A. G. Riddle: Departure (Buch)

A. G. Riddle
Departure
(Departure, 2015)
Übersetzung von Marcel Häußler
Heyne, 2016, Taschenbuch, 430 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-43851-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

Zuerst ein Kompliment an den Verlag und vor allem an den Umschlaggestalter (auch für das Design der Abbildung) Johannes Wiebel. Das „altmodische” kleine Taschenbuchformat in Verbindung mit der Hochglanzfolie und dem spektakulären Titelbild macht einen recht ansprechenden Eindruck, da viele Taschenbücher heutzutage in diesem Bereich unter Ideenlosigkeit leiden.

Leider hat sich Heyne entschlossen, den Roman eher als Thriller zu bewerben, was an den bisherigen Erfolgen des Autors in den USA liegen dürfte. In Wirklichkeit liegt hier ein astreiner SF-Zeitreise-Roman vor mit einer spektakulären Hintergrundgeschichte und einem cleveren Plot.


Die beiden Protagonisten, die abwechselnd aus ihrer Perspektive die Geschichte erzählen, sind beide Passagiere eines zivilen Fluges von den USA nach England. Während Nick als Chef einer Firma, die Gelder und Kredite für Internet-Start-ups rekrutiert, das Gefühl hat, sein Leben sei in der Sackgasse gelandet, ist die junge Harper eine angehende Autorin, die die Qual der Wahl hat, entweder eigene Abenteuer-Romane zu schreiben mit dem Risiko, zu scheitern und ohne Geld dazusitzen, oder sich als Ghostwriterin berühmter Leute zu verdingen, was ihr Ruhm und vor allem dicke Honorare einbringen würde. Leider sind wichtige Entscheidungen für sich selbst nicht ihre Stärke.

Alles ändert sich, als der Flug auf rätselhafte und recht spektakuläre Art und Weise abstürzt. Während die Protagonisten sich selbst und einige andere Passagiere retten können, müssen sie bald erkennen, dass sie in eine rätselhafte Zukunft entführt worden sind, in der zwei verfeindete Parteien um die Havarierten kämpfen, denn diese halten den Schlüssel über das Schicksal der Menschheit in ihren Händen...

Auch wenn man sich fragt, ob es nicht eine Nummer kleiner geht, so muss man dem Autor zugestehen, dass er sich eine aufsehenerregende Geschichte ausgedacht hat. Die ganze Story erinnert manchmal frappant an Stephen Kings wunderbares Werk „Langoliers“, hat jedoch einen völlig anderen Plot.

Die Protagonisten und ihre wichtigsten Helfer erscheinen glaubwürdig in ihren Konflikten, der Hintergrund ist smart erdacht, nur beim Spannungsbogen ist zu bemängeln, dass die Erzählung in der Mitte etwas an Fahrt verliert, was aber daran liegen dürfte, dass „Departure“ auf recht hohem Niveau startet, dieses leider etwas zu lange hält, so dass der Leser zu spät Atem holen kann und dann irgendwann ermüdet.

Insgesamt stellt das vorliegende Buch aber eine packende und actionreiche Abenteuer-Geschichte dar, die auf allzu grobe und dümmliche Klischees verzichtet, extrem unterhaltsam ist, ohne jedoch einen Meilenstein des Genres darzustellen oder dem Leser allzuviel abzuverlangen.

Betrachtet man den Roman einzig und allein als flotte Unterhaltungslektüre mit leicht erhöhtem intellektuellen Niveau (denn die Zeitreisegeschichte ist schon etwas verwinkelt, hinterlässt aber erfreulicherweise keine Logiklöcher, wie dies ansonsten bei vielen ähnlichen Genre-Produkten der Fall ist), dann wird man von dieser Geschichte perfekt bedient.