Golden Dogs 2: Orwood (Comic)

Golden Dogs 2
Orwood
(Golden Dogs Volume 01: Orwood)
Szenario: Stephen Desberg
Zeichnungen: Griffo (Werner Goelen)
Übersetzung: Horst Berner
Panini, 2016, Hardcover, 56 Seiten, 13,99 EUR, ISBN 978-3-95798-701-3

Von Irene Salzmann

Unter der Führung des klugen Taktikers James Orwood haben sich die Prostituierte Fanny, die Kriminelle Lucrezia und der Mörder Lario zu der Räuberbande „Golden Dogs“ zusammengeschlossen. Innerhalb kürzester Zeit erringen sie im viktorianischen London in einschlägigen Kreisen Achtung und Neid, ziehen sich den Hass der Justiz zu - und werden übermütig.

Prompt tappen sie in eine Falle und müssen sich trennen. Fanny hat nicht die geringste Ahnung, was aus ihren Kameraden wurde, doch die Feststellung, dass sich die Beute nicht mehr im Versteck befindet, lässt Zweifel in ihr keimen, ob das Band des Vertrauens zwischen ihnen immer noch besteht. Fanny flieht nach Paris, wo sie schon bald zu einer der begehrtesten Prostituierten aufsteigt, die es sich sogar leisten kann, selbst zu entscheiden, wen sie in ihr Bett holt. Allerdings wird sie von Richter Aarons Spionen aufgespürt, taucht erneut unter und kehrt schließlich unter falscher Identität nach London zurück.

Da ihre Kameraden selbst am ‚Gedenktag‘ nicht am vereinbarten Ort auftauchen, heiratet sie den Spanier Varicio de la Volpa und begleitet ihn nach Mexiko auf seine Hazienda. Das gemeinsame Glück ist allerdings nicht von Dauer, denn Varicio scheut sich nicht, immer neue Geliebte ins Haus zu holen und sogar von Fanny zu verlangen, den Mädchen beizubringen, was Männern gefällt. Als er die Scheidung verweigert, entscheidet sie sich zu einer drastischen Maßnahme…


Nachdem im ersten Band Fanny als Hauptfigur fungierte, tut sie es auch im zweiten Band, obschon dieser den Titel „Orwood“ erhielt. Erneut werden die Ereignisse aus Fannys Sicht geschildert, und vor allem nach der Trennung der „Golden Dogs“ steht sie unbestritten im Mittelpunkt der Ereignisse, während die anderen bloß noch in Träumen oder gar nicht mehr auftauchen. Ihr Schicksal bleibt außerdem ungeklärt.

Trotzdem erfährt man ein bisschen mehr über Orwood, wenn es auch nicht so viel ist, wie man gern hätte. Fanny, die sich in ihn verliebt hat, findet heraus, was ihn belastet und antreibt, doch seine weiteren Motive bleiben ebenso im Dunkeln wie die von Lario und Lucrezia. Man weiß bloß, dass die „Golden Dogs“ die besten Diebe von London sein und reich werden wollten, um das Leben führen zu können, das sie sich immer wünschten, oder um über die Mittel zu verfügen, sich an einstigen Peinigern zu rächen.

Dass man immer noch so gut wie nichts weiß über die einzelnen Mitglieder der Bande, von Fanny einmal abgesehen, ist gewollt, aber unbefriedigend. Daran ändert auch der kryptische Text auf dem Backcover nicht viel, demnach einer aus der Gruppe zum Verräter wird. Dass der Zusammenhalt beschädigt ist, wird klar, als Fanny die Beute nicht mehr vorfindet und keiner der Übrigen zum Treffpunkt kommt, wobei sie rätselt, ob sie ihre Kameraden in den Jahren verpasst hat, in denen sie selber nicht anwesend war.

Nachdem die Ereignisse sich eingangs in rasantem Tempo abspulen, kommt später Ruhe in die Handlung, die nur kurz durch den Spion unterbrochen wird. Das Hauptaugenmerk liegt auf Fannys Weiterentwicklung. Zwar arbeitet sie erneut als Prostituierte, doch weiß sie ihre Talente so geschickt einzusetzen, dass sie zu einem richtigen Star der Halbwelt wird. Ihre Vergangenheit ist plötzlich nicht einmal mehr ein Hinderungsgrund für eine Ehe, auch wenn diese ein jähes Ende nimmt.

Ein Cliffhanger setzt den Schlusspunkt, und wieder heißt es: warten auf die Fortsetzung.

Die rätselhafte Story ist steigerungsfähig und fesselt den Leser, die geheimnisvollen Charaktere machen neugierig, die Zeichnungen sind gefällig - eine kleine Galerie am Ende rundet ab. „Golden Dogs“ ist ein Comic, der immer mehr Spaß macht und dessen Auflösung man unbedingt erfahren will.