Tad Williams: Das Beste von Tad Williams (Buch)

Tad Williams
Das Beste von Tad Williams
(The Very Best of Tad Williams)
Übersetzung: Sabine Elbers, Vera Küpper und Horus W. Odenthal
Cross Cult, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 650 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-86425-795-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Auch wenn das Titelbild anderes behaupten mag, in „Das Beste von Tad Williams“, einer Sammlung, die vom Autor wohl selbst zusammengestellt und in einem kleineren Verlag herausgegeben wurde, befinden sich nicht nur Fantasy-Storys; diese sind gegenüber den phantastischen Erzählungen, die in der Realität angesiedelt wurden, dann doch eher in der Minderzahl. Siebzehn Geschichten finden sich unter dem Buchdeckel, die meisten haben Novellen-Länge, auch wenn einige Erzählungen dabei sind, die das Prädikat Kurzgeschichte wirklich verdienen.

 

„Das Drachentöter-Spiel“ läuft anders als erwartet, denn Ritter und Monster kommen schnell überein, dass es so nicht weitergehen kann und sollte, denn irgendwie ist es für beide nicht einträglich genug, sich in den Kampf zu stürzen. Deshalb kommen sie auf eine Idee, die ihnen beiden nur Vorteile bringt - und treten damit etwas los, was bald nicht mehr aufzuhalten ist.
„Die Hände des Fremden“ führen einen jungen Mann in den Wald zu einem verschroben scheinenden Unbekannten, der zwar magische Kräfte besitzt, aber nicht so böse scheint wie andere. Bald wird er zu einem einträglichen Geschäft, von dem auch die Dorfbewohner profitieren. Wenn da nur nicht die Neider wären, die die Zauberkunst generell aus schlecht ansehen würden…
„Kind einer uralten Stadt“ begleitet eine Karawane durch die Wüste. Die Reisenden erzählen sich Geschichten, die aber alle auf seltsame Weise miteinander verwoben sind und am Ende ein unsterbliches Geheimnis enthüllen.
„Der Jugenddetektiv von OZ: Eine Geschichte aus dem Otherland-Universum“ entführt nicht nur den Helden sondern auch die Leser in eine vertraute Welt, in der aber nichts mehr so ist, wie es einmal war.


Dies sind nur einige der längeren Erzählungen, die die Bandbreite von Tad Williams’ Schaffen präsentieren sollen, aber in erster Linie eines verraten: seinen Hang zu ausführlichen Beschreibungen und Ausschmückungen, die vor allem die Novellen etwas behäbig wirken lassen. Dass er auch ganz anderes kann, beweist er mit sehr kurzen Storys und einer im Chat-Stil.

Allen gemein ist zudem ein gewisses Augenzwinkern, warmherziger Humor, der auch viele der Figuren einen gemütlichen, ja geradezu netten Zug gibt. Gerade bei den Fantasy-Geschichten nimmt er geliebte Klischees auf die Schippe, oft genug sind nicht die Monster die Bösen, sondern die Menschen, die in ihrer Engstirnigkeit den fremdartigen Außenseitern einfach keine Chance geben.

Liebenswert, oft harmlos kommen auch die düstereren Erzählungen daher; die Vampire sind nicht das, was man erwartet, ebenso die Drachen oder andere Monster, denen sich die Helden stellen müssen. Ausgefeilte Dialoge vertiefen den Eindruck und überdecken damit die wenig vorhandene Action oder gar Horror-Elemente.

Bei Tad Williams dreht sich kaum etwas um Sex und Crime - stattdessen kitzelt er die Charaktere seiner Figuren hervor und regt immer wieder zum Nachdenken an. Nur über eines sollte man sich immer klar sein: Wirkliche Spannung kommt in den Geschichten durch ihren langsamen Erzählfluss nicht auf, man braucht eher Geduld, um sie wirklich genießen zu können.

Ob „Das Beste von Tad Williams“ wirklich seinen Titel verdient, sei dahingestellt, das muss jeder Leser für sich selbst entscheiden. Wer aber episch in die Länge gezogene Geschichten voller Beschreibungen und Dialoge schätzt, wird sicherlich seinen Spaß an der Sammlung haben, wer jedoch eher auf Action setzt, sollte sich besser eine andere Lektüre suchen.