Ars Amoris 4: Linda Koeberl: Blutfesseln (Buch)

Linda Koeberl
Blutfesseln
Ars Amoris 4
Titelillustration von Crossvalley Smith
Sieben, 2010, Paperback, 178 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-940235-93-0

Carsten Kuhr

Russland im Jahr des Herrn 1647. Alexandra Romanow ist glücklich. Sie hat just ihren Traummann geheiratet, die gemeinsamen Nächte sind erfüllt von Lust und Verlangen, und unter ihrem wohlgeformten Busen wächst neues Leben heran. Dann aber schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Ihre Eltern verunglücken auf vereister Straße tödlich, der Schock führt zu einer Fehlgeburt, einige Monate später wird ihr geliebter Ehemann von der Schwindsucht dahingerafft.

Für die junge, attraktive Witwe bleibt nur eine Möglichkeit, ihr Überleben zu sichern – sie muss ihren Körper verkaufen. Unter ungewaschenen, stinkenden und ungepflegten Leibern träumt sie von alten, von besseren Tagen. Bis eines Tages ein französischer Marquis die Hure in sein Herz lässt. Vom nahen Tod durch die Schwindsucht gezeichnet macht ihr der Galan das ultimative Geschenk – er gibt ihr sein Blut, wandelt sie zu einem Daywalker.

In Paris beginnt ein neues Leben für sie. Bälle, Vergnügungen und sexuelle Ausschweifungen der besseren Gesellschaft bestimmen ihr Leben – bis sie eines Tages auf den Nightstalker Christos trifft. Zunächst ist sie von dem charismatischen Beau hingerissen. Zum Leidwesen des Nightstalkers aber empfindet sie eher schwesterliche Zuneigung und keine Liebe für den Griechen. Dieser führt sie in Kreise ein, die sie bislang nicht gekannt hat. Schmerz und Dominanz, Gruppensex und immer wieder der Genuss menschlichen Blutes bestimmen für einige Zeit ihr Dasein. Als sie flieht, verfolgt sie der verschmähte Christos über die Kontinente und durch die Jahrhunderte bis ins heutige Schottland.

„Ars Amoris“, der Name ist Programm. In der kleinen, illustrierten Buchreihe soll Romance Fantasy mit erotischem Hintergrund erscheinen. Nach zwei Originalanthologien, die von der Herausgeberin Alisha Bionda zusammengestellt wurden und einem ersten Roman, nun Linda Koeberls Debüt. Das Gebotene bewegt sich dabei im Bereich des Üblichen. Einmal mehr eine Ich-Erzählerin, die von ihrer Vampirwerdung und dem anschließenden Leben und Leiden über die Jahrhunderte erzählt. Das bleibt in seiner Ausgestaltung oft leider nur an der Oberfläche, wobei gute Ansätze durchaus erkennbar sind. Die Handlung in New Orleans und auf der Baumwollplantage in den Südstaaten strahlt Atmosphäre aus, auch die Beschreibung der Handlungssequenzen in dem Highlands weiß zu faszinieren.

Beides aber leidet, wie der gesamte Text, ein wenig an dem mangelnden Platz. Nun ist auch mir klar, dass der Verlag keine Bücher mit mehreren hundert Seiten auflegen kann. Wenn aber der Umfang vorgegeben ist, muss sich der Autor inhaltlich eher etwas zurücknehmen. Sprich, weniger wäre mehr gewesen. Dabei ist es naturgemäß schwierig, zu entscheiden, welche Kapitel, welche Erlebnisse unter den Tisch fallen sollen. Für die Darstellung des Schicksals der Protagonistin sind die Stationen ihres Lebensweges eigentlich alle wichtig, am ehesten hätte man ausgerechnet auf die gelungensten Szenen im Süden der USA verzichten können.

Stilistisch wirken die Dialoge noch ein wenig gekünstelt, ansonsten bietet sich der Text unauffällig dar. Die erotischen Beschreibungen werden nur relativ dosiert angeboten, sind gut integriert und überschreiten nie die Grenze zur Pornographie. Auffällig hier aber, dass die Autorin sich in ihren Darstellungen des Aktes so manches Mal wiederholt.

Zu erwähnen, wie bei den Titeln aus dem Sieben Verlag schon schöne Gewohnheit, die zum Inhalt passenden Innenillustrationen, auch dieses Mal von Crossvalley Smith.

Insgesamt gesehen ein Buch, das gute Ansätze zeigt, das Erotik und Vampire in einer allerdings nicht eben neuen Ausprägung offeriert, und das daher auch nicht vollumfänglich zu überzeugen weiß.