The Walking Dead 25: Unter Wölfen (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 10. Mai 2016 11:03
Robert Kirkman
The Walking Dead 25
Unter Wölfen
(The Walking Dead, Vol. 25: No Turning Back, 2015/2016)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Mark Oliver Frisch
Titelbild von Charlie Adlard & Dave Stewart
Zeichnungen von Charlie Adlard
Cross Cult, 2016, Hardcover, 144 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-86425-419-2
Von Christel Scheja
Auch der 25. Band von „The Walking Dead“ steht noch im Schatten der Ereignisse der beiden letzten Bände. Denn nun, da die Flüsterer ihr wahres Gesicht gezeigt haben, wird Rick Grimes vor die schwerste Entscheidung seines Lebens gestellt, wenn er die Welt retten will, die er und seine Freunde sich aufgebaut haben.
Um seinen Sohn von einer Dummheit abzuhalten, hat der sich doch ausgerechnet in die Tochter der Anführerin der „Flüsterer“ verliebt, wagt sich Rick mit ein paar Begleitern in die Höhle des Löwen und kann sich so versichern, dass die Vermutungen, die sie schon immer hatten, richtig waren. In der Haut von Toten stecken lebendige Menschen, die sich für ein Leben als Wanderer entschieden haben und zu grausamen Barbaren geworden sind. Wie brutal sie sind, erkennt Rick auf dem Rückweg, denn er findet die abgeschlagenen Köpfe seiner Freunde auf Pfählen wieder.
Entsetzt und erschüttert muss er die Nachricht über den brutalen und sinnlosen Tod von zwölf Mitstreitern in die Enklave bringen, was nicht nur Schmerz und Leid, sondern auch Wut unter den Menschen weckt. Als er dann auch noch zögert, ihren Forderungen nach Rache nachzukommen und die einzige Geisel mit seinem Sohn fortschickt, eskaliert die Situation, denn im ersten unbeobachteten Moment wird Rick hinterrücks angegriffen.
Die Geschichte schließt in diesem Band nahtlos an die im Vorgänger-Band an und macht somit dort weiter, wo der Cliffhanger den Leser vor einem halben Jahr zurückließ. Rick Grimes wird mehr denn je gefordert und wird dazu gezwungen, seine Stellung als Anführer überdenken.
Macht es wirklich Sinn immer nur verhandeln zu wollen und allen eine Chance zu geben, und dann auch noch zu zögern, Gleiches mit Gleichem zu vergelten? Es scheint, dass seine Leute gerade jetzt mehr denn je eine starke Hand und einen skrupellosen Anführer brauchen - so wie es Negan einst war, den er auch noch um Rat fragt.
Wieder werden ernste Fragen aufgeworfen; wie dünn ist die Schale der Zivilisation bei seinen eigenen Leuten, jetzt wo sie miterleben mussten, wie stark ein Gegner ist, der längst jede Menschlichkeit verloren hat? Wann genügen Moral und Regeln nicht mehr, um die Leute im Zaum zu halten, nun, da zwölf geliebte Menschen aus ihrer Mitte einen brutalen und sinnlosen Tod gestorben sind? Die Lektion ist hart, aber Rick muss sie lernen, genauso wie andere aus seinem Umkreis auch - die immer noch bereit sind, zu ihm zu halten.
Und das ist es wohl, was diesen Band von „The Walking Dead“ so spannend macht: die Frage, ob es nicht manchmal besser ist, dem alttestamentarischen Grundsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zu folgen. Die Zombies scheinen längst nicht mehr die Gefahr zu sein, die sie einmal waren, denn inzwischen gibt es - wie „Unter Wölfen“ verrät - weitaus gefährlichere Feinde: Menschen, die die dünne Schale der Zivilisation abgeworfen haben und nun nur noch eines sind - kaltblütige Monster.