Graham Masterton: Bleiche Knochen - Der erste Fall der Katie Maguire (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 30. Juli 2016 09:24
Graham Masterton
Bleiche Knochen
Der erste Fall der Katie Maguire
(White Bones, 2013)
Übersetzung: Doris Hummel
Titelillustration: Dean Samed
Festa, 2016, Paperback, 442 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-86552-451-5 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Irland, die grüne Insel, ist bekannt für Butter, malerische Hügel und die Elfen, die, so zumindest die Volkssage, unter den Hügeln hausen. Allerdings sind eben jene Elfen so ganz anders als die weichgespülten, netten und lustigen Geschöpfe, die uns die Filmstudios so gerne präsentieren. Die Sidhe sind böse Geschöpfe voller Macht, sie strangulieren Babys, entführen Frauen und missbrauchen Vieh wie Menschen gleichermaßen.
Als Superintendent Inspector Katie Maguire von der Garda in Cork eines Morgens auf eine abgelegene Farm gerufen wird, auf der der Besitzer auf elf vergrabene Skelette gestoßen ist, ahnt sie noch nicht, dass sie den Ort eines magischen Rituals gefunden hat. Die menschlichen Überreste stellen sich als die Skelette von elf Frauen heraus, die vor gut 80 Jahren entführt und ermordet wurden. Was aber sollen die aus deutscher Spitze gefertigten Beutelmännchen, die an dem jeweiligen Oberschenkelknochen befestigt sind, bedeuten? Auch wenn die Tat längst verjährt, der Täter wohl verstorben ist, lässt der Fall die erste Inspektorin der Garda nicht los.
Dann wird eine junge Backpackerin entführt, kurz darauf nahe der Farm ihre entkernten Überreste aufgefunden. Ein Nachahmungstäter oder vielleicht ein Verrückter, der ein keltisches Ritual zur Beschwörung Morganas beenden und insgesamt dreizehn Frauen opfern will?
Unterstützt durch Anthropologen und Kollegen macht sich Katie an die Aufklärung der alten wie aktuellen Morde…
Graham Masterton ist mir als Autor vorzüglicher Horror-Romane ein Begriff. Vorliegend legt sein deutscher Hausverlag Festa in seiner Crime-Reihe den ersten von bislang acht Romanen um die irische Ermittlerin vor.
Ein waschechter Krimi ist es, der den Leser hier erwartet - allerdings, wie bei Masterton nicht anders zu erwarten, ein Plot, der durchaus unheimliche Züge aufweist.
Es geht um die Suche nach Motiv und Täter, wobei der Ermittlerin auch persönliche Schicksalsschläge nicht erspart bleiben. Nach und nach lernen wir ihre familiären Hintergründe kennen, baut der Autor unauffällig aber wirksam ein soziales Netz auf, in dem sie sich bewegt. Dies verleiht dem Roman ebenso wie die markanten Figuren, die der Autor uns vorstellt, eine ungewöhnliche Tiefe. Mühelos können wir uns in die Protagonistin hineinversetzen, bewundern ihren Mut, ihre innere Kraft und verstehen ihre Schwäche.
Dabei muss sie und mit ihr der Leser so manche Kröte schlucken. Maguire hat das, was jeder erfolgreiche Ermittler unabdingbar benötigt: gute Zuarbeiter, engagierte Helfer und als Wichtigstes einen Instinkt, der sie anleitet. Von schnellen, einfachen Lösungen hält sie nichts, sie will den Opfern Gerechtigkeit verschaffen, dass diese auch ihren Angehörigen widerfährt. Dabei warten so manche unerwarteten Wendungen auf Leser wie Ermittlerin, werden die aktuelle Verbrechen deutlich, nie aber plakativ dargestellt.
Die Suche - wenn auch nie vorhersehbar - verläuft letztlich erfolgreich, wobei der Weg hier weit eher das Ziel ist, als die Aufklärung im Finale selbst.
So wartet ein packender Kriminalroman auf den Leser, der eine geschickte Mischung ist aus faszinierenden Figuren, phantastischen Anspielungen und kultischen Verbrechen, wie ich sie selten so überzeugend gemischt gelesen habe. Da bleibt nur dem Verlag zuzurufen möglichst bald die weiteren Fälle der Katie Maguire aufzulegen.