Paul O. Williams: Der Untergang der Muschel - Pelbar 4 (Buch)

Paul O. Williams
Der Untergang der Muschel
Pelbar 4
(The Fall of the Shell, Pelbar Cycle Book 4, 1983)
Übersetzung von Irene Holicki
Titelbild von Martin Frei
Cross Cult, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 366 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-86425-845-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Nach und nach arbeitet Paul O. Williams in seinem siebenbändigen „Pelbar“-Zyklus die Aspekte, die eine postapokalyptische Gesellschaft beziehungsweise die Völker, in die sie zerfallen sein könnte, aus und stellt die Details in einer halbwegs abenteuerlichen Handlung vor. Das ist auch im vierten Band, „Der Fall der Muschel“, so.

 

Die Pelbari mögen zu den Hochzivilisationen der Welt gehören und einen Städtebund geschaffen haben, der sich gegen die nomadisierenden Stämme und räuberischen Völker behaupten kann, aber das bedeutet nicht, dass sich in den Zitadellen nicht schon längst wieder die Schatten einer Gesellschaft finden können. So wird die Stadt Dreistrom von einer erzkonservativen Protektorin beherrscht, die um jeden Preis die alte Ordnung bewahren und keine Veränderungen zulassen will. Verstöße gegen ihre Regeln werden brutal geahnt.

Das bekommen auch die Zwillinge Gamwyn und Brudoer zu spüren, die sich durch einen dummen Zufall und viel Ärger den Ärger ihrer Herrscherin zuziehen. Während Brudoer in den Kerkern der Zitadelle landet, gelingt Gamwyn die Flucht. Er weiß, er hat nur eine Chance seine andere Hälfte zu retten, indem er sich Hilfe von außen holt. Derweil hat Brudoer in den Kerkern die Gelegenheit, den versteckten Hinweisen und Andeutungen nachzugehen, die Craydor hinterlassen hat, die legendäre Stadtgründerin, die eine Situation wie die gegenwärtige in der Stadt bereits vorausgesehen hat…


Eine erstarrte Gesellschaft inmitten einer Kultur, die eigentlich als die neugierigste und toleranteste gilt, ist schon ungewöhnlich, aber ein interessanter Twist, der für viel Zündstoff sorgt und damit den Hintergrund lebendiger gestaltet, zeigt sich doch so, dass auch das pelbarische System seine Schattenseiten hat, wenn die falschen Leute an der Macht sind.

Die Brüder, beide noch Teenager, sind die Störfaktoren, die das Ganze schließlich ins Wanken bringen. Dabei kommt ausgerechnet dem gefangenen Brudoer eine größere und spannendere Rolle zu als Gamwyn, der eigentlich nur durch die Gegend zieht, sieht, lernt und die Kunde von den Verhältnissen in seiner Stadt weiterträgt. Denn ausgerechnet der im Kerker Schmachtende erlebt das Abenteuer, indem er wie in einer Schnitzeljagd den Hinweisen folgt und die Prüfungen besteht, die die Stadtgründerin hinterlassen hat.

Das gibt der Geschichte eine interessante Note und zeigt erneut, wie facettenreich die Welt nach dem Zusammenbruch der alten Zivilisation noch sein kann, wenn man nur bereit ist, bestimmte Gegebenheiten weiterzuspinnen. Stil und Gewichtung in der Handlung sind wie immer gleich, aber mittlerweile dürften vermutlich eh nur noch wahre Fans mitlesen, die sich nicht an der mangelnden Action stören.

„Der Fall der Muschel“ zeigt weitere Facetten der postapokalyptischen Welt des „Pelbar“-Zyklus, die vor allem Fans von futuristisch angehauchter Social Fiction faszinieren dürften, denen die eigentliche Abenteuerhandlung lange nicht so wichtig ist, wie die zwischenmenschlichen Entwicklungen.