Angela Mohr: Ada - Am Anfang war die Finsternis (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. Februar 2016 10:46
Angela Mohr
Ada - Am Anfang war die Finsternis
Titelbild: Frauke Schneider
Arena, 2015, Hardcover, 360 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-401-60112-0 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Angela Mohr wurde in Stuttgart geboren. Ihre Kindheit und Jugend hat sie in einer christlichen Sekte verbracht, ehe sie sich aus deren Zwängen befreien konnte. Durch einen Sprachfehler hat sie angefangen, sich die Welt schreibend zu erschließen, später Literatur und Theaterwissenschaften studiert und in verschiedenen Berufen gearbeitet, Heute lebt und arbeitet sie als Schriftstellerin mit ihrer Familie im Rhein-Neckar-Kreis und hilft bei Aufbau einer Freien Schule mit.
Ada kennt nichts als das Dorf. Seit sie denken kann, ist sie in die strenge Gemeinschaft hineingewachsen, in der sie gelernt hat, das alles und jeder seinen Platz hat, das bestimmte Dinge weder ausgesprochen noch gedacht werden sollten, um den Frieden nicht zu zerstören. Denn eines wissen die Ältesten nur zu genau: Jenseits des Dorfes lauert das Gefahr in Form von Sünde und Verführung, werden selbst die reinen und geläuterten Seelen schwarz und fallen irgendwann in den Schoß der Verdammnis.
Allerdings leidet sie darunter, dass sie ihren Bruder Kassian verloren hat. Und genau das ist der Punkt, der sie immer wieder zweifeln lässt, der ihr Herz für Luca öffnet, der neu in das Dorf gekommen ist und anders als seine Mutter nicht so geläutert wurde, wie alle Erwachsenen dachten. Gemeinsam mit ihm beginnt sie nach und nach alle Regeln zu brechen, die jemals aufgestellt wurden, weil sie diese hinterfragt. Am Ende bleibt nur die Flucht in die Freiheit - und in eine Welt, die Ada trotz aller Neugier völlig fremd bleibt.
Der Roman liest sich zunächst wie eine weitere Geschichte aus einer postapokalyptischen Welt, gerade wenn man die Handlung aus Adas Augen mitverfolgt. Das ändert sich aber, als Luca ins Spiel kommt und dem bisher im Raum stehenden Prolog um ein weiteres Mädchen und seine Mutter einen Sinn gibt.
Denn die Geschichte ist ganz und gar in unserer gegenwärtigen Welt verhaftet, schildert Vorkommnisse, die durchaus einen realen Hintergrund haben könnten - und liest man die Biographie der Autorin, vermutlich sogar auch haben. Was die Bilder so intensiv und stark macht ist, dass sie auch für den Leser nachvollziehbar sind und erlebbar werden, ohne dass die Beschreibungen übertrieben oder aufgesetzt wirken.
Angela Mohr weiß, wovon sie spricht, wenn sie das Leben aus der Sicht Adas schildert, die in einer archaischen Welt gefangen ist, in der christliche Werte und die Bibel auf eine sehr eigene Art ausgelegt werden. Sie mag zwar gelegentlich zweifeln, versucht aber trotzdem den alten Werten treu zu bleiben, weil sie sonst nichts hat. Luca hingegen ist der ewige Rebell, der Außenseiter, der schon früh erwachsen werden musste, weil seine Mutter nicht in der Lage war und ist, sich um ihn zu kümmern, sondern eher seine Hilfe und Fürsorge braucht. Auch er benutzt die Kunst, die Sprache der Bilder, um sich auszudrücken. Und er sieht die Missklänge in der paradiesischen Gesellschaft des Dorfes, die Lügen und Unwahrheiten, die den Menschen erzählt werden, damit einige ihre Machtgier voll auskosten können.
Eine leise Romanze ist natürlich auch vorhanden, allerdings bleibt sie stark im Hintergrund und nimmt sich Zeit sich zu entwickeln. Allein das Ende enttäuscht ein wenig, da die Handlung an einem wichtigen Punkt aufhört - dem Schritt in ein neues Leben. Daher ist zu vermuten, dass mindestens noch ein zweiter Band folgen wird, um die Geschichte abzurunden. Das bleibt zumindest zu hoffen.
„Ada - Am Anfang war die Finsternis“ ist mehr als eine dystopische Romanze. Auf den zweiten Blick arbeitet die Autorin hier eine Thema auf, das sie selbst einmal sehr beschäftigt haben dürfte - den Weg aus einer Sekte, der ihr frühes Leben bestimmt hat; und das in einer für den Leser sehr unterhaltsamen Art und Weise.