Jamie Sawyer: Die Lazarus-Mission (Buch)

Jamie Sawyer
Die Lazarus-Mission
(Artefact)
Aus dem britischen Englisch übersetzt von Julian Haefs
Titelillustration von Ioan Dumitrescu
Heyne, 2016, Taschenbuch, 576 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-31725-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Sie kämpfen seit Jahren für die Menschheit. Zunächst ging es gegen das Asiatische Direktorat, dann gegen die außerirdischen Krell. Mit dem Simulatenprogramm hat man innerhalb der Allianz das erste Mal wirklich die Chance, gegen die Krell zu siegen. Über eine Standleitung werden die hochgezüchteten Kunstkörper von Soldaten ferngesteuert, die ihren eigenen Tod dann live und schmerzhaft miterleben, bis sie in ihrem eigentlichen Körper wieder zu sich kommen.

Captain Conrad Harris hat nicht umsonst den Spitznamen Lazarus verliehen bekommen - der, der zurückkommt, immer und von jeder Mission, einer der erfahrensten Pioniere des Simulatenprogramms. Doch auch er hat seine Niederlagen einstecken müssen. Das ungeborene Baby bei einem Terroranschlag eines Direktoratagenten getötet, die Frau auf einer Friedensmission im Mahlstrom der Krell verschollen. Als er zusammen mit seiner Crew die Möglichkeit bekommt, in die verbotene entmilitarisierte Zone vorzudringen um nach einer dort verdeckt arbeitenden Spionagecrew, die sich seit einem Jahr nicht mehr gemeldet hat, zu suchen, nimmt er den gefährlichen Auftrag nur zu gerne an. Dabei ahnt er nicht, dass er nicht nur verrückten Wissenschaftlern und einer Vielzahl tödlicher Krell gegenüberstehen wird, sondern auch das Artefakt einer uralten Alien-Rasse zu nahe kommen wird, als es seiner Gesundheit guttut…


Stellen Sie ich eine Mischung aus „Starship Troopers“, „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ und „Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ vor und schon haben Sie eine Ahnung, was S ie in diesem Roman erwartet. Gemeinhin könnte man den Plot als durchaus gelungene Mischung aus Space Opera und Military SF bezeichnen, wobei die sonst so typischen Military-SF-Ingredienzien, also ausufernde Schlachten-Beschreibungen, eher dezent ausgefallen sind.

Inhaltlich hat sich der Autor in seinem Roman-Erstling - zwei weitere Titel sind in Vorbereitung - an erfolgserprobte Schemata gehalten. Es gibt die geheimnisvollen Relikte einer vor Urzeiten verschollenen Alien-Rasse, dazu gesellen sich martialische Aggressoren, die den Ekel-Faktor bedienen, einen Korpsgeist der Abteilung - und auch ein verrückter Wissenschaftler darf natürlich nicht fehlen.

Das hört sich jetzt vielleicht zu negativ an, da der Inhalt trotz all der Anleihen erstaunlich gut funktioniert. Der Autor, von Beruf Rechtsanwalt, hat seine Figuren mit gerade der passenden Historie hinterfüttert um sie dem Leser erfahrbar und glaubwürdig zu machen, hat Rätsel satt und diverse Plot-Wendungen eingebaut, so dass Langeweile in der rasant aufgezogenen Handlung nicht aufkommt. Zwar wirft Sawyer mit Stereotypen nur so um sich, haben wir Ähnliches schon des Öfteren gelesen oder im Kino genossen, doch der Unterhaltungswert ist hoch. Dabei konzentriert er sich auf nur eine Handvoll von Figuren, alles Andere bleib Staffage. Diese Gestalten aber besetzt er eindeutig und interessant. Natürlich erinnern diese immer wieder einmal an Vorbilder, in der Kombination, dem Zusammenwirken aber unterstützen sie die rasant voraneilende Handlung und nehmen uns mit in die gefährlichen Geschehnisse.

Das ist in seiner sprachlichen Ausarbeitung sehr „optisch“ angelegt, immer wieder tauchten bei Lektüre vor meinem inneren Auge Film-Szenen auf, ist dies auch ein Kopfkino-Roman.

Unterm Strich also ein gelungener Serienstart, der diverse Anknüpfungspunkte für die Fortsetzungen bietet und ohne großen Tiefgang packend unterhält.