Mark Brandis, Raumkadett 9: Endstation Pallas (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 29. Juli 2016 07:52
Balthasar von Weymann (Skript)
Mark Brandis, Raumkadett 9
Endstation Pallas
Sprecher: Michael Lott, Daniel Claus, Sebastian Fitzer, Sebastian Kluckert u.a.
Folgenreich, 2016, 1 CD, ca. 54 Minuten, ca. 9,99 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Es beginnt als langweiliger Routine-Auftrag: Mark Brandis und Rodrigo Rojas sollen in einer verlassenen Forschungsstation, die sich im Innern des Asteroiden Pallas befindet, nach dem Rechten sehen. In zwei Monaten will man sie wieder abholen; bis dahin herrscht Funkstille. Schnell richten sich die beiden ein und verknüpfen die täglichen Arbeiten mit Sport und Spiel.
Aus diesem beschaulichen Trott werden die Kadetten jäh durch die Meldung gerissen, dass es einen Angriff der Republiken auf die Stadt Nairobi und das Institut Justitia gegeben hat. Mark ist sofort klar, dass er und einige gute Freunde somit ihre Lebensversicherung verloren haben: Einst wurden sie Zeugen des Mordes an Präsident Bähler, und nur die bei Justitia hinterlegten Aussagen, die dann an die Öffentlichkeit gebracht worden wären, haben sie alle bislang vor Attentätern bewahrt.
Nachdem die Beweise jetzt vernichtet sind, ist es bloß eine Frage der Zeit, bis der Gegner die Freunde aufspürt und auch Mark auf Pallas finden wird. Gemeinsam mit Rodrigo versucht er, die Station zu sichern, aber ein Unbekannter, der keine Skrupel kennt, hat sich bereits Zutritt verschafft…
Nachdem das vorherige beziehungsweise achte Abenteuer, „Mondschatten“, viele Fragen offen ließ, werden in „Endstation Pallas“ lediglich die persönlichen Eindrücke, insbesondere der Tod von Nina Aaby-Ericsson, Marks erste große Liebe, für die er immer noch Gefühle hegte, im Rahmen der Dialoge verarbeitet. Außerdem wird Bezug auf ein weiter zurückliegendes Ereignis genommen, nämlich die Ermordung von Präsident Bähler. Mark und seine Freunde Annika, Alec und Rob kamen damals als Zeugen nur knapp mit dem Leben davon (Teil 3: „Tatort Astronautenschule“).
Dieses Thema wird nun in den Mittelpunkt gestellt, denn den unbekannten Drahtziehern ist es gelungen, die hinterlegten Aussagen zu vernichten, sodass es nichts mehr gibt, was die jungen Leute schützt. Mark kann nur hoffen, dass es den anderen gelang, rechtzeitig unterzutauchen, während er selbst buchstäblich auf Pallas gefangen ist, insbesondere nachdem er und Rodrigo bei einer Überprüfung ausgesperrt wurden.
Mark schaffte es jedoch, einen Ausweg zu finden und sogar den Attentäter auszutricksen. Um von seiner Gefangenen Näheres zu erfahren, bricht er ihr auf perfide Weise den Willen. Da Valéria Alvarez ihn und Rodrigo ohne ein Wimpernzucken umgebracht hätte, hat er keine Skrupel, selbst zu drastischen Maßnahmen zu greifen. Erst als er begreift, wie schrecklich sein Vorgehen war, welche Spuren es in der Psyche der Frau hinterlassen hat, bereut er seine Tat und fragt sich, ob es auch anders gegangen wäre, ob wirklich immer der Zweck die Mittel heiligt.
Das, was Mark als einen seiner größten Fehler erachtet, auch noch aus der Sicht seines erwachsenen Selbst, prägt seine Weiterentwicklung und trägt seinen Teil dazu bei, ihn zu dem verantwortungsbewussten Mann zu machen, der er später einmal sein wird. Dieses Ereignis stellt den Kern dieser Story dar, die dadurch auf sehr spannende und zugleich düstere Weise den Zuhörer fesselt - und zweifellos ein richtungsweisendes und eines der besten Abenteuer des jungen Mark Brandis ist.
Sehr schön sind auch die Gespräche von Mark und Rodrigo, die inneren Monologe und die Dialoge mit Marks Freund Alec Delaney, von dem nach ihrer empathischen Verbindung (Teil 7: „Laurin“) immer noch etwas in Mark zurückgeblieben ist.
„Endstation Pallas“ ist ein hervorragend inszeniertes, düsteres und packendes Weltraum-Abenteuer für Hörer aller Altersstufen, das diesmal vor allem durch Marks Selbstzweifel und dem damit verbundenen Reifeprozess besticht.