bildkomposition und Farbgebung eine komplexe Welt vor den Augen des Lesers entstehen und erweitern damit Gaimans relativ trockene Story um eine deutlich emotionalere Dimension.
In redaktioneller Hinsicht wartet dieser Sammelband mit drei Nachworten – von Gaiman, Russel sowie der amerikanischen Herausgeberin vieler DC-Titel, Karen Berger –, einer Covergalerie und einigen unkommentierten Impressionen aus Russels Skizzenbuch auf.
Fazit: Ein wunderbar visualisiertes Märchen mit japanischem Hintergrund, dessen emotionale Tiefe eher in dieser Comic-Adaption denn in der zu Grunde liegenden Gaiman-Novelle offenbar wird.