Nathalie Speer: Frostseelen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 05. Juli 2016 12:19
Nathalie Speer
Frostseelen
Bastei Lübbe, 2015, Paperback, 558 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-404-20804-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Heute ist es schwer zu sagen, ob hinter einen Namen wirklich ein Newcomer steckt oder dieser letztendlich nur das Pseudonym eines bereits bekannten Schriftstellers ist. Das bleibt auch bei dem Fantasy-Roman „Frostseelen“ offen, da über die Autorin Nathalie Speer absolut nichts verraten wird. Ganz offensichtlich will man die Geschichte für sich selbst sprechen lassen.
Thea ist eine junge Magieschülerin, die nie wirklich gelernt hat, die Gabe zu beherrschen und richtig mit dem Feuer umzugehen. Trotzdem schafft sie es durch Beharrlichkeit und mit viel Ehrgeiz durch die Prüfung zu kommen, auch wenn ihr Kommilitonen aus den besseren Familien Steine in den Weg legen, stammt sie doch nicht gerade aus guten Verhältnissen. Entschlossen meldet sich das vaterlose Mädchen für die Armee, denn an der Front kann man Fähigkeiten wie die ihren sehr gut brauchen, gibt es doch auf der Seite der Barbaren, die die Grenzen überfallen, ebenfalls Männer und Frauen, die über magische Macht gebieten.
Doch schon auf der Reise merkt sie, dass nicht alles so ist, wie man es ihr erzählt hat. Denn im Norden wütet eine gefährliche Seuche, die immer mehr Menschen in seelenlose Monster verwandelt und den Krieg ersetzt zu haben scheint. Das ist auch nur die Spitze des Eisbergs, denn schon bald wird sie mit noch unangenehmeren Wahrheiten über ihren Vater, Vermächtnissen aus der fernen Vergangenheit und Intrigen konfrontiert, in die sie jemand bereits in der Schule verstrickt hat.
„Frostseelen“ ist ein moderner High-Fantasy-Roman, dem man durchaus anmerkt, dass die Autorin alle Versatzstücke mit hineingemischt hat, die bei jungen Lesern im Moment besonders gut ankommen. Die Heldin ist wie üblich wieder die Außenseiterin, die nur wenige Freunde hat und sich Einiges gefallen lassen muss, im Laufe der Geschichte aber merkt, dass die Fäden bei ihr zusammenlaufen, auch wenn sie es nicht wirklich will.
Während sie noch ein wenig auffällt, bleiben die Nebenfiguren durchweg blass und sind mehr oder weniger den Rollen in der Geschichte untergeordnet, ob es nun der arrogante Gegenspieler aus der Schule ist oder der geheimnisvolle Gefangene, dessen Kräfte ihr entgegengesetzt sind, zu dem die Heldin aber nach und nach eine tiefere Bindung aufbaut.
Liebe und Leidenschaft sind zwar vorhanden, bleiben aber eher reine Nebensache und beeinflussen die Motivation der Figuren nicht.
Die Handlung selbst wird routiniert weiterentwickelt, nichts dem Zufall überlassen. Spannung entsteht weniger durch die Kämpfe und Schlachten, sondern mehr durch die Geheimnisse, die nach und nach ans Licht kommen und den Horizont der Hauptfiguren und der Leser erweitern. Deshalb gibt es immer wieder Erläuterungen und Hinweise, die sich am Ende zu einem farbenprächtigen Bild zusammenfügen, dass den Hintergrund wirklich magisch macht.
Wirklich in Erinnerung bleibt die Geschichte aber nicht, denn die Autorin macht es sich oft zu einfach, gerade im Showdown lösen sich die Probleme in Wohlgefallen auf und führen alle zu einem angenehmen Abschluss, auch wenn sich die Autorin ein Hintertürchen offen lässt.
Vermutlich wird „Frostseelen“ als schlichtes Abenteuer mit dramatischen Momenten und beliebten Zutaten gerade den jüngeren Lesern gefallen, wer insgesamt ein wenig mehr Anspruch an seine Lektüre stellt, wird eher enttäuscht sein, weil es nicht wirklich viele Überraschungen gibt und die Figuren wie auch die Handlung zu glatt gebügelt sind.