Marc Turner: Schattenreiter (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 31. Juli 2016 12:00
Marc Turner
Schattenreiter
(When The Heavens Fall, 2015)
Übersetzung: Kirsten Borchardt
Heyne, 2016, Paperback, 780 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-453-53412-4 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen im Lande des Exils. Hier herrscht ein Imperator mit grausamer Hand über seine Untertanen, stützt sich dabei auf einander misstrauisch beäugende Magierorden. Seine Macht scheint zu schwinden, das Reich wird von allen Seiten bedrängt, da erschüttert ein Vorkommnis die magische Welt: Ein Buch wurde gestohlen, ein mächtiges, ein dunkles Buch mit dessen Hilfe Götter gestürzt, Reiche geschleift und die Herrschaft über die Unterwelt an sich gerissen werden soll.
Der Imperator entsendet eine kleine Truppe einander ablehnender Kämpfer, das Gestohlene zurückzuholen und die Gefahr vom Reich abzuwenden. Ein ehemaliges Mitglied des Ordens der Bewahrer, ein Zauberer und eine Assassine machen sich aus ganz unterschiedlichen Motiven auf, das Buch der Verlorenen Seelen zurückzuholen.
Doch auch Shroud, der Gott der Unterwelt, ist ob der Gefahr, die ihm droht nicht untätig und entsendet seine Schergen, die Bedrohung aufzuhalten. Sie alle eilen in Richtung des Nekromanten; nicht ahnend, dass dieser mit tatkräftiger Hilfe einer Göttin die unheiligen Kräfte des Buches bereits geweckt hat…
„Kraftvoll, düster und magisch“, so charakterisiert Bestseller-Autor Brian Staveley diesen Debütroman. Und wirklich birgt der Plot, neben bekannten Versatzstücken und Figuren aus dem Fundus entsprechender Romane, eine eigene Qualität. Allerdings machen es Autor und Roman dem Leser nicht einfach. Zu Beginn irrt man auch als kundiger Fantasy-Rezipient etwas hilflos in den unterschiedlichen Handlungssträngen, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, umher, versucht eine gewisse Ordnung in die umfangreiche Schar der Dramatis Personae zu bringen.
Was nur haben die füllige und eingebildete Hohepriesterin, der von Geistern heimgesuchte Prinz, der ehemalige Ordensbruder und der Nekromant miteinander zu tun, wie stehen sie zueinander, wie wird sich der Plot entfalten? Fragen, die lange, fast zu lange offen blieben. Man muss ein wenig, nein, ehrlicherweise muss ich sagen viel Sitzfleisch beweisen, bis sich die Puzzle-Teile zueinander fügen, und sich ein erstes von vielen, sich ändernden Bildern ergibt. Dabei sind die Handelnden, so bekannt sie uns zunächst vorkommen, immer für eine Überraschung gut, werden interessant und abwechslungsreich gezeichnet und fortentwickelt.
Das Gebotene hat einen düsteren Unterton, mehr Dark Fantasy, als Questen-Ballade, und stellt einmal mehr nur den Auftakt einer Reihe (einer Trilogie?) dar.