Gruselkabinett 113: War es eine Illusion?, Amelia B. Edwards (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 01. September 2016 19:39
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Amelia B. Edwards & Marc Gruppe (Script)
War es eine Illusion?
Gruselkabinett 113
Sprecher: Patrick Bach, Jannik Endemann, Bernd Rumpf u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2016, 1 CD, ca. 57 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5257-9
Rezension von Christel Scheja
Amelia P. Edwards (1831-1892) gehört zu den unbekannten Autorinnen des 19. Jahrhunderts, die auch in England heute fast vergessen ist. Bereits mit sieben Jahren veröffentlichte sie ein Gedicht, mit zwölf eine Kurzgeschichte und zwölf Jahre später ihren ersten Roman. „War es eine Illusion?“ gehört zu ihren späten Werken.
Eigentlich mag Schulinspektor Frazer seine Arbeit. Er reist im Land umher und überprüft in dem ihm zugeteilten Gebiet, ob in den Dorfschulen alles beim Rechten ist, die Lehrer fähig sind und die Lehrpläne eingehalten werden. Eine dieser Reisen führt in nun ein völlig abgelegenes, vom Sumpf und Morast umgebenes Kaff, zu dem auch noch schwer zu kommen ist.
Nicht einmal die Kutsche bringt ihn sicher in das Dorf, das letzte Stück des Weges muss er laufen. Und in der nebligen Dämmerung hat er eine seltsame Begegnung. Ein Junge und ein älterer Mann tauchen vor ihm auf; als er sie anspricht, reagieren sie allerdings nicht auf ihn, so als sei er für sie Luft.
Dieser Vorfall geht Frazer nun nicht mehr aus dem Sinn und er beschließt in den kommenden Tagen herauszufinden, wer die Leute waren und was es mit ihnen auf sich hat, zumal er auch noch Unterstützung von einem alten Studienfreund bekommt. Dabei enthüllt er ein schreckliches Geheimnis.
Mit „War es eine Illusion?“ präsentiert die Reihe eine klassische Geistergeschichte, denn anders als der Protagonist kann sich der Zuhörer bei dem Szenario schon denken, dass die Begegnung mit dem Jungen und dem Mann nicht von dieser Welt sind, sondern übernatürlicher Natur. Als Fremder kommt er dabei einem düsteren Geheimnis auf die Spur. Da die Ermittlungen auch manchmal in die falsche Richtung gehen, bleibt es durchaus spannend, auch wenn der Mittelteil der Erzählung gelegentlich durchhängt, da der Held und seine engsten Vertrauten kaum wissen, wo sie als Nächstes ansetzen sollen und deshalb auch schon einmal hilflos in der Gegend herumtrudeln.
Interessant ist aber auch zu sehen, wie sehr sie alle sich mit der Frage beschäftigen, ob es Geister gibt oder nicht. Ob hier die Sinne Frazers verrückt gespielt haben, weil man ihn schon vorher mit düsteren Geschichten über die Gegend verrückt gemacht hat - oder er Herr seiner Sinne war? Und nicht zuletzt ob es wirklich möglich ist, dass sich Seelen und anderes manifestieren können? Da die Herren eher rätseln als handeln, wird es stellenweise recht philosophisch.
Dazu passend wurde der richtige Klangteppich geschaffen und auch die Sprecher geben ihr Bestes um den Schulinspektor und die Dorfbewohner zum Leben zu erwecken und den Hörer mit in die Handlung zu ziehen.
Letztendlich präsentiert sich eine vielleicht ruhige, aber nicht minder spannende und lebhafte Geschichte, in der die Lösung des Rätsels im Vorfeld sehr schön aufbereitet wird und viele Fragen gestellt werden, über die man noch eine ganze Weile nachdenkt. Das macht „War es eine Illusion?“ zu einem Highlight der Reihe.