James Bond 23: Flottenmanöver, James Gardner (Buch)

James Bond 23
Flottenmanöver
John Gardner
(James Bond: Win, Loose or Die, 1989)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2016, Taschenbuch, 390 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-86425-840-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

John Gardner hat in den 80er und 90er Jahren die Figur des James Bond mit Billigung der Erben Ian Flemings wieder aufleben lassen. Seine jährlich erschienenen Romane passten sich dem Bild an, das viele Leser in der Zwischenzeit durch die Filme gewonnen hatten, auch wenn der Geist der alten Bücher ein wenig erhalten bleibt.

 

Die Russen sind nicht mehr das Thema seit Glasnost, so dass sich die Feindbilder verändert haben. Terror-Organisationen sind jetzt das Problem, auf das sich das Hauptaugenmerk des britischen Auslandsgeheimdienstes MI 6 richtet.

M erfährt aus gut unterrichteten Kreisen, dass eine berüchtigte Terrorgruppe einen Anschlag auf einen Flugzeugträger plant und dafür vermutlich schon längst Maulwürfe eingeschleust hat. Um diese zu finden, schickt er seinen besten Mann. James Bond, der ohnehin den Rang eines Navy-Commanders besitzt, wird in den aktiven Militärdienst zurückgerufen und in den Rang eines Captains erhoben. Das bedeutet allerdings auch, dass er ein paar Schulungen im Cockpit von Kampfjets und an anderen Orten durchführen muss. Schon dort fallen ihm seltsame Dinge auf - aber gerade diesmal fällt es schwer, Freund von Feind zu unterscheiden, denn die Tarnung seiner Gegner scheint perfekt.


Unter Ian Fleming war James Bond nicht so ein Frauenheld wie jetzt bei Gardner. Denn in „Flottenmanöver“ sind es wieder einmal selbstbewusste und eigenwillige aber doch irgendwie anschmiegsame Frauen, die seinen Weg bestimmen und mehr als einmal dafür sorgen, dass er auf der Suche nach den Terroristen strauchelt.

Diesmal gibt es sogar eine zarte Liebesbeziehung, die den sonst so knallharten Geheimagenten sogar ein wenig gefühlvoll und zerbrechlich erscheinen lässt, gerade zum Ende hin. Die Geschichte bietet ansonsten die gewohnte Mischung aus Verwirrspiel und Action. Natürlich muss sich Bond wieder einmal mit Handlangern herumschlagen, bis er endlich an die gerät, die ihn wirklich interessieren. Aber auch die wissen ihn zunächst sehr nett an der Nase herumzuführen, so dass der Leser im Grunde früher Bescheid weiß als der Held und die Spannung eher darin besteht, mitzubekommen, wann Bond realisiert, was eigentlich los ist.

Alles in allem tut es der Geschichte auch diesmal gut, wenn der Geheimagent nicht zum Superhelden mutiert wie in den Filmen, sondern wie bei Fleming deutliche Schwächen zeigt, Fehler macht und gelegentlich auch mal froh über Hilfe sein kann.

Alles in allem liefert Gardner mit „Flottenmanöver“ wieder einmal ein solides Agenten-Abenteuer mit filmreifer Action ab, das James Bond jedoch weiterhin wie in den Originalromanen mit Schwächen und Fehlern ausstattet, die die Handlung nicht in allen Details vorhersehbar machen, was letztendlich viel Spannung bewahrt.